Regierung ließ überteuerte E-Autos kaufen

Forscher bezahlten für drei Elektromobile rund 360.000 Euro / Bund der Steuerzahler: „Verschwendung von Steuergeldern“

360.000 Euro – so viel gaben Forscher bei einem von der Bundesregierung finanzierten Projekt für den Kauf von drei Elektroautos aus. „Zu viel“, sagen sowohl der Akku-Entwickler Gerold Neumann als auch der Bund der Steuerzahler gegenüber AUTO BILD (Heft 22/2011, erscheint am Mittwoch, den 1. Juni).

GridSurfer heißt ein Forschungsprojekt, das im niedersächsischen Oldenburg die „inter-urbane Integration von Elektrofahrzeugen in Energiesysteme“ entwickelt. Daran beteiligen sich seit 2009 Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium mit rund 8,4 Millionen Euro an staatlichen Fördermitteln. In einem neuen dreimonatigen Feldversuch sollte die „Alltagstauglichkeit der Elektromobilität in ländlichem Raum“ untersucht werden. Dafür besorgte das von GridSurfer mit der Umsetzung des Feldversuches beauftragte Institut Next Energy drei Elektroautos – mit einer Reichweite von 300 Kilometern, Platz für vier Personen und Kofferraum. Das Problem dabei: Ein solches E-Auto hat bisher kein Automobilkonzern entwickelt. Deshalb kaufte Next Energy die Wagen beim Berliner Start-up-Unternehmen DBM Energy. Für drei zum E-Mobil umgerüstete Audi A2 kassierte DBM rund 360.000 Euro.

Wie DBM auf einen Kaufpreis von 120.000 Euro pro Auto kommt, wundert selbst Fachleute. Akku-Entwickler Gerold Neumann sagt gegenüber AUTO BILD, dass der Kaufpreis „nicht gerechtfertigt“ sei. Um auf eine solche Summe zu kommen, müsse man schon einen großen Teil der Entwicklungskosten hineinrechnen, erklärt Neumann. Gemeinsam mit einem Fachmann für Elektroumbauten hat AUTO BILD ausgerechnet, dass ein Elektro-A2 kaum mehr als 71.000 Euro kosten dürfe.

Es sei schlicht „Unsinn, dass der Bund überschüssige Projektmittel für überteuerte Testwagen“ ausgebe, sagt der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Karl Heinz Däke. „Dieser Kauf ist nichts anderes als eine Verschwendung von Steuergeldern.“ Bettina Lenz, Bereichsleiterin bei Next Energy, hält 360.000 Euro hingegen für einen „günstigen Preis“. Während sich DBM nicht äußern wollte, legte das Bundesverkehrsministerium Wert auf die Tatsache, dass für den Kauf „keine zusätzlichen Fördermittel“ verwendet wurden.

Warum der Kaufpreis so hoch lag, ist nicht die einzige offene Frage beim Forschungsprojekt: So bleibt unklar, warum Next Energy einen Feldversuch mit E-Autos plant, deren Reichweite in den kommenden Jahren zu einem bezahlbaren Preis nicht umsetzbar sein wird. Offen bleibt auch, wieso die Autos für den dreimonatigen Test gekauft und nicht geleast wurden.

AUTO BILD
Klaus Papp
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