Bensheim. Die Sängerin und Schauspielerin Indira Weis hat der Karl Kübel Stiftung 7.000 Euro für das Projekt „Eine Brückenschule für Kinderarbeiter in
Hassan“ gespendet. Damit ermöglicht Indira Weis zwölf Kindern im Distrikt
Hassan im südindischen Bundesstaat Karnataka für mindestens ein Jahr den
Schulbesuch und damit bessere Zukunftschancen. Die deutsch-indische
Künstlerin, die in Südhessen aufwuchs, hat die Spende heute der Karl Kübel
Stiftung persönlich überreicht. Die Spende geht auf die Teilnahme von Indira
Weis an der RTL-Sendung „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ zurück; für
jeden Tag in dem Dschungelcamp stellte ihr der Sender RTL 500 Euro für einen guten Zweck ihrer Wahl zur Verfügung; das Geld kommt nun der Stiftung zugute.
„Den Einsatz der Karl Kübel Stiftung gegen Kinderarbeit in Indien habe ich
seit längerer Zeit mit großem Interesse und viel Sympathie verfolgt. Die
Stiftung ist in meiner hessischen Heimatregion ansässig und setzt sich
zugleich für Kinder in Indien ein, wohin ich ebenfalls viele persönliche Bezüge habe. Hinzu kommt, dass sich meine Familie bereits mehrfach aktiv an
Aktionen beteiligt hat, um bedürftigen Familien in Indien zu helfen. Daher
liegt es für mich auf der Hand, das Projekt der Karl Kübel Stiftung mit meiner Spende zu unterstützen und damit ehemaligen Kinderarbeitern in Südindien
bessere Zukunftschancen zu geben“, sagt Indira Weis. „Die Karl Kübel Stiftung dankt Indira Weis für ihr uneigennütziges Engagement. Diese Hilfe ist uns sehr willkommen, und sie wird den Kindern in der Brückenschule
unmittelbar zugutekommen“, erklärt Landrat Matthias Wilkes, der
Stiftungsratsvorsitzende der Karl Kübel Stiftung.
Die Überwindung von Kinderarbeit stellt nach wie vor eine der weltweit
großen Herausforderungen dar. Indien verzeichnet die höchste absolute Zahl
an Kinderarbeitern: Dort arbeiten schätzungsweise 12,6 Millionen Kinder
zwischen fünf und 14 Jahren in regulären Unternehmen. Bis zu 43 Millionen weitere Kinder dürften im informellen Sektor arbeiten, d.h. in
Kleinstbetrieben, als Haushalts- oder Erntehelfer. Armut und Arbeitslosigkeit
zwingt die Ärmsten, saisonal auf der Suche nach Arbeit abzuwandern und bei
Ernteeinsätzen oder im Straßenbau ihr Auskommen zu finden. Die Kinder
arbeiten häufig bereits ab dem Kleinkindalter über Monate hinweg als Helfer auf Feldern oder Baustellen. Sie schuften im Bergbau, in der Landwirtschaft oder als Küchenhilfen, und das oft unter schwierigsten Bedingungen.
Studien belegen, dass Kinderarbeiter in Indien häufig gefährlichen Arbeitsbedingungen und überlangen Arbeitszeiten ausgesetzt sind.
Missbildungen und Krankheiten, Unterernährung sowie eine deutlich kürzere Lebenserwartung sind oft die direkte Folge. Trotz einer fortschrittlichen Gesetzgebung und vieler Initiativen des indischen Staates konnte das Problem der Kinderarbeit bislang nicht eingedämmt werden. Die Chance, durch den Schulbesuch aus dem Teufelskreis von Armut, Analphabetentum und beruflicher Perspektivlosigkeit auszubrechen, bleibt
diesen Kindern, vor allem Mädchen, dauerhaft verwehrt.
Das Projekt „Eine Brückenschule für Kinderarbeiter in Hassan“ der
Partnerorganisation Prachodana dient dazu, Kinderarbeitern aus allen Teilen
des Distrikts den Zugang zu Bildung zu ermöglichen.
Indische Partnerorganisation gegen Kinderarbeit erfolgreich
Die Arbeit der Organisation Prachodana für die ländliche Bevölkerung des
Bundesstaats Karnataka zielt seit 1994 vor allem auf die Frauen, Kinder und
Jugendliche. Mit den speziellen Anforderungen vor Ort sind die Mitarbeiter bestens vertraut. Als Partner der Karl Kübel Stiftung setzt die Organisation seit April 2004 erfolgreich Projekte gegen Kinderarbeit in die Tat um. Die Erfahrungen, die durch die Projekte gewonnen wurden, und die in anderen Teilen des Distrikts Hassan nach wie vor herrschenden Missstände im Bereich der Kinderrechte, Kinderarbeit und Bildung haben Prachodana dazu bewogen, die Brückenschule zu errichten.
Zukunft durch Bildung
In der Brückenschule leben und lernen derzeit 17 Kinder. Die Kosten für ihren
Unterricht, ihre Unterbringung und bewusstseinsbildende Maßnahmen mit
Eltern und der Bevölkerung im Hassan Distrikt belaufen sich pro Jahr auf
12.000 Euro. Der Unterricht orientiert sich zunächst an ihren individuellen
Bedürfnissen und wird später mehr und mehr den staatlichen Lehrplänen angepasst. Die Erfahrungen zeigen, dass die große Mehrheit der ehemaligen
Kinderarbeiter bereits nach einem Jahr in der Brückenschule wieder in die
staatlichen Regelschulen integriert werden kann. Dort können sie einen
regulären Schulabschluss erwerben.
Die Schüler werden von zwei Lehrern unterrichtet, die in der Brückenschule
leben. Prachodana stellt sicher, dass sie regelmäßig fortgebildet werden. Für
die gesunde Ernährung der Kinder gibt es einen eigenen Koch. Seit zwei
Jahren entsendet die Karl Kübel Stiftung zudem junge „Weltwärts“-Freiwillige aus Deutschland in das Projekt, um mit den Kindern zu lernen und Entwicklungszusammenarbeit unmittelbar mitzuerleben.
Neben dem Zugang zu Bildung ist das Recht auf Kindheit ein elementarer
Bestandteil des Projekts. Kinder sollen Kindheit erleben, durch Spiel und
Sport ihre Talente und Kreativität entdecken und entfalten können. Themen
wie Kinderarbeit und Umweltschutz werden daher auch in eigenen kleinen
Theaterstücken und Rollenspielen aufgegriffen. Die Kinder erhalten so die
Möglichkeit, ihre eigene Vergangenheit aufzuarbeiten.
Problembewusstsein der Erwachsenen wird gefördert
Während des Projekts wird auch mit den Eltern und auch der übrigen Dorfbevölkerung gearbeitet. Bewusstseinsbildende Veranstaltungen zu
Kinderrechten und Bildung dienen dazu, das Verantwortungsgefühl der Mütter
und Väter zu wecken. Über die weitere Einbindung von bereits bestehenden
Frauenselbsthilfegruppen in die Bewusstseinsarbeit soll darüber hinaus auch stärkerer sozialer Druck in den Dörfern aufgebaut werden, um ein weiteres Ansteigen von Kinderarbeit zu unterbinden.
Der Einsatz der Karl Kübel Stiftung gegen Kinderarbeit in Indien kann durch
Spenden unterstützt werden. Konto-Nr. 50 5000 bei der Sparkasse Bensheim
(BLZ 509 500 68), Stichwort „Bildung statt Kinderarbeit“, Kostenstelle 48810.
Über die Karl Kübel Stiftung:
Die im hessischen Bensheim ansässige Karl Kübel Stiftung für Kind und
Familie setzt sich seit ihrer Gründung im Jahr 1972 mit Projekten dafür ein,
dass die Lebensbedingungen für Familien im In- und Ausland verbessert werden und Kindern ein chancengerechtes Aufwachsen ermöglicht wird. Mit ihren derzeit 110 hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat die Stiftung in den vergangenen Jahren jeweils zwischen neun und 13 Millionen
Euro in gemeinnützige Projekte investiert. (mehr unter www.kkstiftung.de)
Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie
Dr. Georg Ludwig
Darmstädter Straße 100 64625
Bensheim
g.ludwig@kkstiftung.de
06251-7005-54
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