Denken und forschen – nicht zwingend ein einsames Geschäft.

Perspektiven einer berufsbegleitenden Promotion.
SDI München – Praxisbericht
Denken und forschen - nicht zwingend ein einsames Geschäft.

Jede/r Zehnte in Deutschland ist Akademiker, rund 25.000 davon absolvieren pro Jahr erfolgreich ein Promotionsverfahren – weit mehr als in jedem anderen europäischen Land (Quelle: DAAD). Der deutsche Doktortitel genoss bis zur Plagiatsaffäre des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg und dem Rücktritt der FDP-Spitzenpolitikerin Silvana Koch-Mehrin fächerübergreifend uneingeschränkt einen guten Ruf über die eigenen Landesgrenzen hinaus.

Deutsche Hochschulen und Forschungsinstitute zwischen Aachen und Zittau ermöglichen ganz verschiedene Wege zur Promotion. Die Gründe und Motivationen für ein Promotionsvorhaben sind unterschiedlichster Natur und reichen von „karrierefördernd“ über „imageträchtig“ bis hin zu „Freude an der geistigen Auseinandersetzung“. Die Zahl derer, die nach vielen Jahren im Beruf doch noch ein Promotionsvorhaben angehen und die Doppelbelastung auf sich nehmen, steigt jährlich.

Arbeiten und nebenbei promovieren – was vor vielen Jahren selten ging, ist heute an deutschen Hochschulen vielfach möglich. So auch am „Promotionskolleg Wandlungsprozesse“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (www.promotionskolleg-wandlungsprozesse.de), in dem Robert Freund -Experte für Innovation, Wissens- und Kompetenzmanagement und Jahrgang 1956 – seiner Begeisterung für geistige Arbeit und das Vergnügen am Denken in Theorie und Praxis berufsbegleitend nachgehen konnte.

Ermuntert dazu hatte ihn Prof. Dr. Peter Weber, Vizepräsident der SDI Hochschule für Angewandte Sprachen in München (www.sdi-muenchen.de) und Doktorvater im Promotionskolleg, den er im Rahmen seines Masterstudiums an der TU Kaiserslauternkennengelernt hatte.
Robert Freund, bald 55 Jahre alt, ist seit mehr als 20 Jahren sein eigener Arbeitgeber. Für ihn gaben die wertschätzenden und ermunternden Gespräche mit dem Münchner Professor und Gespräche mit Kollegenauf Kongressen und Tagungenden Ausschlag, im „hohen“ Alterdoch noch seiner Leidenschaft für angewandte Forschung nachzugehen und berufsbegleitend zu promovieren. Freund, seit jeher begeisterter Denker und Forschender, war bereits vor seiner Promotion international mit Fachvorträgen auf dem akademischen Parkett unterwegs.
Für Professor Weber verkörpert die berufsbegleitende Promotion den Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis und damit angewandte Wissenschaft. Für ihn als Vizepräsident und Studiengangsleiter der SDI Hochschule für Angewandte Sprachen ist seine Arbeit als Doktorvater am Promotionskolleg in Halle Teil der Umsetzung des Leitbildes seiner Hochschule und „eine ideale Möglichkeit, ein intergenerationales Verhältnis auf dem akademischen Parkett zu implementieren“.

Robert Freund und dessen Leidenschaft für geistige Arbeit waren ihm auf mehreren Konferenzen und Kongressennachhaltig im Gedächtnis geblieben. Besonders begeisterte ihn Freunds Freude an der Forschung in Kombination mit seinen langjährigen Praxiserfahrungen. Da lag es für ihn nahe, Robert Freund anzusprechen und ihn einzuladen, seiner Leidenschaft für das Denken und Forschen und seiner Expertise aus dem Berufsleben nachzugehen und diese im Rahmen einer Promotion zu vertiefen.

Erfolgsbaustein Promotionskolleg

„In unserem Kolleg treffen sich zwei bis vier Mal pro Jahr Promovenden aus unterschiedlichsten Berufszweigen, um ihre Arbeitsfortschritte zu präsentieren und zu diskutieren.“ erläutert Professor Weberdie Arbeitsweise seinesKollegs, „Der kleinste gemeinsame Nenner ist, dass alle Teilnehmer/innen ihre Promotion berufsbegleitendabsolvieren. Bei diesen Kolloquien treffen sich geballtes Wissen und vielfältige Praxiserfahrungenan einem Tisch. Dies gibt der geistigen Beschäftigung und einem Promotionsvorhaben eine ganz andere Tiefe als dies je der Fall sein kann, wenn eine Promotion unmittelbar dem Studium folgt.“

Auch Robert Freund begrüßte das Promotionskolleg sehr: „Die Treffen gaben dem eigenen Forschungsvorhaben einen roten Faden und eine solide Struktur. Diese strukturierte Vorgehensweise und das regelmäßige Präsentieren der eigenen Arbeitsfortschritte waren hilfreich und motivierend, wenn einem hin und wieder die Puste auszugehen drohte oder sich im Berufsleben ein Auftrag auf der Prioritätenliste nach oben drängelte. Sich in so einem Umfeld auszutauschen und seine Arbeitsergebnisse zu diskutieren, empfand ich als wertvoll und äußerst förderlich für die Sache und für mein persönliches Wohlbefinden in dieser intensiven Lebensphase. Hin und wieder fühlte es sich an wie ein Bermuda-Dreieck – Familie, Beruf und Promotion.“

Studien bestätigen Freunds Eindruck, dass „Einzelkämpfer“, also diejenigen, die lediglich im Dialog mit einem universitären Betreuer ihr anwendungsbezogenes Forschungsvorhaben entwickeln und durchführen, in mehr als 70 bis sogar 90% der Fälle abbrechen und dann ausschließlich wieder dem Beruf nachgehen. Promovenden, die sich einer Forschungsgruppe oder im Rahmen eines Kollegs Gleichgesinnten anschließen, reduzieren diese hohe Abbruchquote nachweislich. Das Präsentieren der Fortschritte in einer Gruppe stärkt die Motivation und trägt zur Methodenkompetenz bei. Gemeinsam bleibt man leichter „am Ball“.

Zwei Buchstaben und ein Punkt – Mehrwert Promotion?

Seine Kunden schätzen sein Engagement und haben selbst erfahren, dass die wissenschaftliche Arbeitsweise, der Umgang mit neuen Themen und das methodische Vorgehen in vielerlei Punkten auch das Arbeitsleben und die Projekte nachhaltig positiv bereichern. Für seine Kunden und Auftraggeber wird Freund weiterhin vorrangig der Experte für neue Lerntechniken, Innovation und Wissens-/Kompetenzmanagement bleiben, auch wenn Resultate und Impulse seiner Forschung weiterhin in die tägliche Arbeit mit einfließen genauso wie umgekehrt seine tägliche Arbeit weiterhin in die nächsten Forschungsvorhaben. Der neu erworbene akademische Grad wird Robert Freund vor allem aber die Arbeit im akademischen Umfeld vereinfachen, wo er seit vielen Jahren mit Universitäten in Osteuropa kooperiert und eine eigene Konferenzserie und etliche Forschungsprojekte initiiert hat. Hier haben die zwei Buchstaben und der Punkt deutlich mehr Gewicht als in der freien Wirtschaft.

Auch jenseits der akademischen Welt gibt es nennenswerte Pluspunkte für den Doktortitel zu bedenken. Professor Weber ist überzeugt, dass Unternehmen, die das Interesse von Mitarbeitern, sich tiefer in Themen einzudenken und geistig damit auseinanderzusetzen, in Form einer nebenberuflichen Promotion unterstützen, nachhaltig Mehrwert für das eigene Unternehmen generieren können. Nicht zuletzt, weil die Motivation und die Eigeninitiative von Mitarbeitern durch die Unterstützung von Seiten des Arbeitgebers eine Wertschätzung besonderer Art ist. Eine Promotion innerhalb des Unternehmens zu fördern oder gar zu initiieren, zählt zu ausgewählten und wenig genutzten Employer Branding Maßnahmen.

Positive Nebeneffekte einer Promotion

Eine Promotion ist mehr als eine Investition in die eigene Zukunft. Wer sich einer mehrjährigen Forschungsaufgabe stellt und diese wissenschaftlich bewältigt, erwirbt Kompetenzen, die sich nicht nur auf die Forschungsrage und das wissenschaftliche Arbeiten beziehen (abstrahieren können, Quellen analysieren und verstehen, passende Instrumente suchen und anwenden), sondern auch und gerade auf den Umgang und die wertschöpfende Nutzung der selbst gefundenen und eruierten Methoden. Wissenschaftlichkeit taugt nicht nur für den berühmten Elfenbeinturm, sondern hat nachweislich auch einen Mehrwert für Unternehmen und für diejenigen, die diese Methoden dann einzusetzen wissen.

Robert Freund und Prof. Dr. Peter Weber bestätigen einhellig: Wer ein Promotionsstudium erfolgreich absolviert, erwirbt sich Abstraktionserfahrung und Methodenwissen und erreicht i.d.R. eine höhere Ebene der geistigen Durchdringung von materiell fassbaren und unfassbaren Zusammenhängen. Darüberhinaus ist diese Zeit auch für die persönliche Weiterentwicklung und Entfaltung neuer Facetten eine prägende Phase. All dies führt oftmals zu einer höheren Entscheidungs- und Handlungskompetenz im eigenen fachlichen Umfeld.

Was stets mittrainiert wird in dieser mehrjährigen Phase: Disziplin, Selbstmanagement und Durchhaltevermögen sowie das persönliche Umfeld, das in dieser langen Zeit nolens volens sehr intensiv Verständnis, Mitgefühl und Rücksichtnahme üben sollte. All dies findet sich zumeist in den unauffällig platzierten Danksagungen zu Beginn des Werkes wieder.

Dr. Robert Freund (www.RobertFreund.de), Jahrgang 1956, gebürtiger Hesse, absolvierte seine berufsbegleitende Promotionan der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Das Thema der Dissertation“Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk“ ergab sich aus Beiträgen für Konferenzen in Europa, Asien und den USA, sowie dem von Herrn Freund initiierten EU-Projekt MIapp (2004-2006), an dem neben der Universität Barcelona, der Universität Freiburg auch Forschungsinstitute aus Griechenland, Polen und Österreich teilnahmen. In diesem Jahr wird Robert Freund wieder an internationalen Konferenzen teilnehmen und seine Forschungsergebnisse vorstellen. Als Moderator der Wissensbilanz – Made in Germany und Experte für Innovation (Open Innovation) setzt er sich weiterhin dafür ein, neue Erkenntnisse im Umgang mit Wissen gerade für kleine und mittlere Unternehmen zu erschließen. Dabei kooperiert er u.a mit verschiedenen IHK in Deutschland.

Prof. Dr. Peter Weber – Freunds Doktorvater – ist Vizepräsident der SDI Hochschule für Angewandte Sprachen in München (www.sdi-muenchen.de) und engagiert im „Promotionskolleg Wandlungsprozesse“ an der Universität Halle-Wittenberg. Peter J. Weber ist seit 1. Oktober 2007 Professor für Internationale Wirtschaftskommunikation an der Hochschule für Angewandte Sprachen des SDI. Er hat Wirtschaftspädagogik, Betriebswirtschaftslehre und romanische Linguistik in Mannheim und Louvain-la-Neuve (Belgien) studiert. Nach Stationen an den Universitäten Mannheim, Hamburg und Lüneburg habilitierte er 2001 für das Fach „Allgemeine und Internationale Erziehungswissenschaft“ an der Universität Hamburg. Er arbeitete als Senior Researcher am Forschungszentrum für Mehrsprachigkeit in Brüssel und nahm Professuren an der Universität Halle/Saale und an der Katholieke Universiteit Brussel wahr.

Das SDI München bildet seit 1952 Sprachprofis aus und zählt zu den renommiertesten Ausbildungsstätten für Übersetzer und Dolmetscher in Europa. Das private, gemeinnützige und staatlich anerkannte Institut ist besonders stolz auf seine marktgerechte Ausbildung nach dem Motto „Aus der Praxis für die Praxis“. Vor drei Jahren wurde die Hochschule für Angewandte Sprachen des SDI errichtet. Sie ergänzt mit ihren neuen Bachelor- und Master-Studiengängen das bisherige Lehrangebot des SDI, und sie bietet die Möglichkeit, einen akademischen Grad (Bachelor/Master) zu erwerben.

SDI Sprachen und Dolmetscher Institut München
Direktor Professor Dr. Felix Mayer
Baierbrunner Straße 28
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