Wie Elternschaft gelingt – trotz schwieriger Ausgangsbedingungen / Nationales Zentrum Frühe Hilfen legt Forschungsergebnisse vor
Köln – Können junge Mütter in schwierigen sozialen Situationen, beispielsweise bei einer Suchterkrankung, nach traumatischen Kindheitserlebnissen, in sozialer Isolation oder in finanzieller Not, eine enge und liebevolle Beziehung zu ihren Kindern aufbauen? Dieser Frage ist das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) erstmals für Deutschland in dem Forschungsprojekt „Wie Elternschaft gelingt“ nachgegangen. Die Studie wurde im Rahmen des Aktionsprogramms „Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigen, dass eine verlässliche Elternschaft auch unter schwierigsten Lebensbedingungen gelingen kann, wenn Mütter und ihre Kinder eine frühzeitige und intensive Unterstützung erhalten. Nach einem Jahr intensiver Mutter-Kind-Betreuung im Rahmen des Forschungsprojektes konnten fast drei Viertel der Babys eine sichere Bindung zu ihrer Hauptbezugsperson, in aller Regel der Mutter, entwickeln. In einer Kontrollgruppe ohne entsprechende Betreuung waren es nur 45 Prozent. Bei 40 Prozent der Kontrollgruppenkinder im Alter von 24 Monaten schienen jegliche Formen organisierten Bindungsverhaltens zusammenzubrechen, in der Interventionsgruppe zeigten nur 13 Prozent dieses alarmierende Verhalten. Hier konnten wichtige Weichen für eine gelingende Elternschaft gestellt werden.
Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), betont: „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Frühe Hilfen wirken. Eine sichere Eltern-Kind-Bindung ist der Schlüssel für eine gesunde Entwicklung. Diese Bindung muss von Anfang an aufgebaut werden; sie stärkt Menschen ein Leben lang und setzt sich auch in der nächsten Generation fort. Frühe Hilfen sind also eine Investition in unsere Zukunft.“
„Für die Fachkräfte in den Frühen Hilfen in Deutschland ist es eine tägliche Herausforderung, hoch belastete Familien möglichst frühzeitig zu erreichen und sie für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Schon allein deshalb sind die vorliegenden Ergebnisse bemerkenswert. Nun geht es darum, solche erfolgreichen Modellansätze in die Regelversorgung zu überführen“, erklärt Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Direktor und Vorstandsvorsitzender des Deutschen Jugendinstituts (DJI).
Durchgeführt wurde die Untersuchung von der Hamburger Forschungsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Gerhard Suess auf der Grundlage des Projektes „Wie Elternschaft gelingt – WiEge“. Das Projekt basiert auf Erkenntnissen einer bedeutenden US-amerikanischen Längsschnittstudie zur Bindungsentwicklung von Eltern und Kindern, aus der das Frühinterventionsprogramm STEEPTM (Steps towards effective and enjoyable parenting) entwickelt wurde. Junge Mütter erwerben in einem wöchentlichen videogestützten Training mit einer ausgebildeten STEEPTM-Beraterin erzieherische Basiskompetenzen, insbesondere Feinfühligkeit bei der Wahrnehmung der Bedürfnisse ihres Kindes und Angemessenheit der Reaktion auf die kindlichen Signale. Im Projekt WiEge in Hamburg wurde das Programm erstmals ausschließlich mit mehrfach belasteten Müttern erprobt.
Nähere Details zu den Evaluationsergebnissen des Projekts „Wie Elternschaft gelingt“ (WiEge) sowie weitere Informationen zu den insgesamt zehn vom NZFH koordinierten Modellprojekten Frühe Hilfen sind unter http://www.fruehehilfen.deverfügbar.
Kontakt
Dr. Marita Völker-Albert, Pressesprecherin
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
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51071 Köln
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