„Ich schreibe, also bin ich.“ – Taiwans bekannteste Drehbuchautorin über homosexuelle Liebe

In Chu Tien-wens „Notizen eines einsamen Mannes“ erinnert sich der vierzigjährige Ich-Erzähler Xiao in fünfzehn Kapiteln an eine Reihe von Kumpel und Liebhabern, während sein Freund aus Kindheitstagen, Ah Yao, an AIDS stirbt. Der von einem buddhistischen Grundton getragene Roman ist nun im Angkor Verlag erschienen.
"Ich schreibe, also bin ich." - Taiwans bekannteste Drehbuchautorin über homosexuelle Liebe

Hauptthema ist die Sterblichkeit, der Erzähler wägt Ah Yaos riskanten Lebensstil, seinen politischen Aktivismus und seine Hassliebe zur eigenen Mutter ab. Die Zerbrechlichkeit romantischer Liebe wird der Macht des Eros gegenübergestellt, über den Trost des Schreibens philosophiert und über die Kälte einer jüngeren, von Videospielen besessenen Generation. Das Leben am Rande der taiwanesischen Gesellschaft wird über Metaphern und Anspielungen wie auf den Filmemacher Fellini, den 2009 verstorbenen Ethnologen Lévi-Strauss, den Philosophen Michel Foucault und sogar den Popstar Michael Jackson reflektiert. Dabei gelingt noch ein knapper Streifzug durch Taiwans Geschichte seit Chiang Kai-shek bis heute. Am Ende macht der Erzähler eine Pilgerfahrt zum Ganges.

Zur Autorin: Chu Tien-wen, geb. 1956, machte 1978 ihren Abschluss am English Department der Tamkang University. Sie schrieb zahlreiche Drehbücher für den Regisseur Hou Hsiao-hsien, u.a. The Boys From Fengkui (1983), A City of Sadness (1988), Flower of Shanghai (1998) und Millenium Mambo (2001). Chu entstammt einer Familie von Literaten und veröffentlichte ihre erste Geschichte mit 16 Jahren. Gemeinsam mit ihren Schwestern wurde sie 1974 Schülerin von Hu Lancheng, Eileen Changs Ex-Ehemann, und gab später ein Literaturmagazin heraus, in dem sie auch eigene Kurzgeschichten veröffentlichte. 1994 erschien der Roman „Notizen eines einsamen Mannes“, der ihr gleich den Literaturpreis der China Times einbrachte. Zu ihren weiteren Werken gehören die Short Story-Sammlung Chuanshuo, Zui xiangnian de jijie, der postmodernistische Shijimo de huali und der jüngst erschienene, exkursive „Witches“ Language“.

Rezensionsexemplare können angefordert werden.

(Foto Autorin: Taiwan Book Fair Foundation)

Der Angkor Verlag publiziert seit dem Jahr 2000 in erster Linie Bücher aus dem asiatischen Kulturkreis und Zen-Buddhismus sowie Belletristik aus der ganzen Welt.

Angkor Verlag
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