Friedrichsdorf, 3. Juni 2011 – Der deutsche Wald ist in den
vergangenen 40 Jahren um eine Fläche von einer Million Hektar
gewachsen. Seine Holzvorräte sind die größten in ganz Europa – ein
Verdienst der nachhaltigen und naturnahen Forstwirtschaft. Als Teilziel
der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt beabsichtigt die
Bundesregierung nun, bei fünf bis zehn Prozent der Wälder die
wirtschaftliche Nutzung einzustellen. Diese Absicht stößt bei privaten
und kommunalen Waldbesitzern in Hessen und anderen
Bundesländern auf Protest. Erst kürzlich sind zudem Forderungen von
Naturschutzverbänden laut geworden, statt der von der
Bundesregierung angestrebten fünf Prozent sogar zehn Prozent der
deutschen Wälder sich selbst zu überlassen. Wissenschaftliche
Untersuchungen belegen dagegen, dass die nachhaltige und
naturnahe Bewirtschaftung, wie sie seit langem in Deutschland
betrieben wird, sich positiv auf die Artenvielfalt auswirkt.
Bei einer Realisierung der Pläne von Bund und Umweltverbänden
sehen die Waldbesitzerverbände schwerwiegende Folgen für ihre
Mitglieder. Denn die Nutzungseinschränkungen im Wald treffen den
Nerv der strukturschwachen ländlichen Räume. Auf dem Land
verdienen viele Menschen ihren Lebensunterhalt mit der Forst- und
Holzwirtschaft. Teile der Holz verarbeitenden Industrie befürchten
wegen der Pläne zum Naturschutz eine existenzbedrohende
Verknappung des Rundholzangebotes. „Der Wald muss Lebens- und
Wirtschaftsraum bleiben“, argumentieren die Waldbesitzer.
Nutzungsbeschränkungen im Wald sind nicht erforderlich, denn
Naturschutz und Holznutzung erweisen sich als gut vereinbar. Bei der
letzten Überprüfung der Bundesregierung, wie weit die Ziele der
Biodiversitätsstrategie heute erreicht sind, hat die Forstwirtschaft mit
Bestnoten abgeschnitten. Gerade in den bewirtschafteten Wäldern
nimmt die Artenvielfalt zu. Multifunktionale, nachhaltige
Forstwirtschaft bewährt sich. „Deswegen gibt es keinen Grund,
Flächen in Wäldern stillzulegen“, stellt Michael Freiherr von der Tann,
Präsident des Hessischen Waldbesitzerverbandes, fest. „Viele
Waldbesitzer haben das Gefühl, dass dieser Erfolg von der Politik
überhaupt nicht wahrgenommen wird, sondern im Gegenteil die
Wälder zusehends zu Museen gemacht werden.“ So plant die
staatliche Forstverwaltung in Hessen, weitere 3.400 Hektar Wald aus
der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen. In Baden-Württemberg
will die Regierung zehn Prozent der Staatswaldflächen stilllegen und
empfiehlt den Kommunen, es ebenso zu tun. In mehreren
Bundesländern wird die Ausweisung weiterer Nationalparks
vorbereitet.
Waldbesitzer beziehen in Positionspapier Stellung
Eine Delegation der Waldbesitzer hat die ernsthaften Sorgen der
Forst- und Holzwirtschaft um den Verlust ihrer Wirtschaftsgrundlage
am Freitag, 27. Mai, bei der Umweltministerkonferenz in Wernigerode
vorgetragen. Sie übergaben den Ministern ein Positionspapier mit
dem Titel „Waldstrategie 2020“. Darin äußerten sie ihr Unverständnis,
den Pfad der bewährten nachhaltigen Forstwirtschaft zu verlassen.
Wald und Forstwirtschaft leisten einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz, zur Energiewende, zur Beschäftigung und zum Erhalt der ländlichen Räume.
Unterstützt wird die Position der Waldbesitzer vom Deutsche Städteund
Gemeindebund, der weitere Unterschutzstellungen oder
Nutzungseinschränkungen im Wald ablehnt.
Bewirtschaftung erhält Arbeitsplätze
Der Wald hat nicht nur eine klima- und artenschützende Funktion,
sondern ist auch wirtschaftlich von großer Bedeutung. In Deutschland
sichert er 1,2 Millionen Menschen eine Arbeit. Der Wirtschaftszweig
Forst und Holz erzielt pro Jahr einen Umsatz von 170 Milliarden Euro. Es
spricht viel dafür, in konsequenter Folge aus dem Moratorium über
die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke in Deutschland auch die
Strategie der Flächenstilllegung grundlegend zu überdenken. Ein
erheblicher Teil der Wälder ist bereits als europäisches
Naturschutzgebiet ausgewiesen. Eine Stilllegung von genutzten
Wäldern erfordert Holzimporte aus dem Ausland – bereits jetzt kann
Deutschland seinen Verbrauch an Holz nur zu zwei Dritteln aus
heimischen Wäldern decken. Wird die Biodiversitätsstrategie der
Bundesregierung umgesetzt, gehen der holzverarbeitenden Industrie
mindestens fünf Millionen Kubikmeter Holz verloren. Daran hängen
etwa 40.000 Arbeitsplätze und eine Wertschöpfung von 2,3 Milliarden
Euro. Dies geht aus einer Berechnung des Johann Heinrich von
Thünen-Instituts in Hamburg hervor. Die Waldbesitzerverbände setzen
sich dafür ein, dass die Menschen auf dem Land mit produktiver
Arbeit im Wald Wertschöpfung und Einkommen erwirtschaften
können. Zudem ist eine Stilllegung von Waldfläche langfristig dem
Klimaschutz abträglich: In ungenutzten Wäldern zerfällt das Holz und
verliert somit die klimaschützende Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern.
Der Waldbesitzerverband vertritt die berufsständischen und wirtschaftlichen Interessen der über 60.000 nichtstaatlichen Waldbesitzer in Hessen. Er tritt für die Leistungssteigerung der forstlichen Betriebe ein und bekennt sich zu dem Grundsatz der Unantastbarkeit des Waldeigentums, der Freiheit seiner Bewirtschaftung und des Rechts auf Selbstverwaltung.
Durch seine Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) wirkt der Waldbesitzerverband an der Gestaltung bundespolitischer Themen mit. Er ist in mehreren Gremien des Deutschen Forstwirtschaftsrates und des Holzabsatzfonds vertreten.
Der Waldbesitzerverband hat sein Angebot zur Beratung der Mitglieder in den vergangenen Jahren erheblich ausgeweitet. Fachseminare zu forstlichen, betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und jagdlichen Themen werden von einer großen Teilnehmerzahl angenommen.
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