Daten-Deal zwischen Amazon und Facebook gefährdet Datenschutz

Facebook leitet Profildaten an Amazon weiter / Ein falscher Klick gibt Profile aller Freunde frei / Betroffene Nutzer werden nicht informiert / COMPUTERBILD zeigt: Auch deutsche User betroffen

Ob Bücher oder Filme – das Internet-Versandhaus Amazon wusste schon immer, welche Produkte seinen Kunden gefallen. Damit nicht genug: Der Shopping-Riese kennt auch den Geschmack vieler Facebook-Mitglieder, obwohl diese noch nie bei Amazon eingekauft haben. Hintergrund ist ein Daten-Deal mit dem sozialen Netzwerk Facebook, der Datenschützer alarmiert. Laut Facebook betrifft das nur US-Nutzer. Wie die Fachzeitschrift COMPUTERBILD bei einem Test herausfand, sind jedoch auch deutsche Facebook-Nutzer betroffen (Heft 10/2011, ab Samstag im Handel).

Hintergrund des Skandals: Amazon will noch mehr über die Vorlieben und Interessen der Kunden wissen, um die personalisierten Produktempfehlungen zu verbessern. Dafür hat der Handelsriese einen Daten-Deal mit dem weltgrößten sozialen Netzwerk geschlossen. Seitdem erscheint auf der US-Seite von Amazon die Schaltfläche „Connect with Facebook“, also „mit Facebook verknüpfen“. Angepriesen wird es wahrheitsgetreu mit besseren Empfehlungen für den Kunden, aber auch mit Geschenkvorschlägen für Facebook-Freunde – passend zu deren im Netzwerk angegebenen Interessen.

Klickt ein Nutzer auf die „Connect“-Schaltfläche, öffnet sich sein Facebook-Konto. Nach einem weiteren Klick leitet ein Mini-Programm (App) nicht nur die eigenen Profildaten, sondern auch die aller Facebook-Freunde an Amazon weiter – allerdings, ohne die Freunde darüber zu informieren. Zu den Daten gehören Name, Geburtsdatum, Wohnort und Fotos sowie Informationen zu Hobbies, Lieblingsfilmen und -büchern. Außerdem alle Pinnwand-Einträge sowie Facebook-Aktivitäten, an denen Nutzer über den „Gefällt mir“-Button Interesse bekundet haben.

Viele Facebook-Nutzer wissen nicht, dass eine Weitergabe ihrer Daten ohne ihre Einwilligung möglich ist – auch wenn sie die Ansicht ihrer Profildaten auf Freunde beschränkt und ein hohes Datenschutz-Niveau festgelegt haben. Aber weder Facebook noch Amazon informieren ihre Kunden darüber. Sind die Daten erst einmal bei Amazon, lassen sie sich nicht mehr zurückholen. Facebook betont, dass es sich bislang nur um die Profile US-amerikanischer Nutzer handelt. Falsch, denn jeder, der bei Amazon.com einkauft, kann den Datentausch mit Facebook auslösen. Datenschützer sind entsetzt. Johannes Caspar, Hamburger Datenschutzbeauftragter: „Das Zusammenführen der Daten beider Konzerne birgt erhebliche Risiken.“

COMPUTERBILD empfiehlt: Um die eigenen Profildaten vor einem solchen Ausverkauf zu schützen, muss in den Grundeinstellungen des Facebook-Profils die Datenweitergabe durch Freunde deaktiviert werden. Das aktuelle Sicherheits-Center zeigt, wie das geht.

Das COMPUTERBILD-Sicherheits-Center im Internet: http://sicherheitscenter.computerbild.de
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