Beutebücher wieder Zuhause
Rund 70 Jahre ist es her, dass das NS-Sonderkommando Künsberg 136 Bände aus der Zarenbibliothek Pawlowsk raubte. Jetzt wurden die Bücher ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben.
Bereits im vergangenen November, auf einem Festakt anlässlich der Jahrestagung des Deutsch-Russischen Bibliotheksdialogs in Leipzig, wurden die im Zweiten Weltkrieg gestohlenen Bände an Alexei Gusanow, Hauptkonservator des Schlossmuseums Pawlowsk, übergeben. Jetzt fanden sie ihren Weg zurück in ihre russische Heimat.
Die Rückgabe der über Jahrzehnte verschollen geglaubten Bücher wurde durch Recherchen einer Forschungsgruppe der Kulturstiftung der Länder gemeinsam mit Mitarbeitern des Schlossmuseums Pawlowsk bei St. Petersburg möglich:
Historische Dokumente konnten die Übergabe von 170 Büchern durch das Sonderkommando Künsberg an den früheren deutschen Botschafter in Moskau, Friedrich Werner von der Schulenburg, im Jahre 1942 belegen. Nach der Kontaktaufnahme durch die Süddeutsche Zeitung mit den Nachfahren von Friedrich Werner von der Schulenburg wurde entdeckt, dass sich der Bestand noch bei der Familie befand, welche sich sofort zur Restitution der Bücher an das Schloss Pawlowsk entschied.
Im zweiten Weltkrieg hielten deutsche Truppen die Region um Sankt Petersburg fast drei Jahre lang besetzt. Die Kleinstadt Pawlowsk und ihr klassizistischer Zarenpalast, vor den Toren von St. Petersburg gelegen und heute in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen, wurde zum Ziel von Raubzügen des NS-Sonderkommandos Künsberg. Dieses war seinerzeit mit der „Sicherstellung“ und Beschlagnahmung von Kulturgütern in den von Deutschland besetzten Gebieten beauftragt und beteiligte sich unter anderem wiederholt an dem allgemeinen Kunst-und Kulturraub, der Bibliotheken und Museen in der Sowjetunion große Verluste zufügte.
Noch heute ist eine große Zahl der vom zweiten Weltkrieg betroffenen Kulturgüter verschollen. Deutsche und russische Wissenschaftler sind daher seit 2012 im Forschungsprojekt „Russische Museen im Zweiten Weltkrieg“ geraubten Büchern wie denen aus Pawlowsk auf der Spur, unterstützt von der VolkswagenStiftung (Initiative „Forschung in Museen“), der Kulturstiftung der Länder und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
http://pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?r=556543&aktion=jour_pm