Wasser und Wein – das eine lebensnotwendig für Jedermann, das andere unverzichtbar geworden für Genießer – beide zusammen Grund genug für eine genussreiche Veranstaltungsreihe im Zentrum der kleinen Ortschaft Tschars.
Gemeinsam mit dem Bauern vom Hochhuaberhof schnuppern Interessierte bis zum 16. September 2015 jeden zweiten Donnerstag in die Funktionsweise der historischen Vinschger Mühlen. Angetrieben von Wasser zeigt die liebevoll renovierte Plattermühle wie hier in der einstigen Kornkammer Südtirols über Jahrhunderten lang das Mehl für die heimische Brotspezialität, die Vinschgerlen, gemahlen wurde.
Die anschauliche Vorführung des Hochhuaberbauern erschöpft sich aber nicht in der Präsentation der Funktionsweise der wasserbetriebenen Kornmühlen, sondern geht auf dem traditionellen Weinbauernhof, der nur eine kurze Wegstrecke entfernt liegt, in die nächste Runde; genauer gesagt geht die Führung hier am Hof vom Thema Wasser zum Thema Wein über.
Nach einer Einführung in die Besonderheiten des Weinbaus im trockenen, sonnigen unteren Vinschgau können die Erzeugnisse des Weinbauernhofes natürlich auch direkt verkostet werden. Beginn der doppelten Führung ist jeweils 14.30 Uhr auf dem Parkplatz hinter der Tscharser Feuerwehrhalle. Kurze Anmeldung am Vortag im Informationsbüro Kastelbell genügt.
Der Bauhof in Kastelbell gehörte seit dem 13. Jahrhundert den adeligen Herren von Kastelbell, die als Ministerialen des Landesfürsten, nämlich den Grafen von Tirol, bis ins frühe 19. Jahrhundert die Gerichtsbarkeit im unteren Vinschgau ausübten. Das Hotel Bauhof war ehemals einer jener Höfe, die einem geistlichen oder weltlichen Großgrundbesitzer gehörten und durch einen Angestellten bewirtschaftet wurde. Die Bauhöfe betrieben fast ausschließlich Ackerbau (der Name Bauhof eitet sich vom Anbau auf den Feldern ab), dessen Ernte auch für den Handel bestimmt war; die Viehhaltung diente nur für den Eigenbedarf.
Josef Rampold, ein sehr bekannter Südtiroler Buchautor und Naturliebhaber schrieb einmal über den Vinschgau: Der Vinschgau ist eine scheue Landschaft, eine Art Geliebte, die sich nach außen sehr spröde gibt. Oberflächliche Bewerber lässt sie abblitzen, die beständigen Liebhaber jedoch werden reich belohnt.
In der Tat, der Vinschgau ist das Tal der vielen Gesichter. Aus dem quadratkilometerweiten Grün der Obstplantagen ragen mittelalterliche Burgen. Die sonnenverwöhnte Landschaft lässt seit jeher guten Wein wachsen – unser Weinkeller aus dem 12. Jahrhundert ist Wahrzeichen dafür. Eine Vielzahl von beschaulichen Dörfern mit malerischen alten Kirchen. Bis auf weite Höhen ansteigende Hänge mit stattlichen Bergbauernhöfen, die mit ihren gepflegten Wiesen, Feldern und Gärten den Fleiß und die Beharrlichkeit der hier lebenden Menschen zum Ausdruck bringen. Wenn Sie sich nun noch die dominanten Dreitausender mit Südtirols höchstem Berg, dem Ortler (3.905 m.) vorstellen, dann haben Sie den Vinschgau vor sich. Was für Ihren Urlaub im Vinschgau noch Bedeutung hat, ist die Tatsache, dass dieses Tal zu den trockensten Alpentälern gehört.
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