Fahrbericht Lancia Voyager 2.8 CRD: Spaziergang durch den Raumgleiter
Von Jens Riedel 24. Februar 2012. Fahrbericht Lancia Voyager 2.8 CRD: Spaziergang durch den Raumgleiter Der Dodge Journey wird zum Fiat Freemont, Chrysler 200 und 300 mutieren zu Lancia Flavia und Thema. Nur bei einem Modell wechselt beim transatlantischen Bündnis zwischen Chrysler und Fiat zwar die Marke, nicht aber die Typenbezeichnung. Diesseits wie jenseits des Atlantiks bleibt der Voyager der Voyager. Einen treffenderen Modellname hätten schließlich auch die Italiener nicht finden können. Da Lancia im Konzert des Konzerns die Edelmarke verkörpert, fiel ihr die europäische Ausgabe des US-Vans zu. Sie hat damit ein Pfund, mit dem sie wuchern kann.
Beim Einsteigen sinkt der Fahrer förmlich in den Ledersitz. Amerikanische Verhältnisse finden sich auch beim Wählhebel für die Sechs-Gang-Automatik. Er ragt direkt neben dem Lenkrad aus dem Armaturenbrett. Die für Europäer ungewohnte Lösung hat einen handfesten Vorteil: Die Mittelkonsole bleibt komplett für Ablagen frei. Da hat im ausgesparten Raum darunter sogar eine ganze Handtasche Platz. Auf eine Kennzeichnung der einzelnen Fahrstufen hat Chrysler in der Schaltkulisse leider verzichtet. Da verdeckt beim Rangieren gerne der Lenkradkranz einmal die Fahrstufenanzeige im Zentraldisplay. Nach ein paar Tagen sitzt die Gangwahl aber wie im Schlaf.
Mit den 120 kW / 163 PS des 2,8-Liter-Dieselmotors ist der fast 2,2 Tonnen schwere Reisebegleiter nicht sonderlich kräftig, aber akzeptabel motorisiert. Auf dem Papier findet sich ein Normdurchschnittsverbrauch von knapp acht Litern, uns meldete der Bordcomputer um die elf Liter und zeigte, dass der Motor doch ein wenig Mühe mit dem hohen Gewicht hat. Die Automatik arbeitet komfortabel; sie verfügt auch über einen manuellen Modus. Die Bremsen könnten etwas mehr Biss zeigen.
Die Federung ist komfortabel, aber leider fällt auch die Dämpfung weich aus. So kann der Lancia seine amerikanische Herkunft nicht verleugnen, wenn der Wagen bei schnelleren Richtungswechseln ein wenig zu schaukeln oder bei höherem Tempo auf längeren Bodenwellen die Karosserie etwas zu hüpfen beginnt. Dafür dürfen die Voyager-Insassen ansonsten aber in Luxus schwelgen. Das reicht von der Lederausstattung und das beheizbare Lenkrad über beheizbare Sitze in der zweiten Reihe und Drei-Zonen-Klimaanlage bis zum nach hinten reichenden DVD-System (optional). Ins Auge fällt auch die stilvolle Analog-Uhr im Cockpit. Die Schiebetüren öffnen sich elektrisch, entweder per Fernbedienung, nach kurzem Ziehen am Türgriff oder per Taste in der vorderen Dachkonsole. Auch die Heckklappe wird elektrisch betätigt.
Mit seinen 5,22 Metern Länge und zwei Metern Breite ist der Lancia eine stattliche Erscheinung. Da sprach der achtjährige Sohn beim ersten Ausstieg aus der dritten Sitzreihe auf dem Weg zur Schiebetür spontan von einem „Spaziergang“ durch das Auto. Die großzügigen Platzverhältnisse weiß der Voyager so perfekt wie kein anderes Fahrzeug seiner Klasse zu nutzen. Stolz kann der neue Chrysler-, pardon, Lancia-Besitzer dabei vor allem auf das „Stow?n Go“-System sein, das es erlaubt, auch die beiden Einzelsitze der mittleren Reihe komplett im Fahrzeugboden verschwinden zu lassen und das Stauvolumen auf über 3900 Liter auszudehnen. Bei hochgeklappten Sitzen können die großen Fächer als zusätzlicher Stauraum genutzt werden. Nachteil des tollen Systems: Mitfahrer sitzen mit spürbarem Kniewinkel Dass ganz hinten nicht zwei Einzelsitze, sondern eine ganze Rücksitzbank eingebaut ist, macht den Voyager offiziell zum Siebensitzer, auch wenn der mittlere Platz in der dritten Reihe naturgemäß etwas bescheiden ausfällt. Dafür gehört der Voyager aber zu den wenigen Fahrzeugen seines Segments, in denen auch Erwachsene noch in Reihe drei einigermaßen bequem mitreisen können. Die Konstrukteure haben sich dafür eines recht einfachen Tricks bedient. Sie lassen die Sitzflächen nach hinten abfallen, so dass Kopfhöhe gewonnen wird. Die Sitzposition fällt dabei beinahe besser aus als in der Reihe davor. Auch ganz hinten finden Mitfahrer Ablagen, eigene Lautsprecher und auch noch Sonnenrollos für die Seitenscheibe.
Der große Van aus den USA war hierzulande auch als Chrysler schon immer ein Begriff. Jetzt muss man sich nur noch dran gewöhnen, dass er nun das Lancia-Logo an Bug und Heck führt. An den inneren Tugenden des großen Raumgleiters ändert das nichts. Daten Lancia Voyager 2.8 CRD Länge x Breite x Höhe (m): 5,22 x 2,00 x 1,75 Motor: Vierzylinder-Turbodiesel, 2776 ccm Leistung: 120 kW / 163 PS bei 3800 U/min Max. Drehmoment: 360 Nm bei 1800 U/min Verbrauch (nach EU-Norm): 7,9 Liter CO2-Emissionen: 207 g/km (Euro 5) Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,9 Sek.
Leergewicht/Zuladung: mind. 2242 kg / max. 548 kg Kofferraumvolumen: 200 – 3912 Liter Maximale Anhängelast: 1600 kg Wendekreis: 12,1 m Basispreis: 39 990 Euro
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