[pd-f] Für den Kauf eines neuen Fahrrads haben die Deutschen im Jahr 2014 laut aktuellen Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands ZIV im Durchschnitt 528 Euro ausgegeben. Das ist auf der einen Seite denkbar wenig, wenn man ein wirklich gutes Rad erwarten will, auf der anderen Seite sehr viel Geld, sollte sich das vermeintlich günstige Zweirad als unbrauchbare Klapperkiste herausstellen. Doch was bekommt man für etwa 530 Euro? Die Mitarbeiter vom pressedienst-fahrrad haben ganz unterschiedliche Strategien und Vorstellungen davon, was sie mit dem Budget anstellen würden, wenn ihre Fahrradgarage noch leer stünde.
Gabi Kopp: Sorglos und komplett
Gabi Kopp sorgt sich um die administrativen Aufgaben, die im Büro anfallen, und hält dem Rest des Teams den Rücken frei. Dafür will sie sich beim Radfahren um nichts kümmern müssen: „Am liebsten einfach aufsteigen und losfahren! Ich nehme ein Komplettrad, mit dem ich in der Stadt genauso fahren kann wie auf Feldwegen. Sportlich soll es sein, Hightech brauche ich nicht. Mir gefällt das Winora ,Vatoa“. Das sieht richtig gut aus und alles ist dran.“ 499 Euro wird Gabi los, und so bleibt noch etwas übrig, um ein Fahrradschloss zu kaufen. Rund zehn Prozent vom Kaufpreis für das Rad sollte man dafür einplanen. Ganz so viel ist leider nicht mehr drin, aber mit der Abus „Steel-O-Chain 880“ gibt es schon für 36,95 Euro gute Qualität, sodass sich unsere Büroseele keine nennenswerten Sorgen um das Rad machen muss.
H. David Koßmann: Geteilte Last
Große Pläne schmiedet Redakteur H. David Koßmann: „In meiner Stammtischrunde ploppt regelmäßig das Thema Lastenrad hoch. Wir wohnen und arbeiten alle zentral und keiner kann wirklich was mit einem Auto anfangen. Und dann wird der Einkauf doch etwas größer, oder Freunde fragen, ob man nicht die tolle alte Kommode haben will oder ob man seine Boxen zur Geburtstagsparty mitbringen kann. Ich meine, wir sind neun Leute und wenn alle in einen Topf werfen, kriegen wir problemlos das nötige Geld zusammen. Das ,Load“ von Riese & Müller gibt es ab 4.699 Euro. Wahrlich kein Pappenstiel, aber wie heißt es so schön: ,Geteilte Freude ist doppelte Freude.“ Klingt nach Spinnerei? Mag sein – aber über den Abstellplatz sind wir uns schon einig.“
Gunnar Fehlau: Gebrauchte Vielfalt
Für Gunnar Fehlau, Leiter beim pressedienst-fahrrad, gilt indes die Losung „kleines Budget = kleines Rad“. Sein Tipp: „Wenn ich mit einem Rad für alle velomobilen Eventualitäten gewappnet sein soll, dann ist klar, dass nur ein Faltrad in Frage kommt. Putzen, polieren und justieren kann ich, also würde ich nach einem gebrauchten Faltrad im optisch desolaten Zustand schauen, bei dem die kritischen Verschleißteile aber noch ganz gut sind. Für 500 Euro kann man da mit ein wenig Glück ein gebrauchtes ,Brompton“ oder ,Birdy“ bekommen. Der kleine Falter bekommt einen großen Boxenstopp mit viel Werkstattliebkosungen, und los geht es mit dem kleinen Rad in die große weite Welt.“ Da wünschen wir dem Chef viel Erfolg beim Handeln. Vielleicht reicht es ja sogar noch für ein Angebotsticket bei der Bahn.
Arne Bischoff: Basis für den Bau
Basteln will auch Arne Bischoff, beim pressedienst-fahrrad unter anderem fürs Testmaterial verantwortlich. Arne kauft nämlich kein Rad, sondern eine kleine Werkstatt: „In meinem Bekanntenkreis wimmelt es von Mountainbike-Freaks. Denen ist das Beste noch nicht gut genug. Selbst an brandneuen Rädern wird sofort geschraubt und aufgerüstet. Klar bleiben da ständig Teile übrig. Abfall vom Feinsten – und der wird nicht auf Ebay verhökert, sondern im Freundeskreis herumgereicht. Sogar ein ausrangierter Rahmen war mal dabei und hängt bei mir als Garderobe im Flur. Den würde ich gerne wieder aufbauen. Also muss ein Montageständer her. Wenn ich bei Minoura das Top-Modell „RS-5000″ für 199,95 Euro nehme, reicht es noch dicke für die Grundausstattung mit Werkzeug: Das ,Apprentice Tool Kit“ gibt es für 289 Euro bei Pedro“s. Was übrig bleibt, stecke ich in die Werkstatt für unterwegs und kann mir auch hier durchaus Premium-Qualität erlauben wie z. B. das Multitool ,CRV-20″ von Lezyne für 39,95 Euro.“
Josh Schenk: Fix und fertig
Den Göttinger Testfuhrpark hält Josh Schenk in Fahrbereitschaft. Er setzt für maximalen Fahrspaß auf Minimalismus: „Jede Komponente kostet Geld. Also muss ich bessere Qualität immer an einer anderen Stelle einsparen. So wie bei Billigstangeboten: Da wird mit tollen Namen geworben, und überall, wo man es nicht sofort sieht, folgt der Griff in die Ramschkiste. Lieber verzichte ich ganz. Federgabel? Geht auch ohne. Schaltung? Brauche ich nicht. Schutzbleche? So oft regnet“s dann doch nicht. Okay, ich geb“s zu: Ich steh“ auf Fixies! Wenn ich die selbst aus Wunschteilen zusammenbaue, schießt der Preis schnell durch die Decke, aber fix und fertig liege ich mit dem ,Brougham“ von Felt für 499 Euro ganz gut im Rennen.“
Josh lässt allerdings ein bisschen zu viel weg – nämlich die Beleuchtung. Bei Busch & Müller gibt es für 59,90 Euro den Akkuscheinwerfer „Ixon Pure“ im Set zusammen mit dem Rücklicht „IX-Post“. Damit liegen die Ausgaben zwar deutlich über dem Limit, aber erstens sind bei dem Set auch schon Akkus dabei und zweitens liegt uns die Sicherheit unseres Mechanikers so sehr am Herzen, dass wir für die Mehrkosten im Büro zusammenlegen.
Caspar Gebel: Kleine Hängerpartie
Unsere „Außenstelle“, Autor Caspar Gebel, muss nicht nur die eigene Mobilität sicherstellen: „Bald nämlich kommt mein Sohn in den Kindergarten, und das bedeutet täglichen Hol- und Bring-Service. Das schreit nach einem Kinderanhänger, denn auch wenn mein Kleiner bald selbst auf dem Rad sitzt: Wer neben einem knapp Vierjährigen herradelt, macht sich zum Verkehrshindernis im Schneckentempo. 479 Euro werden für einen Croozer ,Kid for 1″ fällig, wobei praktischerweise umfangreiches Zubehör für den Umbau zum Buggy oder Walker zum Joggen mitgeliefert wird. Und die Zugmaschine? Mit rund 50 Euro kommt man selbst beim kulantesten Gebrauchtradhändler nicht weit, doch im Grunde reicht mir ein Singlespeeder mit einigermaßen guten Reifen. Hm, da fällt mir ein: Ich habe ja immer noch den alten Kinderwagen im Keller stehen! Auf den hatte mich unsere hochschwangere Nachbarin kürzlich angesprochen. Der sollte ich mal ein Angebot machen – und vielleicht habe ich da ja auch schon einen potenziellen Abnehmer für den Anhänger gefunden, wenn der Sohnemann irgendwann rausgewachsen ist.“
Bernd Bohle: Duathlon im Doppelpack
Auch Bildredakteur Bernd Bohle muss erst mal sehen, dass es mit dem Nachwuchs vorwärts geht. Das hält ihn aber nicht unbedingt vom eigenen Fortkommen ab: „Ich fürchte, bevor ich mir ein Fahrrad kaufe, sollte ich erst einmal den fahrbaren Untersatz meiner jüngsten Tochter auf den aktuellen Stand bringen. Zum Glück reicht das Budget gut aus: Für 369,99 Euro kriege ich bei Puky das ,Skyride 20-3 Alu light“ – komplett ausgestattet und StVZO-tauglich, in solider Qualität und mit rund zwölf Kilo nicht zu schwer. Bevor ich mit den übrigen 160 Euro zum Fahrradflohmarkt tingel, hole ich mir selbst allerdings lieber ein paar richtig gute Laufschuhe. Dann sind wir etwa im gleichen Tempo unterwegs, ich bleibe in Form, und wir haben in den nächsten Wochen noch eine Menge Geld für Ausflüge zur Eisdiele.“
Heiko Truppel: Keine Kompromisse
Heiko Truppel, Redakteur beim pd-f, setzt klare Prioritäten: „Das Rad, von dem ich träume, gibt es nicht für 500 Euro. Auf der anderen Seite ist mir das aber auch entschieden zu viel Geld für einen faulen Kompromiss. Keine Zugeständnisse muss ich dagegen machen, wenn ich das Geld in funktionelle Bekleidung investiere. Ob ich nämlich auf einem gebrauchten Rad für 100 oder einem neuen für 500 Euro unterwegs bin, macht für mich kaum einen Unterschied – ob die Sonne scheint oder es Bindfäden regnet, dagegen schon. Für 220 Euro bekomme ich mit der ,Sympapro“ die beste Regenjacke im Sortiment von Vaude, für die Regenhose gebe ich 100 Euro aus und bekomme dafür die ,Tremalzo“. Bleiben 210 Euro für die Suche nach einem Gebrauchtrad-Schnäppchen. Bingo!“
Der pressedienst-fahrrad hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem guten Fahrrad und dessen Anwendung mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Denn wir sind der Meinung, dass Radfahren nicht nur Spaß macht und fit hält, sondern noch mehr ist: Radfahren ist aktive, lustvolle Mobilität für Körper und Geist. Kurz: Radfahren ist Lebensqualität, Radfahren ist clever und Radfahren macht Lust auf mehr…
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