Katastrophe oder Nebenwirkung? Was den Seitensprung gefährlich macht
„Der Seitensprung ist die Sollbruchstelle in Beziehungen. Wenn einer der beiden fremdgeht, scheint Trennung eine logische Konsequenz. Ist das ein Naturgesetz?“ Stephanie Katerle ist Paarberaterin und hat in unzähligen Gesprächen von den Folgen der Fehltritte ihrer Klienten gehört. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch verarbeitet und erkennt: „Wir sehen den Seitensprung zu stark durch die psychologische Brille und betrachten sie als persönliche Schwäche. Dabei sind Paare gut in der Lage, vorzusorgen. Dann wird Untreue nicht zum Super-GAU.“ In den Augen der Expertin stricken Kultur, Religion, Gesellschaft und Erziehung stark daran mit, den Seitensprung zu einem Schreckgespenst werden zu lassen. Im Notfall bleibe wenig anderes übrig, als den oder die Betrügende(n) vor die Tür zu setzen. Es schütze sich niemand ernsthaft vor den Folgen dieses Szenarios. „Hätte ich keine Krankenversicherung, käme mir jede Grippe wie eine Lebensbedrohung vor. So ähnlich ist es bei Beziehungen auch. Paare reden nicht darüber reden, was im Ernstfall passieren könnte. So stehen sie im entscheidenden Moment vor dem Abgrund. Dann regiert die Angst“, führt sie aus. Ihre Lösung: Reden. Romantische Liebe sei schön, Paare sollten aber direkt zu Beginn ihrer Beziehung thematisieren, wie sie mit Treue und Untreue umzugehen beabischtigen. „Ein Seitensprung passiert uns nicht!“ sei Augenwischerei, so Katerle. „Sprecht darüber, was geplant ist, wenn die Untreue einem von beiden passiert. Das lindert den nicht unbedingt den Schmerz, nimmt aber dem Ganzen den Beigeschmack der Katastrophe“, argumentiert sie. In ihrem Buch beleuchtet sie von der Philosophie über die Kulturgeschichte bis hin zur Pädagogik und Ökonomie unterhaltsam alle Wissenschaften, die beim Thema „Fremdgehen“ mitmischen. Erhältlich ist das Buch im Verlag Sein Name: „Seitensprünge: Warum Untreue nicht zur Trennung führen muss.“ Eine steile These. Ob sie den Betroffenen die Augen öffnen wird?
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Stephanie Katerle
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