Braucht das deutsche Fernsehen noch ein Talk-Format? Nach dem gestrigen Abend muss man diese Frage eindeutig mit „Ja“ beantworten. Der Tagesspiegel schreibt in seiner heutigen Ausgabe (25.03.2011): „Die zwei Stunden hatten alles, was man sich von einem ordentlichen Schlagabtausch erhofft: Wut, Witz und Argumente, die wie Keulen durch den Saal fliegen.“
Zum Start der neuen Diskussionsreihe „Disput Berlin“ mit Moderator Stefan Aust wurde die Frage diksutueirt, brauchen wir für ein friedliches Zusammenleben wirklich die durch Religion vermittelten Werte und Regeln? Eingeladen waren vier Talkshowgäste pro und vier Talkshowgäste contra Relegion und 250 Gäste, die 24 EURO für die Eintrittskarte gezahlt hatten. Eine neue private Initiative unter Federführung der Autorin Jutta Falke-Ischinger und des Unternehmers Karl Ratzek hatten zum „Disput Berlin“ in die Villa Elisabeth in Mitte eingeladen.
Zu Beginn des Diskussionsabend durften die Gäste in einer Art „Infratest für Arme“ (Stefan Aust) über die These abstimmen: Ohne Relegion wäre die Welt besser dran. Immerhin 56 Prozent der Gäste gaben sich als Streiter für die Relegion zu erkennen. Dann hatten die Talkshowteilnehmer jeweils vier Minuten Zeit, ihren Standpunkt zu vertreten. Auf der Seite der Religionsverteidiger standen Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, der erzkatholische Prälat und bayerisch-schwäbische Wallfahrtsdirektor Wilhelm Imkamp, Alt-Bischof Wolfgang Huber und Publizist Matthias Matussek. Auf der anderen Seite diskutierten die Soziologin Necla Kelek, der Publizist Alan Posener, die Juristin Monika Frommel und Mathematiklehrer und Sprecher der antireligiösen Giordano-Bruno-Stiftung Philipp Möller, .
Nach einem ersten Schlagabtausch durfte das Publikum erneut voten und die Gläubigen setzten sich dieses Mal sogar mit 63,2 Prozent durch. Dann mussten die Talkshowgäste Fragen des Publikums beantworten. Den Schluss der Veranstaltung kommentiert Claudia Keller vom Tagersspiegel so: „Nach der dritten Runde, in der Atheisten und Gläubige noch einmal ihre Argumente vortrugen, ging es zum Countdown – „jüngstes Gericht, wie es bei Ihnen heißt“, sagte Aust und beugte sich zu den Religiösen: Die Atheisten hatten etwas zugelegt, aber es reichte nicht für einen Sieg. Der Abend endete mit einem sauberen 3:0 für die Frommen.“
Technischer Dienstleister für diese Pilotsendung war die ESB Service for Broadcasting GmbH, die mit einem Übertragungswagen vor Ort die fernsehtechnische Aufzeichnung realisiert hat. Schon jetzt laufen die Planungen für einen zweiten „Berlin Disput“ – dann zu der These „Die Ehe ist tot.“
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