Bordeaux, April 2011. Der durch und durch sonnige Sommer und ein außergewöhnlicher Herbst verantworten maßgeblich die Vollendung des Jahrgangs 2010. Die konstanten Witterungsbedingungen begünstigten die optimale Reife und vor allem die exzellente Gesundheit der Trauben. So konnten die Winzer ohne Hast und Zwang, Parzelle für Parzelle den idealen Zeitpunkt für die Weinlese festlegen. Es spricht alles dafür, dass auch mit diesem Jahrgang die Spitzenqualität von 2009 erreicht wird – und erinnert damit unweigerlich an die berühmte Jahrgangsfolge 1989/1990.

Rotweine
Bereits am 20. September konnte in den ersten Regionen mit der Lese des Merlot, der frühesten Rebsorte, begonnen werden. Je nach Lage und Bodenbeschaffenheit konnte die Merlot-Lese bis Mitte Oktober abgeschlossen werden. Die Cabernet-Trauben wurden zwischen Ende September und Ende Oktober geerntet. Nach der kunstvollen Assemblage bringen diese Trauben Weine mit lebhafter Säure hervor, die sie lagerfähig macht und sowohl die Frische als auch die ausdrucksstarken Fruchtaromen unterstreicht. Der Jahrgang lässt sich außerdem durch eine hohe Konzentration an Anthocyanen charakterisieren, die dem Wein Körper und Geschmeidigkeit verleihen. In Kombination mit einem kräftigen Alkoholgehalt wird das außergewöhnliche Potenzial dieser Weine deutlich.

Trockene Weißweine
Das Zusammenspiel aus optimaler Sonneneinstrahlung und kühlen Nächten hat dafür gesorgt, dass die Aromastruktur und die feine Säure der Trauben voll erhalten geblieben sind. In bevorzugten Lagen wurde bereits in der letzten Augustwoche mit der Weinlese begonnen; bis Mitte September waren die Erntearbeiten fast überall abgeschlossen. Die Sémillon-Trauben durften noch bis Ende September Sonne tanken, bevor sie gelesen wurden. Insgesamt zeigen sich die Weine geschmacklich sehr ausgewogen, mit einem erstaunlich komplexen Gefüge aus Aromen, Säure und Volumen.

Süßweine
Gelegentliche Regenfälle unterschiedlicher Intensität haben eine gleichmäßige Entwicklung der Botrytis-Edelfäule bei den vollreifen Trauben ermöglicht. Ende September wurde mit der sorgfältigen Handlese begonnen und schrittweise bis Ende Oktober abgeschlossen. Was die Trauben auszeichnet, ist ein außergewöhnlich hohe Extrakt-Konzentration für sehr intensive Aromen – ein herrlicher Jahrgang für diese Rebsorte. Die entstandenen Weine sind dank ihrer frischen Zitrusnoten gleichermaßen üppig und finessenreich und begeistern durch ihre Eleganz.

Die Witterung 2010 – Angaben des französischen Wetterdienstes

März: Reichlich Sonnenstunden. Niederschläge und Temperaturen im Bereich der 30-jährigen Mittelwerte. In den Weinbergen: die Rebstöcke schlagen aus (die Knospen öffnen sich, die jungen Blätter erscheinen).

April: Trockenheit, fru?hsommerlich-warme Nachmittage mit viel Sonne.

Mai: Besonders trocken, mit wenig Sonnenschein und niedrigen Temperaturen.

Juni: Sonnenstunden und Temperaturen durchschnittlich. Starke Niederschläge vom 8. bis 17. Juni, dann trocken bis Monatsende. In den Weinbergen: Höhepunkt der Blu?te schätzungsweise ab dem 4. Juni. Mit Beginn der zweiten Jahreshälfte ist die Blu?tezeit der Rebstöcke beendet und die befruchteten Blu?ten werden zu kleinen Weinbeeren. Wechselhafte Bedingungen während und nach der Blu?tezeit haben teilweise zu Blu?tenabwurf und unvollständigem Fruchtansatz gefu?hrt. Je nach Rebsorte undLage waren diese Phänomene unterschiedlich stark ausgeprägt und haben Ertragseinbußen nach sich gezogen.

Juli: Ein hochsommerlicher Monat (Temperaturen leicht überdurchschnittlich) mit sehr geringer Regenmenge und großzu?giger Sonneneinstrahlung (40 Stunden mehr als im 30-jährigen Mittel). In den Weinbergen: Aufgrund von Wassermangel ist das vegetative Wachstum der Pflanzen beendet und die Entwicklung der Beeren beginnt: sie erreichen ihre volle Größe, die Fruchtschale beginnt, ihre Farbe zu verändern, wird gelb bis goldgelb beziehungsweise granatrot bis tiefblau.

August: Temperaturen und Sonneneinstrahlung im Normalbereich, wobei die Niederschläge jedoch stark defizitär blieben. In den Weinbergen: Im Mittel erreicht der Reifungsprozess beim Merlot seinen Scheitelpunkt am 6. August, beim Cabernet am 11. August.

September: Der dritte deutlich zu trockene Monat in Folge. Temperaturen nahe dem langjährigen Mittelwert. Sehr hohe Sonneneinstrahlung, wie bereits im September 2009 (+ 61 Std.), was den Normalwerten fu?r den August entspricht. In den Weinbergen: Die Weinlese läuft auf Hochtouren.

Oktober: Die Niederschlagssumme erreicht den Normalwert, wobei die Hauptmenge jedoch an lediglich 5 Tagen fällt. Mit einem Überschuss von 46 Stunden zeigt sich die Sonne weiterhin großzu?gig. In den Weinbergen: Die Weinlese wird zum Abschluss gebracht.

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