Musikevent „Pop meets Classic“ in der Lokhalle Göttingen als Plattform für Nachwuchsbands

Eine Nachwuchsband sorgt mit ihrem Song für Hochspannung:
Wird ihr Orchester-Live-Auftritt beim Musikevent „Pop meets Classic“ in der Lokhalle Göttingen der Karrieredurchbruch?
Musikevent "Pop meets Classic" in der Lokhalle Göttingen als Plattform für Nachwuchsbands

„Das wird uns sehr, sehr nahe gehen!“

Eine Nachwuchsband sorgt mit ihrem Song für Hochspannung: Wird ihr Orchester-Live-Auftritt beim Musikevent „Pop meets Classic“ in Göttingen der Karrieredurchbruch?

Trotz der ermüdenden Verbreitung von Casting-Shows im Fernsehen kann es noch immer eine umwerfende Erfahrung sein, verborgene echte Talente zu entdecken. Der Moment des Ungeahnten, der Überraschung und des Staunens, darin liegt etwas ungemein Faszinierendes. Für viel Aufsehen sorgte deshalb ein groß angelegtes Casting im südniedersächsischen Göttingen. Für den bedeutendsten Musikevent der Region, „Pop meets Classic“, der für seine diesjährige spektakuläre Show in der Lokhalle Göttingen erstmals mit einen Casting-Aufruf auf die Suche nach neuen Musiktalenten gegangen war, kamen gleich mehrere Überraschungen ans Tageslicht. Wider Erwarten hatten sich nicht nur einer, sondern gleich sieben Musik-Acts qualifiziert. „Sie waren einfach zu gut, um sie nicht zu nehmen“, sagt Projektleiter Kai Ahlborn. Bei der öffentlichen Castingshow im letzten Jahr beeindruckte eine Band ganz besonders: „Higher than Everest“. Mit ihren selbstgeschriebenen Songs und der außergewöhnlichen Stimme des Frontsängers haben die drei Göttinger Musiker das Potenzial, ganz nach oben zu kommen.

Rund 100 Künstler von 8 bis 80 Jahren hatten sich beworben. Alle, so die Vorgabe des Veranstalters, maximal im Umkreis von 40 Kilometern um Göttingen lebend, darunter auch Profis. 15 Acts waren zum Casting eingeladen worden. Den Gewinnern steht im Mai ein einmaliges Erlebnis bevor, das ihr Leben verändern kann: Wer es zu „Pop meets Classic“ schafft, der spielt nicht nur an drei Abenden live auf der Bühne vor insgesamt rund 9.000 Zuschauern. Er spielt seine Musik auch gemeinsam mit einem Symphonie-Orchester. Etwas, das selbst einen so berühmten Musiker wie Sting emotional tief bewegt. Bevor vom 20. bis 22. Mai 2011 zum siebten Mal der inzwischen mit Kultstatus belegte Event durchstartet, der vom Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren sogar mit dem Award für die „Beste Eigenveranstaltung“ ausgezeichnet wurde, treffen wir die Überraschungsband zu einem Interview.

Shakehands am Konferenztisch. Kaffee, Kekse und Laptop stehen bereit. Hinter den großen Fenstern ein grauer, Wolken verhangener Himmel. Wir sitzen im sogenannten Medienhaus in Göttingen. Nah am Bahnhof und nah am Industriedenkmal Lokhalle, in früheren Zeiten eine Reparaturhalle für Lokomotiven, heute längst eine moderne Großveranstaltungshalle, die multifunktionalen Raum für fast alle Arten von Events, Messen und Kongressen bietet und auch dieses Jahr wieder das gern mit PMC abgekürzte Musikereignis ausrichtet. Zur Einstimmung hören wir nochmals den Song, der beim Casting vor 700 Zuschauern eine solch starke Wirkung entfaltete. Wenige Klicks später präsentiert uns Youtube ihren Song, den „Sunlight“-Teaser, zu einem Bandvideo, das in schwarzweißen, gut geschnittenen Szenen überraschend professionell wirkt. Die Drums locker auf einer Holzkiste geschlagen, dazu rhythmische Gitarrenklänge, und dann diese Stimme, die so prägnant, so tief ist und auf seltsame Weise nahe geht. Spätestens beim Refrain, wenn die Stimme abhebt, wird deutlich, dass dieser Ohrwurm nicht nur Gänsehaut erzeugt, sondern wirkliches Hitpotenzial hat. Die Band nennt ihren eingängigen Stil Alternative Powerpop. Manche vergleichen sie mit „Nickelback“, andere mit dem US-amerikanischen Sänger Alex Max Band.

Eines jedoch ist merkwürdig. Warum läuft der Clip unter dem Bandnamen „FaradiZe“? Drummer Maik Kroner schmunzelt: „Das mit unseren Namensänderungen klingt wirklich eigenartig, ich weiß.“ Die Band hat mittlerweile zwei Namensänderungen hinter sich, bis sie schließlich den heutigen Namen „Higher than Everest“ trugen. FaradiZe, unter dem sie beim Casting noch angetreten waren, sei ihr voriger Bandname gewesen, doch aus rechtlichen Gründen habe man sich umbenennen müssen. Der Name war nicht mehr zu halten gewesen, als Mitte 2010 etwas Unvorhergesehenes geschah. Ein israelischer Künstler hatte unter exakt dem gleichen Namen seine Musik veröffentlicht, ganz offiziell über I-Tunes. „Da ist man erstmal geschockt. Wir haben tagelang gegrübelt. Keiner wollte sich von diesem zweiten Bandnamen trennen.“ An „Faradize“, was soviel bedeutet wie das „Initiieren oder Fortführen eines süchtig machenden elektrisierenden Prozesses oder Trends“, hatte man sich gerade erst gewöhnt. Er war auch der Ersatz für ihren ersten Bandnamen „Long Strange Trip“ gewesen, der sich auf Dauer aber zu schwer aussprechen ließ. „Higher than Everest“, dabei soll es nun endgültig bleiben. Der Begriff markiert für die Band einen sehr hohen Gefühlszustand, Emotionen sehen sie als elementar an. „Die Musik muss aus dem Bauch entstehen“, erklärt Sänger und Texter Jan Fehrs. „es muss uns alle emotional bewegen.“ Die Band sei deshalb schon mehrfach als pathetisch bezeichnet worden. „Aber das muss einem egal sein.“ Der 30jährige Frontmann, dessen Stimmenklang ein wenig an Billy Idol erinnert, will sich, wie die anderen Mitglieder, künftig voll auf die Musik konzentrieren. Das Examen seines Jurastudiums, an dem er momentan auch zu arbeiten hat, will er aber auf jeden Fall beenden. Drummer Maik, nach eigener süffisanter Aussage mit 40 „zu alt für die Bravo“, war einst Tennislehrer, und Gitarrist Andi Twele, ebenfalls schon 40, arbeitet als Therapeut und bei der Stadt Göttingen.

Zeichen dafür, dass in jedem von ihnen eine besondere Begabung schlummert, zeigte das Leben in der Vergangenheit immer wieder. Die Musik begleitet sie schon lange. Maik schwang bereits mit acht Jahren den Schlagstock, nach Auftritten in Schülerbands trommelte er mit 19 Jahren sogar bei Matthias Reim, es folgten weitere Formationen, Wettbewerbe, sogar ein Plattenvertrag. Als junger Pfadfinder zelebrierte Jan Irish Folk auf der Gitarre, die er nach eigener Aussage „schlecht“ beherrsche, sang später viel im Chor und sogar eine Zeit lang in einer Heavy-Metal-Band. Ein Frevel für seine Stimme, auf deren Prägnanz die Band nun ihre weitere musikalische Entwicklung ausrichtet. Andi, ebenfalls ein Göttinger Musiker-Urgewächs, war es, der eines Tages die phantastische Stimme von Jan entdeckte und Maik mit einem „Den musst Du Dir anhören“ anrief. 2009 konnte die Band mit der Finalteilnahme beim norddeutschen Oxmox Bandwettbewerb in Hamburg bereits erste Lorbeeren einfahren. Als schließlich der Drummer der ebenfalls aus Göttingen stammenden bekannten Rockband „Guano Apes“, Dennis Poschwatta, Gefallen an den Jungs fand, die in seinem Studio in einem Göttinger Vorort ihre Songs aufnahmen, und sie nun mit seinem Wissen bei ihrer Professionalisierung unterstützt, war vielleicht die entscheidende Hürde genommen. „Trotz Indikatoren verharrt man irgendwie in der vermeintlichen Sicherheitszone. Aber irgendwann ist die Zeit einfach reif und alles ist auf dem Punkt“, resümiert Maik. „Jetzt wollen wir richtig rauskommen.“

Für „Higher than Everest“, die seit 2008 zusammen spielen, verwirklicht sich mit den geplanten Live-Auftritten an den drei Abenden von „Pop meets Classic“ ein Lebenstraum. Als Zuschauer hat Maik alle PMC-Events erlebt, doch „einmal selbst als Musiker auf dieser Bühne zu stehen und gemeinsam mit dem Göttinger Symphonie Orchester zu spielen, in dieser Atmosphäre – das ist unfassbar.“ Als die Musiker das erste Mal zu hören bekamen, wie ihre Musik in orchestraler Fassung in etwa klingen wird, seien sie vor Freude und emotionaler Ergriffenheit „fast vom Stuhl gefallen“. Die elektronischen Schnipsel, erarbeitet von Jochen Pietsch, dem Arrangeur und technischen Mittler zwischen Band und Orchester, technisch bedingt noch in mäßiger Qualität, seien der krönende Abschluss eines langen Tages mit harter Studioarbeit gewesen. Jans Finger fliegen über das Laptop-Display. Flugs liefert er uns eine entsprechende Kostprobe. In einer Art Intro ertönen Streicher, Flöten und ein zartes Glockenspiel. Dann setzt diese Ohrwurmmelodie von „Sunlight“ ein. Man kann sich gut vorstellen, welch besonderes und eigenständiges Klangerlebnis da zurzeit entsteht. Bereits die Vorstellung von diesem Auftritt ergreift die Band. „So etwas ist einmalig, mit Sicherheit wird uns das alle emotional sehr, sehr nahe gehen.“

Bis dahin, am 20. Mai, dem Start von PMC, haben sich die drei allerdings noch sehr viel vorgenommen. Zum Beispiel die Veröffentlichung ihrer ersten CD, die „Place in my pocket“ heißen soll. Auch hier lauschen wir exklusiv einigen Kostproben inklusive dem Titelsong. Wieder diese tiefe, bewegende und markante Stimme, die vielschichtig irgendwo zwischen Melancholie, Dramatik und Romantik changiert. Neben den ständigen Proben für diese CD, dem Auftritt mit dem Orchester sowie der von dem Guano Apes-Drummer unterstützen Arbeit am CD-Cover laufe auch ein ganzes Paket an Multimedia-Arbeit auf Hochtouren, die man heute eben macht, wenn man eine Marke entwickelt. Neben passenden Smartphone-Apps sind es die Website, die ebenfalls zu PMC in neuem Look und Inhalt online gehen soll, Social Media Netzwerke, Youtube Channel und Corporate Designs mit vorgegebenen Farben. Selbst Ideen für T-Shirt-Bedruckungen existieren bereits. Auch die Kanäle, über die die Musik vertrieben werden soll, wollen beachtet werden: I-Tunes, Amazon, Musikload – das alles soll zum PMC-Event stehen. Schon mancher Musiker ist dabei Gefahr gelaufen, im Perfektionismus zu ersticken. „Higher than Everest“ haben sich dagegen gewappnet: „Die Band soll authentisch und eigenständig bleiben, mit Ecken und Kanten“, betont Andi. „Bloß nicht zu verkopft und perfekt. Kleine Fehler möchten wir deshalb ganz bewusst drin lassen.“

Natürlich weiß aber jeder, dass ihr Song auf der Bühne der Lokhalle Göttingen perfekt sein wird. Das musikalische Niveau des Events ist hoch, das Publikum ist üblicherweise eigentlich sogar Cover-Songs gewöhnt. Dass nun ein noch unbekannter Song gespielt wird, damit betritt auch der „Pop meets Classic“-Veranstalter GWG, die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung, absolutes Neuland. Der künstlerische Leiter Christoph Jess, selbst bekannter Musiker der beliebten A-Capella-Comedy-Formation „Ganz Schön Feist“, verspricht das „beste und abwechslungsreichste Programm, das es je gab“. In einer rund zweijährigen Kreativpause habe man am Konzept der Veranstaltung, die inzwischen erfolgreich nach Bielefeld, Oldenburg, Braunschweig und Hamburg exportiert wurde, gründlich gefeilt. Man darf also in vielerlei Hinsicht gespannt sein.

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Fotos und Text sind honorarfrei.

Die 1998 in Betrieb genommene Lokhalle bietet modernste Technik und Multifunktionalität in einem historischen Industriedenkmal. Auf 8.400 m² Fläche lassen sich Veranstaltungen von Tagungen, Kongressen, Messen, Konzerten, Sportturnieren bis hin zu TV Produktionen realisieren. Die Gestaltungsmöglichkeiten in der barrierefreien und somit rollstuhlgerechten Halle sind nahezu unbegrenzt.

Die umgebaute Lok(richt)halle gliedert sich in zwei Hallen mit 5.400 m² bzw. 3.000 m². Mit ihren variablen Gestaltungsmöglichkeiten bietet sie den individuellen Raum für ein breit gefächertes Veranstaltungsspektrum mit den unterschiedlichsten Besucherzahlen. Bei Bedarf verfügt die Lokhalle über maximal 9.000 Steh- oder 3.600 Sitzplätze und ist damit für Großveranstaltungen geeignet. Ebenso lassen sich in der Halle aber auch exclusive Events ab 300 Personen zelebrieren. Dadurch, dass alles in der Halle mobil ist, lassen sich Bühnen, Tribünen, Gastronomie- oder Messestände frei nach Bedarf platzieren.

Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen mbH
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