Wie Olga in einem Semester das drittbeste Examen schaffte. Von Wilfried Busse

Während des Examens zum Diplom-Volkswirt in Freiburg sprach sich wie ein Lauffeuer herum, Olga hatte in einem Semester ihr Examen als Drittbeste abgeschlossen.

Ausgerechnet Olga. Olga war schön, kein Zweifel. Rehbraune Augen und rehbraune Haarmähne, beides im Großformat. Glücklich jene Bücherseiten, die das Privileg genossen, von Olgas Augen betrachtet werden zu dürfen.

Wie Olga in einem Semester das drittbeste Examen schaffte. Von Wilfried Busse

Aber Olga zum Mitschreiben einer Klausur zu bekommen, war stets Stress gewesen. Und jetzt das! Den studentischen Jungmännern war sofort klar, da konnte etwas nicht stimmen.

Wer verfiele da nicht ins zweifelnde Grübeln: Schöne Frau? Super Noten? Schöne Frauen hatten wohl Möglichkeiten, die Otto Normalstudierende nicht so hatten…

Aufgrund 2 Jahre Bundeswehr bis zum Leutnant der Reserve war ein Student der „Dienstälteste“ der Clique. Außerdem sei da ja mal „was“ gewesen zwischen den Beiden oder so ähnlich.

Schließlich wären er und Olga ja beide zusammen von der Uni Bonn zur Uni Freiburg gewechselt. Also müsse er ran. Der Gesprächs-Gegenstand war ja subtil. Wie spricht man „so was“ an?

Ausgestattet mit den besten Ratschlägen der Jungmännerwelt traf er Olga morgens „zufällig“ beim Bäcker um die Ecke.

Olga war baff erstaunt. War er doch sonst immer erst ansprechbar, wenn der Nachrichtensprecher des Südwestfunks die Zeit ansagte: „Mahlzeit liebe Hausfrauen, guten Morgen liebe Studenten, es ist zwölf Uhr Mittag, die Nachrichten…!“

Er lernte öfters nachts. Das schlechte Gewissen, kennt jeder. Seine Mutter sagte immer, am Abend wird der Faule fleißig. Nach Sonnenuntergang drückte die Sonne nicht mehr, dafür aber das schlechte Gewissen. Das kennt jeder.

Er grapschte ein paar Blümchen für Olga im Vorbeigehen am Supermarkt. Olga sah ihn etwas merkwürdig an, schloss dann die Wohnungstüre auf und ließ ihn eintreten. Sie freute sich über die Blümchen. Aber er wollte etwas von ihr, das war ihr nun völlig klar.

„Was willste?“ Klare Ansage. Das hatte die Jugmännerclique nicht geübt. „Wie hast´n das geschafft?“, platzte es aus ihm heraus.

Das Grübchen über dem blutroten Lippenstiftrot blitzte kurz auf. Wortlos stand sie auf und kam mit sechs Schuhkartons übereinander gestapelt zurück, den obersten unters Kinn geklemmt.

„Ihr habt wohl gedacht, ich hätte mit einigen Assis der Lehrstühle gepennt?“

„Das habe ich nicht gesagt“, versuchte er sich zu rechtfertigen. „Aber gedacht habt ihr´s alle, stimmt´s?“ Ihm wurde es warm am Hals, im Gesicht und hinter den Ohren. Olga war nicht der Typ, das war klar! Das hatte sie einfach nicht nötig.

Das Rätsel wurde rätselhafter. Olga war so eine ganz liebe Olga gewesen. Holländische Reederstochter, Mutter Deutsche, aufgewachsen in Genua und Den Haag, Internat in der Schweiz, 2 Semester Fribourg/Schweiz, 4 Sprachen fließend. Die beiden hatten sich im Studium in Bonn kennengelernt und waren gemeinsam nach Freiburg i. Breisgau gewechselt.

Aus bestem Stall, vom Allerfeinsten. Akzentfreies Deutsch. „Puh“, ihm war immer noch warm.

In der Disco mit Olga unterwegs hatte ihm zuverlässig höchstes Neid-Rating gebracht bei den Kumpels, Tripel AAA auf dem Freizeit-Markt. Und jetzt das! Da war jetzt dieses Selbstbewusstsein!

Gestern noch der Größte bei Olga, kam er sich jetzt ziemlich klein vor. Olga öffnete einen Schuhkarton und warf ihm einen Packen Karteikarten, zusammengehalten von einem fetten roten Einmachgummiring, in den Schoß. Er löste den Gummiring und schaute auf den Schlüssel zum Klausurvorbereitungsparadies.

Er erkannte Inhalte eines Vorlesungsskriptes, irgendwie logisch graphisch herunter gebrochen dargestellt. Durch das grafische Runterbrechen war die logische Folgerichtigkeit auf den ersten Blick echt total einleuchtend.

Eine sehr klare, sehr schlüssige Beweisführung, zwingend logisch überzeugend dargestellt. Machte Sinn, auf den ersten Blick war alles in logischen Abfolgen da.

Er überflog eine Karteikarte nach der anderen! Er versank in die Darstellung der Zusammenhänge. Der „Rote Faden“ des Skriptes war deutlich sichtbar. Wow!

Mit den logischen Häppchen auf den postkartengroßen Karteikarten löffelte er den Stoff in logischer Folgerichtigkeit in sich hinein wie die Suppe mit dem Löffel .

Wie Perlen hintereinander auf der Schnur war die innere Logik des Stoffes deutlich sichtbar auf einer Karteikartenseiten-Vorderseite, dabei kein Umdrehen der Karteikarte, also keine Unterbrechung des Gedankengangs. Weil alles nur auf der Vorderseite stand, wurde der laufende Gedankenfluss nicht unterbrochen.

Er erkannte auf einen Blick, worum es ging. So simpelmässig logisch war ihm der ganze „Theoriequatsch“ noch nie untergekommen. Sogar Gesetzes-Paragraphen waren in brutal-folgerichtiger Einfachheit logisch im Gedankenfluss hintereinander logisch dargestellt.

„Frag mich was!“ Olga lächelte, sah ihn auffordernd selbstbewusst an, das Grübchen schräg über dem dunkelroten Lippenstift zuckte kurz auf. Es war wie immer ein Gedicht, sie anzuschauen. „Hrrr…hm“, räusperte er sich und konzentrierte sich wieder auf die Karteikarten mit dem Lernstoff.

Etwas stimmte hier ganz und gar nicht! Er war ziemlich durcheinander. Die ganzen vorher zurecht gelegten Strategien und Diskussionen? Alles Quatsch. Das hier hatte niemand vorausgesehen. Das war voll ehrlich, ohne Netz und doppelten Boden.

„Also, ich erklär Dir kurz, was auf den ersten 20 Karten steht. Du kontrollierst, o. k.?“ Sie legte los, erklärte den Stoff, aber nicht auswendig herunter, sondern im Plauderton, sehr überzeugend. Er war baff.

Diese Frau wusste genau, wovon sie redete. Die Fachsprachen (das Fachchinesisch, auch Nomenklatur genannt) beherrschte sie perfekt.

Sie „dachte“ und redete flüssig in der Fachsprache. So wie er in Englisch „denke“, wenn er Englisch fließend ohne jegliches Nachdenken sprach nach Aufenthalten in England und USA.

Ihm war vorher nie bewußt gewesen, dass er für sein Studium und Examen etwa 25 Fächer sprich 25 verschiedene Fachsprachen/Nomenklaturen aktiv sprechen und schreiben können mußte.

Früh im Studium hatte er wie viele Studenten oft vergeblich versucht, das „Fachchinesich“ in die deutsche Sprache zu „übersetzen“.

Aber wo war seine „niedliche“ Olga geblieben? Die Olga, die da jetzt vor ihm saß, hatte den Bogen raus. Da saß eine Wissenschaftlerin vor ihm, die klar ansagte, wo´s lang ging. Das war keine „allerliebst-niedliche“ Olga mehr.

Jetzt war sie es, die mit ihm spielte wie die Katze mit dem Wollknäuel. Aber egal, er wollte die logische Einfachheit dieser Methode beherrschen lernen.

Ihm wurde klar, dass die Menschen viel zu kompliziert denken, wenn sie keine stringent funktionierende Methode haben. Sie graben sich schneller in Details ein, als sie sich wieder ausgraben konnten.

Diese äußerst direkte „Denke“ wollte er auch haben, diese strukturierte Einfachheit.

Allein schon Olgas Art, wie sie sich geistig locker-flüssig ohne Nachdenken im Studienfach mit der Fachsprache bewegte, so argumentativ selbstverständlich, das hatte echte Klasse. Sie dachte und sprach die Fachsprache perfekt, deshalb ihre Supernoten.

Und wie hatte sie den Stoff so schnell gelernt? An Schule und Uni lernte man das nicht.

Sein intensives Herumstöbern in Buchhandlungen und Bibliotheken auf der Suche nach „Wie man lernt“ hatte nichts gebracht außer Auswendiglern-Methoden, „besser merken“.

Ein Anderer meinte, „Wer keinen Verstand hat, kann ja aufs Gehirn zurückgreifen.“ Der Lacherfolg war ihm jedes Mal sicher. Egal, diese logisch-stringente von „A nach B“- Denke wollte er drauf haben. Sowas hatte er schon in der Schulzeit gesucht!

Wie sich das Folgende aus dem Vorhergehenden zwangsläufig logisch ergibt. Er hatte immer versucht, sich „alles zu merken“, aber das Meiste schnell wieder vergessen.

Er las und las und schon am Abend wusste er nicht mehr, was er wusste und was nicht. Wenn er einen Text las, wollte er die Quintessenz im Kopf haben.

Er verlor schnell die Lust, wenn er alles fünfmal lesen musste und trotzdem nicht so ganz richtig verstehen. Aufwand und Ergebnis standen in keinem Verhältnis, die Lernmotivation war schnell im Keller! Selten machte es Spaß, meistens war es Quälerei.

Olga erzählte ihm bereitwillig, wie sie vorher alles immer aufgeschoben habe. Aufschieberitis („Morgen, morgen, morgen fange ich an …“) sei ihre größte Krankheit gewesen.

Und Ablenkungen: „Die Wohnung war nie so aufgeräumt, die Badewanne nie so sauber geputzt, die Blumen nie so oft gegossen (die armen Blumen), die Telefonrechnung nie so hoch.“

Alles das war kein Thema mehr!

Er erlernte die Methode von Olga. Dann schaffte er in einer Woche, wofür er vorher 6 Wochen vertan hatte. Im Mündlichen wusste er dann alle Fragen zu beantworten in dem Fach, auf das er sich mit der Methode vorbereitet hatte.

Wie sagte neulich ein Student: „Da lese ich so drei Seiten, habe aber weder den Inhalt noch sonst was richtig kapiert“. Ohne diese Methode konnte er „nie gelernte“ Probleme nicht lösen.

Echte Wissensaneignung aus wissenschaftlichen Texten funktioniert nur mit einer Methode, die einen quasi „zwingt“, dass Buch oder Skript zu verstehen.

Die Lernmethode muss zwingen, den Lernstoff zu kapieren – zu begreifen, geistig zu erfassen, was wirklich Sache ist, um den Stoff zu können, anzuwenden und so Klausuren besser zu bestehen.

Verschiedenste Fachsprachen, von den Propädeutika wie Buchführung, Statistik, Mathematik etc. bis zu Fächern wie Mikro-/Makrotheorie, Wirtschaftspolitik, Finanzwissenschaft, Betriebswirtschaft, Wirtschaftsprüfung, Öffentliches Recht und Privatrecht und was es so alles zu lernen gab.

Ein Student in Jura zum Beispiel hat rund 25 verschiedene Fachsprachen wie BGB, Strafrecht usw.

Man muss in diesen Fachsprachen einen möglichst großen aktiven Wortschatz in jeder der Fachsprachen aufbauen, also sie fließend sprechen und schreiben können.

Er hatte bisher immer gelesen und gelesen und so nur passiven Wortschatz gelernt: In Vorlesungen „gehört“ und in der Bibliothek „gelesen“.

Aber die Klausur verlangte „Schreiben“ und das Mündliche „sprechen“. Das war der alles entscheidende Unterschied. Das war ihm jetzt klar geworden. Er kam sich wie ein Volldepp vor.

Die Noten bekam er für seinen „Outflow“ wie sprechen und schreiben, nicht für seinen „Inflow“ wie das Hören und Lesen. Logisch. Nur das, was er aufs Papier schrieb in der Klausur, konnte vom Korrektor auch benotet werden.

Wie hatte er das übersehen können? Es war doch so offensichtlich gewesen die ganze Schul- und Unizeit, quasi direkt vor seinen Augen. Wieso hatte er das nicht geblickt? Olga grinste ihn zuckersüß an wie ein zugegebenermaßen bildschönes Honigkuchenpferd.
Diplom-Volkswirt Wilfried Busse schult seit über 25 Jahren Schüler und Studenten auf sicheres Durchkommen und bessere Noten. Ebenso Freiberufler wie Steuerberater, Ärzte oder Unternehmer, Manager und sonstige lernwillige Kopfarbeiter, WIE sie ihre großen Lesestoffmengen an Fachliteratur effizienter aufnehmen, längerfristiger behalten und sicher anwenden können.

Diplom-Volkswirt Wilfried Busse
Wilfried Busse
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