Wissenschaftsrat | Berufsakademie Sachsen als zukunftsfähiges Bildungsmodell bewertet
Die Berufsakademie (BA) Sachsen umfasst sieben Staatliche Studienakademien, die duale Bachelorausbildungsgänge in den Bereichen Wirtschaft, Technik und (am Standort Breitenbrunn) Sozialwesen anbieten. Ein Spezifikum ist das konzentrierte, stark praxisorientierte Studium mit ausgeprägter Branchenorientierung, das auf die Ausbildung von Fach- und Führungskräften für die sächsische Wirtschaft und für das Sozialwesen zielt. Die staatlichen Bachelor-Abschlüsse der BA Sachsen sind als hochschulischen Bachelor-Abschlüssen gleichwertig anerkannt.
Der Wissenschaftsrat bewertet die Berufsakademie Sachsen als eine leistungsstarke Einrichtung, die wichtige Funktionen im regionalen Ausbildungs- wie auch im tertiären Bildungssystem erfüllt und die weder durch demografische noch wettbewerbliche Faktoren substanziell gefährdet ist. Eine Umwandlung in eine Hochschule würde eine grundlegende Strukturveränderung, insbesondere den Aufbau eines Leistungsbereichs Forschung und einen deutlichen Aufwuchs des wissenschaftlichen Personals erfordern. Für eine solche Transformation bestehen aus Sicht des Wissenschaftsrates gegenwärtig weder die erforderlichen institutionellen und finanziellen Voraussetzungen noch eine hochschul- oder arbeitsmarktpolitische Notwendigkeit.
Die künftige Wettbewerbsfähigkeit der BA Sachsen sollte jedoch durch verschiedene Verbesserungsmaßnahmen unterstützt werden. Empfohlen wird unter anderem eine größere Selbstständigkeit der Berufsakademie, indem die Direktorenkonferenz und ihre Vorsitzende bzw. ihr Vorsitzender gestärkt werden. Zur Effizienzsteigerung könnten akademieübergreifende Funktionen durch eine zentrale Geschäftsstelle wahrgenommen oder unterstützt werden. Zudem sollte die Anzahl der Stellen für hauptberufliche Dozentinnen und Dozenten so weit erhöht werden, dass eine mindestens 50prozentige Abdeckung der Lehre durch hauptberufliches Lehrpersonal erreicht wird. Empfohlen wird außerdem eine verbesserte, wissenschaftsgeleitete und transparente Gestaltung von Berufungsverfahren, verbunden mit der Verleihung des Professorentitels bei Amtsantritt und mit einer schrittweisen Anhebung der Vergütung für hauptberufliche professorale Lehrkräfte. Von zentraler Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit der Einrichtung ist ihre Attraktivität auch für Studieninteressenten. Die Gewinnung zusätzlicher Studierender sollte durch Propädeutika und gezielte Werbemaßnahmen gefördert, die Durchlässigkeit zum Hochschulsystem in Kooperation mit den Hochschulen gesichert werden. Empfohlen wird zudem eine verbindliche Mindestvergütung für die dual Studierenden. Weitere Möglichkeiten der Mitfinanzierung des dualen Studiums durch die Praxispartner sind zu prüfen.
Begrüßt wird, dass eine Beteiligung der Staatlichen Studienakademien an regionalen Wissenschaftsforen vorgesehen ist. Zur Vertiefung der Kooperationen zwischen der Berufsakademie und den sächsischen Hochschulen wird außerdem ein formalisierter Austausch zwischen der Direktorenkonferenz der BA und der Landeshochschulkonferenz angeregt.
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