Große Währungsprobleme / Umsatzanstieg als Indikator für Bad-Stellenwert / Kompetenz für Barrierefreiheit und Gesundheit
Die mit knapper Mehrheit getroffene Entscheidung der Bevölkerung im Vereinigten Königreich für den EU-Austritt erfordert in der Sanitärbranche eine „differenzierte Betrachtung“. Während das Geschäft der vorwiegend im Inland tätigen Marktstufen Fachgroßhandel und Fachhandwerk aus heutiger Sicht darunter kaum leiden dürfte, sieht die häufig stark exportorientierte Industrie „erhebliche Risiken“ für Umsatz und Ertrag. So schätzt die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) in einer Stellungnahme die möglichen Brexit-Folgen ein. Insgesamt rechnet der Dachverband jedoch nicht mit einer „tiefen Bremsspur“ in der seit Jahren positiven Branchenentwicklung. Generell seien die Badperspektiven auch mittelfristig günstig.
Für Hartmut Dalheimer ist das Ausstiegs-Votum grundsätzlich ein „katastrophales Zeichen“ für die Briten selbst und den ganzen europäischen Prozess. Speziell den deutschen Herstellern droht von der Währungsseite eine wesentliche Belastung des Exportgeschäftes, betont der VDS-Vorsitzende. Das wirke sich auf die in Großbritannien engagierten Firmen sofort negativ aus. Auch Thilo C. Pahl befürchtet „nachhaltige Probleme“ auf der Ausfuhrseite. Dies ist nach Aussage des Vorsitzenden des IndustrieForum Sanitär (IFS) schon deshalb relevant, weil Großbritannien zu den „bedeutenden Märkten“ gehöre. Nicht auszuschließen seien unterschiedliche Konsequenzen für das Handels- und Objektgeschäft – besonders dann, wenn es zu einer substanziellen Immobilienkrise primär im gewerblichen Sektor komme.
Zunächst gelte es aber, die weitere Entwicklung und den Verlauf der noch nicht einmal terminierten Austrittsverhandlungen abzuwarten. Aktuell seien die Ergebnisse bis hin zur Frage, ob der Brexit überhaupt vollzogen werde, völlig offen. Dalheimer und Pahl: „Es ist zu hoffen, dass am Ende vernünftige Lösungen stehen, die den freien Waren- und Dienstleistungsverkehr in der EU nicht irreparabel beschädigen. Die Verantwortung dafür liegt klar bei der Politik.“
Kontinuierlicher Aufschwung
Ansonsten habe die mittelständisch geprägte Sanitärbranche „wenig Grund zur Klage“. 2016 werde voraussichtlich das siebte Wachstumsjahr in Folge. So prognostiziere das ifo-Institut für das laufende Jahr ein erneutes Umsatzplus von 3 % auf 23,6 Mrd. Euro. Danach steigen die Verkaufserlöse im Inland mit 3,1 % auf 19,7 Mrd. Euro etwas schneller als die im Ausland (+ 2,6 %).
Wie VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann ergänzend mitteilt, erhöhte sich der Branchenumsatz 2015 um 1,8 % auf 22,9 Mrd. Euro. Laut ifo-Schätzung entfielen dabei auf das Inland 19,1 Mrd. Euro (+ 1,6 %). Zum Vergleich: 2010 erzielte der Wirtschaftszweig noch einen Gesamtumsatz von 19,8 Mrd. Euro. Auch diese Zahl bestätige die „ununterbrochene und gerade deshalb ungewöhnliche“ Kontinuität des Aufschwungs. Er sei zudem ein „klares Signal“ für den stetig wachsenden Stellenwert des Bades in der Bevölkerung.
Das monatlich für die Sanitärbranche erhobene ifo-Konjunkturbarometer zeige ebenfalls einen unverändert positiven Nachfragetrend. Im Mai habe der Geschäftslage-Index mit + 74 % sogar den besten Wert seit Beginn der entsprechenden Datenerfassung im Jahre 2004 erreicht. Auch die Erwartungen deuten bisher stabil auf weiteres Wachstum hin, hebt Wischmann hervor. Ob und wie z. B. die Brexit-Diskussion auf die Stimmung drücke, schlage sich in den Statistiken rasch nieder.
Generell verfüge die Branche über „sehr gute Zukunftschancen“. Sie resultierten u. a. aus zwei zentralen Kompetenz- und Geschäftsfeldern. Dabei handele es sich einerseits um das speziell mit Blick auf den demografischen Wandel wichtige Segment „Barrierefreie Bäder“ und andererseits um den nachweisbaren Nutzen moderner Bäder für die menschliche Gesundheit. Beide Themen greife die Sanitärwirtschaft in umfassenden Informations- und Kommunikationsinitiativen auf. Dabei gehe es nicht zuletzt darum, den Verbrauchern das professionelle Leistungspaket bei Planung, Ausstattung und Realisierung individueller Bäder zu vermitteln. Seriöse Aufklärung habe dabei Priorität. Das unterstreiche etwa die von Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks übernommene Schirmherrschaft für die bereits 2013 ins Leben gerufene Aktion Barrierefreies Bad (ABB).
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Obwohl die Brexit-Entscheidung in der Sanitärwirtschaft eine „differenzierte Betrachtung“ erfordert, rechnet ihr Dachverband insgesamt nicht mit einer „tiefen Bremsspur“ in der seit Jahren positiven Entwicklung. Laut ifo-Schätzung steigt der Branchenumsatz 2016 zum siebten Mal in Folge auf dann 23,6 Mrd. Euro. Die „ungewöhnliche Kontinuität des Aufschwungs“ bestätige den stetig wachsenden Stellenwert des Bades in der Bevölkerung.
Grafik: Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS)
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