Der italienische Künstler Francesco Neri ehrt den weltberühmten deutschen Lichtbildner
Am 20. April 1964 starb August Sander, der für seine Photographien, vor allem sein Porträtwerk, hochgeschätzt wird. Der italienische Künstler Francesco Neri, der vor sechs Jahren den ersten August-Sander-Preis erhielt, hat nun anlässlich des 60. Todestages von August Sander der Photographischen Sammlung eine Schenkung von acht seiner jüngsten Porträtphotographien überreicht. Sie zeigen ältere Menschen aus dem ländlichen Milieu Norditaliens in ihrem Alltag, zugewandt und lebensnah. Dass zwischen den Aufnahmen von August Sander, für den das ländlich-bäuerliche Umfeld ein wichtiger Bezug war, und denen von Francesco Neri rund 100 Jahre liegen, mag man im Vergleich einiger Porträts kaum glauben. Neben der Beobachtung allgemein verbindender Grundzüge lassen sich bei genauerem Hinsehen auch zeittypische, differierende Momente entdecken. Welche Bedürfnisse hat der Mensch, welche Lebenserfahrungen und welche Einflüsse sind prägend? „Sehen, Beobachten, Denken“ war das Motto von August Sander, das offenbar bis in die Gegenwart trägt.
Im Alter von 87 Jahren war August Sander vor 60 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls im St. Anna Hospital in Köln-Lindenthal gestorben, unweit seiner bis Anfang der 1940er-Jahre betriebenen Lichtbildwerkstatt in der Dürener Straße 201. Beigesetzt wurde er auf dem Melaten-Friedhof und in seinem Archiv erhaltene Kondolenzschreiben zeugen von großer Anteilnahme u. a. seitens der Bürgermeister der Stadt Köln und der Stadt Herdorf, seinem Geburtsort, wo er 1958 zum Ehrenbürger ernannt wurde. Auch Konrad Adenauer bekundete seine Anteilnahme ebenso wie Gerhard Schröder, Bundesminister des Auswärtigen und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Photographie, zu deren Gründungsmitgliedern August Sander gehörte. Persönlichkeiten aus der Kultur und dem privaten Umfeld schickten Briefe an Gunther Sander, den Sohn, der Sanders Nachlass übernehmen sollte. Nach dessen Tod 1987 übernahm das Erbe Enkel Gerd Sander, der den Nachlass seines Großvaters bewahrte bis 1992 die Kulturstiftung der Stadtsparkasse Köln (heute SK Stiftung Kultur) den Bestand erwarb.
Damit sollte an Sanders Wirkungsort Köln der Grundstein für eine Institution gelegt werden, die sich zeitübergreifend und international der sachlich-dokumentarischen Photographie widmet und damit das Schaffen von August Sander durch Ausstellungen, Publikationen und eine entsprechende Forschungsarbeit weiter würdigt. Überzeugt von dieser Idee war vor allem auch das Künstlerpaar Bernd und Hilla Becher, die Sanders photographisches Konzept, seinen sachlich präzisen Blick und sein Gespür für das Typische als vorbildlich auch für ihre eigene Arbeit schätzten.
So entstand Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur mit Sitz im Kölner Mediapark, die in ihrem Programm künstlerische Positionen hervorhebt, die sich in ihren Werkreihen mit vielfältigen Themen zwischen Porträt, Industrie, Landschaft, Architektur und Natur befassen. Davon zeugt inzwischen auch ein gewachsener Sammlungsbestand, in dem das August Sander Archiv einen wichtigen Bezugspunkt darstellt
Ein Zeichen für die zeitlose Aktualität von Sanders Werk ist der August Sander-Preis, der seit 2018 in Abständen von zwei Jahren an Photographieschaffende bis 40 Jahre verliehen wird, die sich um die Porträtphotographie verdient gemacht haben. Die Bewerbungen zeigen immer wieder, wie nachhaltig das Schaffen von August Sander weltweit prägend ist.
Das 1992 von der SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn erworbene August Sander Archiv, das neben dem künstlerischen Nachlass auch die Bildrechte von August Sander umfasst, bildet den Grundstein der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur. Es ist das weltweit größte Konvolut mit originalen Werken des Photographen (1876-1964). Mit Blick auf Sanders sachliche und konzeptorientierte Photographie erweiterte sich die Sammlung um weitere seinem Ansatz verwandte Arbeiten anderer historisch wichtiger und zeitgenössischer Künstler. Schwerpunkte bilden so auch die Photographien von Bernd und Hilla Becher, von Karl Blossfeldt, von Jim Dine und vielen mehr. Die Ausstellungen orientieren sich programmatisch am Sammlungsbestand.
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Bildquelle: © Photogr. Slg./SK Stiftung Kultur; Francesco Neri