Inkontinenz – nicht nur ein Tabu, sondern ernstzunehmende Erkrankung Welt Kontinenz Woche 2011, 20. – 26. Juni 2011

Hamburg, im Mai 2011: 4,4 Millionen Menschen in Deutschland werden im Jahr 2030 unter Blasenschwäche leiden – davon sind dann 2/3 über 65 Jahre alt. Als „normal
im Alter“ bagatellisiert, werden schwerwiegende gesundheitliche Folgen wie Depressionen, und Gedächtnisstörungen, sowie Stürze aufgrund von Schwindel
durch zu wenig Flüssigkeitszufuhr nicht thematisiert. „Auch weiß kaum jemand, dass Blasenschwäche der häufigste Grund für die Einweisung in ein Pflegeheim ist,“ so
Professor Dr. Björn Lampe, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe am Florence- Nightingale-Krankenhaus in Düsseldorf. „Dazu kommt, dass die Krankheit trotz ihrer
Häufigkeit nach wie vor ein Tabuthema ist – dieses gilt es zu brechen“, so der Experte weiter.

Auf Initiative der International Continence Society (ICS) findet vom 20. – 26. Juni die Welt Kontinenz Woche statt (www.kontinenz-gesellschaft.de/weltkontinenz.htm).
Geplant sind in Informationsveranstaltungen, Plakataktionen und Fortbildungen für Ärzte und Betroffene. Spezialisten engagieren sich in dieser Woche für Aufklärung.
Sie wollen bewirken, dass die Öffentlichkeit Inkontinenz als das wahrnimmt, was sie ist: ein ganz ernstzunehmendes Problem. Betroffene sollen wissen, dass der Arztbesuch sich lohnt, weil alle Formen der Blasenschwäche einfach festzustellen, gut zu behandeln und in den meisten Fällen sogar vollkommen zu heilen sind.

Blasenschwäche trifft jede fünfte Frau zwischen 25 und 75 Jahren. Die Häufigkeit nimmt zwar mit dem Alter zu, Inkontinenz ist dennoch keine Alterskrankheit: 27 Prozent der Frauen zwischen 25 und 29 Jahren leiden, häufig infolge einer Schwangerschaft, an einer Belastungsinkontinenz, dem unwillkürlichem Harnverlust bei körperlichen Belastungen, und beim Husten, Niesen oder Lachen.

Gute Heilungschancen
Je nach Ausprägung und Ursache der Inkontinenz stehen unterschiedliche Therapien zur Verfügung. In leichteren Fällen reicht oft schon die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur aus. Bleiben die Beschwerden bestehen, können schonende, chirurgische Methoden eingesetzt werden. Als sogenannter „Goldstandard“ gilt das Schlingenverfahren. Dabei wird die Harnröhre durch ein
spezielles Band (TVT) leicht angehoben und dauerhaft stabilisiert. Der Eingriff ist minimal-invasiv. Für das Gynecare-TVT existieren Studiendaten über mehr als 11
Jahre, die Zuverlässigkeit, Wirksamkeit und Verträglichkeit eindeutig belegen. Für 97 Prozent aller Patientinnen ist unkontrollierter Harnverlust danach ein Thema der
Vergangenheit, auch bei stärkeren Belastungen und beim Sport.
Bei älteren Patientinnen, bei nicht abgeschlossener Familienplanung oder wenn die Patientin das Schlingenverfahren nicht wünscht, kann eine Therapie mit Bulkamid durchgeführt werden. Dabei wird ein spezielles Hydrogel an mehrere Stellen zwischen Blasenhals und Schließmuskel injiziert, wodurch die Verschlussfunktion
wieder hergestellt wird.

Am besten ins Zentrum
Die beste Therapie hängt von der richtigen Diagnose ab. Optimal ist dafür die fachübergreifende Zusammenarbeit an spezialisierten Inkontinenz- und / oder
Beckenbodenzentren. Fachärzte für Gynäkologie, Urologie, Neurologie, Darmspezialisten (Koloproktologen) und Physiotherapeuten beraten dabei jeden Einzelfall in der speziellen Sprechstunde. Unabhängig von der Ursache gilt: Alle Inkontinenzformen sind behandelbar.

Professor Dr. Lampe aus Düsseldorf betont: „Die Welt Kontinenz Woche soll Betroffene motivieren, frühzeitig den Arzt aufzusuchen – sie sind kein Einzelfall, und je früher die Behandlung erfolgt, desto länger kann das Leben uneingeschränkt genossen werden“.

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