„Schwabenhatz“ und „Die Dame mit dem Pfauenhut“ sind die preisgekrönten Werke des Jahres 2011.
Die Sieger des Autorenwettbewerbs mit Schauspielern, Regisseur und Moderatoren
Berlin (2.12.11): Unter dem Motto SCHREIBEN FÜR SCHWABEN suchten die „Schwaben von Berlin“ ein besonderes Theaterstück. Ein spannendes, witziges, freches, gerne auch hochaktuelles Stückle sollte es sein, denn gespielt wird es im nächsten Jahr in schwäbischer Mundart. Der aus dem Schwäbischen stammende Regisseur Achim E. Ruppel hat dazu einen Autorenwettbewerb durchgeführt. Die Inhalte der Siegerstücke sind erstaunlich und vielfältig. Sie zeigen viel vom Seelenleben schwäbischstämmiger Bürger in Berlin. Die Sieger wurden während einer großen Gala-Veranstaltung gestern Abend in der Landesvertretung von Baden-Württemberg geehrt.
Die Schwaben Berlins standen in der jüngsten Vergangenheit stark im Brennpunkt öffentlicher Aggressionen. Oftmals mussten sie als Stellvertreter für eine allgemeine Unzufriedenheit her halten. Diese Situation hat sich auch in die zeitgenössische Kultur und Literatur eingeprägt, wie die Siegerstücke des Autorenprojektes verdeutlichen.
Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland waren aufgerufen, einen Beitrag für Schwäbische Kultur leisten können. „35 teilweise hochprofessionelle Werke haben uns erreicht,“ freut sich Initiator Achim Ruppel, der jedes einzelne Werk gemeinsam mit der Jury intensiv studierte
„Gutes Theater wird es sein, das im Herbst 2012 in der Berliner ‚Vagantenbühne‘ und im
Stuttgarter ‚Theater in der Altstadt‘ zur Aufführung kommen wird“, ist sich Ruppel sicher.
Die Jury, bestehend aus dem Theaterförderer und Ex-Bahn-Chef Heinz Dürr, dem bekannten Drehbuch und Bühnen-Autor Felix Huby, dem parlamentarischen Beobachter und kritischen Journalisten aus der ‚Stern‘-Redaktion Hans-Peter Schütz sowie den Intendanten Jens-Peter Behrend und Susanne Heydenreich der genannten Partnertheater hatten bei der Auswahl der zahlreichen Stücke keine leichte Arbeit.
Starke Themenvielfalt
„Also einfach war „s nicht. Eingesandt wurden bis zum Stichtag 15.09. Wettbewerbsbeiträge aus
Österreich, der Schweiz, aus dem gesamten Bundesgebiet und vor allem natürlich aus Baden-Württemberg“, beschreibt Jurysprecher Felix Huby die Situation. “ Nach einer Vorauswahl hat sich die Jury mit elf Stücken intensiv auseinandergesetzt und gemeinsam beraten und diskutiert.“
Vorgefunden haben die Juroren dabei ein breit gestreutes Themenfeld.
Achim Ruppel: „Da gab es eine bedrückende und zugleich faszinierende Familiengeschichte aus der Nazizeit – ein düsteres Stück über kollektiv unmenschliches Verhalten in einer Dorfgemeinschaft. Ein anderes schreibt über machtvolle Auseinandersetzungen in der Wirtschaft, dann ein Science-Fiction-Stück, welches die Herrschaft einer machtgierigen Elite über das Individuum thematisiert. Weitere Variante: ein Volksstück über das Aufbegehren der Bevölkerung gegenüber Investoreninteressen. Schließlich Themen wie ein adaptierter Märchenstoff, ein gescheitertes Liebesglück zwischen Stuttgart und Berlin, ein Monolog über die Einsamkeit und die Sehnsucht nach Liebe. Es war fast alles vertreten, was man sich auf dem Theater so vorstellen kann.“
Bei aller Vielfalt kristallisierten sich zwei Stücke heraus. Und da die beiden Arbeiten von der Jury jeweils gleich viele Stimmen bekamen, entschlossen sich die Juroren dazu, zwei gleichberechtigte 2. Preise zu vergeben.
Die Dame mit dem Pfauenhut
Das erste prämierte Stück trägt den Titel „Die Dame mit dem Pfauenhut“.
Seine Geschichte: Luca Tobias heißt eigentlich Tobias Vögele, lebt in Berlin und im Konflikt mit seinem Vater, der vor über dreißig Jahren von Lucas Mutter verlassen worden ist und sich daher fortan nur noch dem schwäbischen Nationalsport widmete, dem Schaffen. Luca Tobias Vögele soll nun selber Vater werden, gleichzeitig steht er vor dem großen Durchbruch als Schauspieler – glaubt er wenigstens. Doch jetzt holt überraschend die Vergangenheit Vater und Sohn Vögele ein, und zwar in der Person der einst verschwundenen Ehefrau und Mutter. Die heftigen Verwicklungen sind damit vorprogrammiert.
Die Begründung der Jury: „Christiane Keppler und Albrecht Metzger erhalten den Preis, weil es ihnen gelungen ist, nicht nur die komplizierten Familienkonflikte spannend und amüsant darzustellen, sondern auch die besondere Situation, in die so mancher Schwabe kommen kann, wenn es ihn in die multikulturelle Gesellschaft Berlins verschlägt.“
Schwabenhatz
Das zweite prämierte Werk wurde durch das Autorenteam Ulrike und Hans Münch geschrieben – „Schwabenhatz“. In einem satirischen, teils bitterbösen und dann auch wieder charmanten Bilderbogen erzählen die beiden Autoren, wie es Schwaben, die zum Beispiel von dr Alb ra kommen, in Berlin ergehen kann. Eigene Erfahrungswerte scheinen hierbei in das Werk eingeflossen sein.
Wird hier ein Konflikt verstärkt?
„Dialekt verstärkt“ und darauf setzen die „Schwaben in Berlin“, die im vergangenen Jahr ihre erste
Mundart-Produktion in Berlin herausgebracht haben. Nur ein Schwabe, so die provokative
Behauptung damals, kann die Hauptstadtpleite noch aufhalten. Das Stück wurde zu einem großen
Erfolg. Und so wollen die Schwaben, die in Berlin Theater machen, den Nerv der Zeit treffen.
„Wir wollen einen Beitrag für die gegenseitige Verständigung und für die Multikulti-Gesellschaft in Berlin leisten,“ Ruppel schmunzelt, „denn oftmals kennt man sich nicht gut genug. Dabei hasst der Schwabe selbst nichts mehr, als die Kehrwoche. Wir wollen mit Vorurteilen aufräumen.“
Die Theaterprojekte in 2012 sollen einen wichtigen Baustein in der Verständigung liefern.
Unterstützt wird der Autorenwettbewerb vom Verein der Baden-Württemberger in Berlin und dem
Förderverein Schwäbischer Dialekt (Tübingen).
Am 01.12.2011 fand die feierliche Preisverleihung in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin, wo die Schauspieler Franziska Traub, Yasemin Licata, Günter Barton und Sebastian Hölz Auszüge der prämierten Stücke dem honorigen Publikum in einer szenischen Lesung vorstellten.
(Bildquelle: Mike Fuchs
Schwaben in Berlin ist eine Initiative, die sich um die Schwäbische Kultur und um den Austausch dieser auf künstlerischer Ebene bemüht.
Schwaben in Berlin
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