Dienst nach Vorschrift und innere Emigration

Unternehmen müssen den Menschen in den Mittelpunkt stellen

von Ansgar Lange +++ Sindelfingen, März 2011 – Bei der Personalvermittlung kommt es auf den Einzelnen an. „Im Zentrum unserer Arbeit steht das Individuum. Bei uns ist der Freiberufler nicht nur eine IT-Ressource, sondern Mensch. Ganz oben auf unserer Agenda steht daher, Freiberufler, Mitarbeiter und Kunden als Menschen zu respektieren“, sagt Michael Zondler, Geschäftsführer der Centomo und Centomo-Flex GmbH http://centomo.de.

Zondler zufolge spiele der Mensch im Wirtschaftsleben leider oft nur eine untergeordnete Rolle. „Unternehmen, die gute Mitarbeiter dauerhaft an sich binden und am Markt erfolgreich sein wollen, müssen mehr tun für die Wertschätzung für die wichtigste Ressource, über die sie verfügen – die Menschen. Wer diese Lehre nicht befolgt, hat keine Chance im „War for Talents““, sagt der Centomo-Geschäftsführer. Ähnlich sieht dies der Wirtschaftspsychologe Dr. Albert Nußbaum, Deutschland-Geschäftsführer der internationalen Personalberatung Mercuri http://mercuriurval.com/de/Countries/Deutschland/Uber-uns/Unsere-Berater-/Dr-Albert-Nussbaum/. In einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt Nußbaum, dass es sich Unternehmen nicht leisten können, dass ein Teil ihrer Mitarbeiter innerlich gekündigt hat. Nußbaum verweist auf eine aktuelle Studie der Internet-Stellenbörse Monster, wonach ein Drittel aller Arbeitnehmer in Deutschland den Job wechseln will, während ein weiteres Drittel zumindest mit dem Gedanken daran spielt. Gallup kommt im jährlich erhobenen „Engagement-Index“ zu dem Ergebnis, dass sogar zwei Drittel aller Arbeitnehmer bereits in der inneren Emigration sei. „Ob es nun jeder dritte oder jeder fünfte Arbeitnehmer ist, spielt letztlich keine Rolle. Fakt ist, dass augenscheinlich in vielen Unternehmen ein eklatanter Mangel an Führung zu beobachten ist. Führen erfolgt durch Vorbild, und für die Motivation der Mitarbeiter ist das Verhalten der Führungskräfte oft entscheidender als das, was jeden Monat als Gehalt auf ihr Konto überwiesen bekommen“, sagt Zondler.

Nußbaum bestätigt, dass die „Mitarbeiterzufriedenheit Jahr um Jahr dürreähnliche Niedrigstpegelstände“ erziele, ohne dass Unternehmen darauf reagierten. Dabei müsse die Rolle von Führungskräften dringend hinterfragt werden. Viele Firmen hätten noch nicht erkannt, dass ein Rollentausch stattgefunden habe: „Nicht mehr die Unternehmen entscheiden, wer eingestellt wird, sondern die Bewerber selbst entscheiden, bei welchem Unternehmen sie sich engagieren wollen“.

Mitarbeiter, so die Überzeugung und Erfahrung des Wirtschaftspsychologen, arbeiteten gerne mehr, als sie eigentlich müssten, wenn sie einen Sinn darin sähen, ihre individuellen Ziele erreichen könnten und ihre Leistung – nicht nur in barer Münze – honoriert würde. „Die Freiheit, sich einen neuen Arbeitgeber nach Maß zu wählen, war noch nie so groß. Und Menschen machen von ihren Freiheiten sofort Gebrauch, wenn sie einen Sinn und einen Nutzen sehen“, schreibt Nußbaum. Diese Erkenntnis, meint der Personalberater Zondler, sollten Unternehmen und Führungskräfte nicht als Bedrohung oder gar „Kampfansage“ ihrer Mitarbeiter ansehen, sondern als Ansporn, sich um die eigenen Leute besser und intensiver zu kümmern. Da mache es auch keinen Unterschied, ob es sich um einen festangestellten Mitarbeiter oder um einen freien Mitarbeiter handele, den ein Unternehmen für ein bestimmtes Projekt oder eine gewisse Zeit an sich binden wolle.
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