+++ von Ansgar Lange +++ Sindelfingen/Berlin, Juli 2011 – Viele Studenten bleiben nach Abschluss ihres Studiums als hochqualifizierte Kräfte im Land. Dies ist das Ergebnis des aktuellen Migrationsberichts der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) http://www.oecd.org, über den die „Welt“ http://www.welt.de berichtet. Laut der Studie meistert Deutschland die Wirtschaftskrise so gut wie kein anderes Land in Europa. Zudem habe die Zahl der Unternehmensgründungen durch Einwanderer stark zugenommen – und damit auch die Schaffung zusätzlicher Jobs. Mehr als 60.000 junge Menschen wollten 2009 an deutschen Hochschulen studieren. Dies sei die höchste jemals registrierte Zahl, stellte der OECD-Referent für Internationale Migration, Thomas Liebig, fest.
Im Durchschnitt schaffe jeder Immigrant, der sich in einem OECD-Land selbständig mache, zwischen 1,4 und 2,1 Jobs. Die im Land Geborenen lägen mit 1,8 bis 2,8 nicht sehr viel darüber. Nach Angaben der „Welt“ ist es für Migranten aber nach wie vor schwierig, Kredite für den Aufbau einer eigenen Firma zu bekommen. Dies sei einer der Gründe, warum die Unternehmen von Zuwanderern weniger große Überlebenschancen haben als die von deutschen. Laut OECD-Studie sind junge Migranten in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern nicht so stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Zugleich sei die Zahl der erwerbstätigen Migrantinnen sogar gestiegen. Dies ist vor allem auf ihre Beschäftigung im Bereich der häuslichen Pflege zurückzuführen.
„Wir brauchen eine Willkommenskultur für qualifizierte Zuwanderer. Es ist gut, wenn jetzt die OECD bestätigt, dass die Klügsten von ihnen kommen, um zu bleiben. Doch wir müssen noch mehr tun, denn der demographische Wandel und der Fachkräftemangel schlafen nicht. Der FDP-Arbeitsmarktpolitiker Johannes Vogel hat kürzlich in einem Zeitungsinterview zwei vernünftige Forderungen aufgestellt: Wir brauchen ein transparentes Punktesystem, also eine interessen- und zielgeleitete Zuwanderungspolitik, die zugleich anziehend und nicht diskriminierend auf potentielle Kandidaten aus anderen Ländern wirkt. Und wir brauchen dringend eine Senkung der völlig utopischen Gehaltsgrenzen für Zuwanderer“, sagt Rainer Anglett, Geschäftsführer des Sindelfinger Personalberatungsunternehmens Centomo http://www.centomo.de.
Dass hier noch Einiges im Argen liegt, hatte Vogel im Gespräch mit der „FAZ“ http://www.faz.net mit folgenden Worten deutlich gemacht: „Stellen Sie sich doch mal einen jungen gut ausgebildeten Vietnamesen vor, der tatsächlich nicht in den Vereinigten Staaten oder Kanada arbeiten möchte. Der muss sich erst mal die FAZ nach Hanoi abonnieren, den Stellenteil studieren und sich bewerben. Dann muss er entweder sehr viel Geld verdienen oder sich von der Bundesagentur für Arbeit im Zuge der Vorrangprüfung bescheinigen lassen, dass kein Deutscher oder EU-Ausländer die Stelle will. Und am Ende muss er sich vom Ausländeramt noch fragen lassen, ob seine Ehefrau nicht vielleicht Hartz IV schnorren will.“
Da Deutschland im Vergleich zu den anglo-amerikanischen Ländern von der Sprache her weniger attraktiv auf Zuwanderer wirke, müsse es umso mehr dafür werben, dass Deutschland offen ist für Zuwanderer. Vogel erinnerte daran, dass bis 2025 eine Fachkräftelücke von mehr als sechs Millionen zu schließen sei. Auch die Gewerkschaften müssten umdenken. So sei es nicht richtig, ein Einstiegsgehalt für einen Ingenieur von 40.000 Euro – so die Forderung der FDP – als Billiglohn zu bezeichnen. „Wir brauchen mehr Ehrlichkeit in der Debatte“, fordert Anglett. „Deutschland liegt mit einem Durchschnittsgehalt von rund 30.000 Euro innerhalb der wichtigsten Industriestaaten auf Platz 15. Da kann es doch ganz einfach nicht funktionieren, wenn ich von einem Zuwanderer ein Einstiegsgehalt von über 60.000 Euro verlange, damit er ungehindert in unser Land kommen kann.“
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