Leonberg, 13. Dezember 2023 – Automatisierte Türen und Fenster sind in vielen Neubauten und Modernisierungen schon längst üblich, ihre Integration in die übergeordnete Gebäudesteuerung wird aber oft nicht mitbedacht. Dabei spielen gerade sie eine zentrale Rolle für die Nachhaltigkeit und die Aufenthaltsqualität von Gebäuden. Im Interview erläutert Jürgen Keller, Product Manager Integrated Solutions, die Vorteile der Gebäudeautomation, was es zu beachten gilt und wie GEZE die Herausforderungen löst.
Welche Vorteile hat es, Fenster und Türen von Anfang an als Teil der Gebäudeautomation zu konzipieren?
Jürgen Keller: Türen, Fenster und Gebäude werden immer komplexer und die Anforderungen daran nehmen enorm zu. So haben wir es heute nicht mehr nur mit klassischen Bürogebäuden und einem einzelnen Mieter zu tun, sondern mit Gebäudekomplexen, zu denen möglicherweise noch eine öffentlich zugängliche Cafeteria, ein Hotel und weitere Mieter gehören. Dadurch ergeben sich spezielle Wünsche und Anforderungen an Türen, wodurch Themen wie Sicherheit des Gebäudes und energetische Optimierung des Betriebs stärker in den Fokus rücken.
Aber auch Komfort spielt eine immer wichtiger werdende Rolle. Durch den Trend zum Homeoffice benötigen Unternehmen weniger klassische Büroräume. Sie mieten kleinere Einheiten, wodurch die Nutzer und Nutzungstypen in einem Gebäude immer gemischter werden. Dadurch rückt der Anspruch an attraktive Raumkonzepte und unterschiedliche Funktionsumfänge sowie damit verbundene komplexere Anforderungen in den Fokus: zum Beispiel kontaktloses Begehen von Büroeinheiten, unterschiedliche Zutrittsberechtigungen oder der Wunsch nach natürlicher Lüftung. Solche Anforderungen lassen sich eigentlich nur mit intelligent vernetzten, automatisierten Tür- und Fensterlösungen realisieren.
Wie kann die Sicherheit eines Gebäudes durch die Integration von Türen und Fenstern in der Gebäudeautomation erhöht werden?
Jürgen Keller: Das Thema Sicherheit spielt in der Gebäudeautomation eine wichtige Rolle. Automationslösungen wie myGEZE Control ermöglichen es, vor allem Türen unkompliziert zu vernetzen und in das übergeordnete Gebäudesteuerungssystem einzubinden. So lässt sich der aktuelle Zustand der Außenhaut objektspezifisch, das heißt Tür für Tür sowie je Fensterfront, überwachen sowie gezielt remote steuern. Türen können automatisch bedient und überwacht werden, sodass zeitaufwändige Kontrollgänge entfallen. Ebenso ist die gezielte Freigabe von Fluchtwegen oder des intelligenten Rauch- und Wärme-Abzugs aus der Ferne möglich.
Klingt sehr theoretisch. Können Sie uns ein etwas konkreteres Szenario beschreiben?
Jürgen Keller: Gerne. Ein typisches Szenario ergibt sich aus den Veränderungen in den Nutzungsprofilen von Gewerbeimmobilien, die ich bereits beschrieben habe. Der klassische Company-Gedanke einer Pforte mit Schranke, die nur autorisierten Personen Zutritt gewährt, ist nicht mehr aktuell. Heutzutage gibt es in erster Linie Gebäude, bei denen eine Mix-Nutzung vorliegt. Jeder Mieter – in der Regel mehrere – hat verschiedene Anforderungen, bedingt durch seine Versicherung. Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Ein Gebäude wird für die Nutzung als Bank geplant. Der Campus hat demnach vorne eine Pforte und Kameras für die Außensicherung. Jahre später zieht die Bank aus, dafür zieht unter anderem ein Restaurant ein. Durch so eine Veränderung der Gebäudenutzung müssen auch die Ansprüche an die Gebäudesicherheit angepasst werden und im System abgebildet werden können.
Bei der GEZE Gebäudetechnik geht es also um mehr als nur um Alarmsysteme?
Jürgen Keller: Es geht um Monitoring und Controlling, nicht um einfache Zutrittssysteme, die durch Pin-Eingabe die Türen öffnen. Unsere Gebäudeautomationssysteme sorgen für eine gezielte Steuerung und Überwachung von Türen und Fenstern. Darüber hinaus lesen sie auch Gebäudedaten aus. Störungen und Ausfälle bei Türanlagen werden zuverlässig gemeldet und schnell an die Servicetechniker weitergeleitet. So können für die Gebäudesicherheit und den Betrieb relevante Fehlfunktionen frühzeitig abgestellt, gewartet oder repariert werden. Gleichzeitig fördert das die Langlebigkeit des Produkts und den damit verbundenen Nachhaltigkeitsaspekt.
Sicherheit ist natürlich ein wichtiger Faktor. Aber Nachhaltigkeit umfasst mehr als die Langlebigkeit der Anlage. Was leistet myGEZE Control in dieser Beziehung?
Jürgen Keller: Mit dem neuen Gebäudeautomationssystem myGEZE Control wird auch die Energieeffizienz gesteigert. Die Fassade kann beispielsweise über Sensoren für Wärme, Wind oder Lichteinstrahlung auf sich verändernde Außen- oder Rahmenbedingungen reagieren und automatisch eine Verschattung ausfahren oder Fenster abhängig von der Außentemperatur selbständig öffnen und schließen. Die automatische Fenstersteuerung ermöglicht eine natürliche Nachtauskühlung, sodass schon zu Beginn des Tages ein gutes Raumklima geschaffen wird. Im Vergleich zu einer Klimaanlage ist das eine kostensparende und energieeffiziente Methode. Damit leistet die Lösung auch einen Beitrag für nachhaltige und lebenswerte Gebäude von morgen.
Die Vernetzung von Fenster und Türen in die Gebäudeautomation ist oft kompliziert. Wie löst myGEZE Control diese Herausforderung?
Jürgen Keller: Die Herausforderung in der Gebäudeautomation besteht darin, alle Komponenten in eine systemübergreifende Gebäudeleittechnik zu integrieren. Dazu gehören Türen und Fenster ebenso wie Heizung, Klima und Beleuchtung. myGEZE Control integriert Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik in die verschiedensten Bereiche eines Gebäudemanagements. Dazu nutzt das System den offenen Kommunikationsstandard BACnet, der eine nahtlose Integration und Interoperabilität innerhalb eines Gebäudeautomationssystems ermöglicht. So können Automationskomponenten verschiedener Hersteller gewerkeübergreifend miteinander Informationen austauschen. Das macht die modulare Plattform auch für Systemintegratoren höchst interessant. Die für die Einbindung in das Gebäudeleitsystem notwendigen Daten stellen wir den Systemintegratoren optimal strukturiert und in den benötigten Formaten zur Verfügung. Im Alltag erleichtert das alle Prozesse und Abläufe, die zu einem modernen Gebäudemanagement gehören: Wo sind Tür- oder Fenstersysteme noch nicht verschlossen, wo ist die Beleuchtung noch eingeschaltet? Des Weiteren lässt sich über die zentrale Steuerung per Endgerät der Wahl mit einem Klick ein Szenario auslösen, wodurch das Gebäude in einen gesicherten Nachtmodus versetzt wird. Auch wenn es um zugangsbeschränkte Bereiche, um Barrierefreiheit, Brandschutz oder Fluchtwegsicherheit geht, unterstützt myGEZE Control.
Dank myGEZE Control sind auch komplexe Systeme programmier- und steuerbar. Und das kosteneffizient und energiesparend.
Warum setzt GEZE so stark auf BACnet?
Jürgen Keller: In unserem Gewerk Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik sind wir der Hersteller, der am stärksten standardisiert und direkt aus dem System heraus auf BACnet setzt. Es gibt sehr wohl anbieterspezifische Protokolle und Schnittstellen auf dem Markt. Solche Lösungen sind aber nur sehr aufwendig in das übergeordnete Gebäudeleitsystem zu integrieren – oder sie müssen parallel betreut werden. Im Gegensatz dazu liefern wir als Systemhaus die gesamte Integrationslösung projektiert, was bisher ein Alleinstellungsmerkmal ist.
GEZE gehört zu den weltweit führenden Unternehmen für Produkte, Systemlösungen und umfassenden Service rund um Türen und Fenster. Der Spezialist für innovative und moderne Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik erzielt mit fundierter Branchen- und Fachkenntnis seit 160 Jahren herausragende Ergebnisse, die Gebäude lebenswert machen. Weltweit arbeiten bei GEZE mehr als 3.000 Menschen. GEZE entwickelt und fertigt am Stammsitz in Leonberg. Weitere Fertigungsstätten befinden sich in China, Serbien und der Türkei. Mit 37 Tochtergesellschaften auf der ganzen Welt und 6 Niederlassungen in Deutschland bietet GEZE maximale Kundennähe und exzellenten Service. 2023 feiert das Familienunternehmen sein 160. Gründungsjubiläum.
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Bildquelle: Jürgen Binaisch