Kann man das Arbeitsgedächtnis trainieren? Forschung zu Lese- und Schreibschwierigkeiten / Studie sucht 60 Kinder
Forscher der Universität Hildesheim untersuchen, wie das Arbeitsgedächtnis bei Kindern mit Schwierigkeiten im Lesen oder Schreiben trainiert werden kann. Nun startet die zweite Phase des Projekts. Die Forschergruppe der Universität Hildesheim sucht ab sofort 60 Drittklässler mit Lese- und/oder Rechtschreibschwierigkeiten.
„Aus Erfahrung wissen wir, dass es Kindern mit Lernschwierigkeiten schwerfällt, kurzfristig ganze Sätze, Wörter oder einzelne Buchstaben im Kopf zu behalten und diese zu verarbeiten“, sagt Prof. Dr. Claudia Mähler vom Institut für Psychologie. Dies ist eine Leistung des Arbeitsgedächtnisses. Im dreijährigen Forschungsprojekt „AGENT“ (Arbeitsgedächtnistraining) – seit 2011 vom BMBF gefördert – untersuchen die Hildesheimer Psychologen, wie sich ein computergestütztes Trainingsprogramm auf die Arbeitsgedächtnisfähigkeiten bei Kindern mit Lernschwierigkeiten im Lesen und/oder Schreiben auswirkt.
Das Arbeitsgedächtnis kann man nicht trainieren? Die Hildesheimer Psychologen prüfen in ihrer Studie, ob die Fähigkeiten des Arbeitsgedächtnisses gezielt weiterentwickelt werden können, um vorhandene Defizite zu überwinden und auf diese Weise den Schriftspracherwerb zu erleichtern. Gerade für Kinder mit Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben liegt hierin eine besondere Chance.
In einer ersten Erhebungsphase wurden Schülerinnern und Schüler der 3. Klassen der Grundschulen Moritzberg und Himmelsthür untersucht. Ellen Radtke und Christina Jörns sammelten Daten über die allgemeine Begabung, die Leistungen im Lesen, Schreiben und Rechnen und die Gedächtnisfähigkeit der 8- bis 10-Jährigen. Auch Psychologiestudentinnen waren beteiligt. So hat Judith von der Mosel „in der Praxis viel über Forschungsmethoden gelernt, wie man sie im Alltag anwendet und worauf man achten muss, damit die Ergebnisse gültig sind“.
Derzeit prüfen die Forscher „ob das anschließende sechswöchige Training, drei Stunden pro Woche, zu nachhaltigen Leistungssteigerungen im Arbeitsgedächtnis geführt hat“, so Jörns. Die Ergebnisse zeigen: Das Training kann zu Leistungssteigerungen führen, insbesondere bei denjenigen Kindern, die vor dem Training Merkschwierigkeiten hatten.
Ortstermin Gelbe Schule, Moritzberg. Beliz Savasci und Sabrina Nipp blicken schräg nach oben. „Unsere Urkunde“, sagen die beiden 9-Jährigen stolz. „Wir haben an der Forschung mitgewirkt.“ Was Wissenschaft für sie bedeutet? „Man will etwas herausfinden und stellt viele Fragen.“ „In der Forschung an der Universität Hildesheim sind wir auf die schulischen Partner und Eltern angewiesen. Wir freuen uns sehr über die Unterstützung der Grundschulen Moritzberg und Himmelsthür“, so das Forscherteam.
Nun startet die zweite Phase des Projekts. Die Forschergruppe der Universität Hildesheim sucht ab sofort 60 Kinder mit Lese- und/oder Rechtschreibschwäche (mit und ohne vorhandene Diagnose). Auch hier wird der Lernstand des Kindes in Deutsch und Mathematik sowie die allgemeine Denkfähigkeit überprüft um anschließend die Fähigkeiten des Arbeitsgedächtnisses zu untersuchen. Dann folgt das Trainingsprogramm, über sechs Wochen mit drei Terminen pro Woche üben die Kinder am Computer. Dabei helfen sie dem Detektiv Anton bei der Lösung verschiedener Kriminalfälle, die das Arbeitsgedächtnis herausfordern. „Gerade der spielerische Zugang zum Training kam bei den Grundschülern in der ersten Testphase gut an“, sagt Jörns.
Interessierte Eltern können sich ab sofort bei der Lehr- und Forschungsambulanz „Kind im Mittelpunkt“ (KiM) der Universität Hildesheim melden: Telefonische Sprechzeit (wochentags von 13 bis 14 Uhr, 05121-883-495) oder per E-Mail an kim@uni-hildesheim.de.
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