Ausstellung „25 Jahre nach Tschernobyl – Menschen – Orte – Solidarität“ ab Sonntag in Gladbeck

Hubschrauberpilot aus Tschernobyl berichtet über seinen Einsatz am explodierten Reaktor
Ausstellung  "25 Jahre nach Tschernobyl - Menschen - Orte - Solidarität" ab Sonntag in Gladbeck

Die multimediale Wanderausstellung „25 Jahre nach Tschernobyl – Menschen – Orte – Solidarität“ ist von Sonntag, 9. Oktober bis Montag, 17. Oktober 2011 in Gladbeck, im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Postallee 12 zu sehen. Eröffnet wird sie am Sonntag um 11.30 Uhr. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Ulrich Roland, Dr. Sabine Graf, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nordrhein-Westfalen, und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die die Schirmherrschaft für alle Ausstellungen in NRW übernommen hat.

Engagierter Zeitzeuge schildert Erlebnisse nach dem Unglück

An einer ihrer letzten Stationen in Nordrhein-Westfalen wird die Ausstellung in Gladbeck von Pfarrerin Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup als Vertreterin des gastgebenden Trägerkreises eröffnet, bevor Peter Junge-Wentrup die Idee und die Ziele der Schau gegen das Verdrängen und Vergessen darstellt. Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des IBB Dortmund, hatte 2009 den Impuls zu dieser Wanderausstellung gegeben, die seit Januar an rund 50 Orten in Deutschland, den Niederlanden und Österreich gezeigt worden ist. Mit Igor Pismenskij steht während der gesamten Ausstellungsdauer ein Zeitzeuge zur Verfügung, der 1986 als Hubschrauberpilot in Tschernobyl im Einsatz war. Seine Einheit hatte den Auftrag, Sand, Blei und andere Materialien über der Strahlungsquelle abzuschütten. „Beim Anflug auf den explodierten Reaktor bot sich mir ein furchtbares Bild: Das Dach des vierten Reaktorblockes war durch die Explosion zerstört und innen waren die Brennstoffe der Atomexplosion zu sehenR
20;, erinnert er sich.

Trägerkreis Gladbeck organisiert Zeitzeugengespräch und Vortragsabend

Der Trägerkreis hat für Dienstag, 11. Oktober 2011, ab 19 Uhr ein Zeitzeugengespräch und für Montag, 17. Oktober 2011, ab 19 Uhr einen Vortragsabend organisiert. Ärztin Dr. Dörte Siedentopf, Mitglied in der internationalen Vereinigung „Ärzte gegen den Atomkrieg“ (IPPNW), spricht über „Gesundheitliche Folgen der Tschernobyl-Katastrophe“, die die heute 69-Jährige aus ihrer langjährigen Tätigkeit in Belarus kennt.

Zeitzeugengespräche für Schülergruppen und Erwachsene

Die Ausstellung ist von Montag bis Samstag jeweils von 9 bis 17.30 Uhr geöffnet und am Sonntag von 11 bis 13 Uhr. Zeitzeuge Igor Pismenskij steht während der gesamten Ausstellungsdauer für Gespräche zur Verfügung. Gruppen werden um Voranmeldung gebeten unter der Rufnummer 02043-22277 oder 02043-225740.
Schicksale von Menschen stehen im Mittelpunkt

Im Fokus der Ausstellung stehen die Erinnerungen von 30 Zeitzeugen aus der Ukraine und Belarus, die unmittelbar an den Aufräumarbeiten und an der Eindämmung der Katastrophe beteiligt waren. Persönlich werden sie vor Schulklassen und anderen Personengruppen über ihre Erinnerungen berichten. „Wir haben uns ganz bewusst entschieden, die Schicksale von Menschen in den Mittelpunkt zu stellen“, sagte Peter Junge-Wentrup bei der Eröffnung der Wanderausstellung in Dortmund. „Und wir möchten, dass sie selbst zu Wort kommen.“ Nach Recherchen des IBB waren mehr als 800 000 so genannte Liquidatoren im Einsatz.

Erinnern für eine gemeinsame Zukunft – Anstoß zu einer politischen Debatte

Zum 25. Jahrestag der Katastrophe am 26. April 2011 hat die Ausstellung auch eine intensivere Auseinandersetzung mit der Energiepolitik angeregt. Gemeinsames Ziel mit allen gastgebenden Trägerkreisen war die Debatte im Deutschen Bundestag auf Initiative des IBB Dortmund am Freitag, 8. April 2011. „Der Deutsche Bundestag ist das einzige Parlament in Europa, das eine Debatte zum 25. Jahrestag von Tschernobyl geführt hat. Die Erinnerung an die Katastrophe leistet einen wichtigen Beitrag, dass der Atomausstieg in Deutschland möglich wird“, so Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des IBB Dortmund, der den Impuls zur Wanderausstellung gegeben hat. „In Kenntnis der Folgen machen wir uns gemeinsam stark für die Energiewende.“

Rüdiger Frohn, Staatssekretär a. D. und Vorsitzender des Beirats der Stiftung Mercator, betonte in seiner Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung in Dortmund: „Tschernobyl hat als erste gesamteuropäische Umweltkatastrophe bisher ungekannten Ausmaßes gezeigt, dass weder die Solidarität der Menschen in Europa noch die Herausforderung einer zukunftsorientierten Umweltpolitik nationale Grenzen kennt. In Erinnerung an die Opfer von Tschernobyl und für die kommenden Generationen ist es uns Verpflichtung und Herausforderung zugleich, Energie-, Umwelt- und Klimapolitik immer wieder neu zu denken.“

Ausstellung mit interaktiven Elementen

Ein multimedialer Teil der Ausstellung dokumentiert mit 58 Fotos von Rüdiger Lubricht, Filmausschnitten aus der Tagesschau und beispielhaften Portraits von europäischen Tschernobyl-Initiativen das Unglück. Noch heute leben fünf Millionen Menschen in Gebieten, die mit mehr als 1 Curie pro km² radioaktiv belastet sind. Rüdiger Lubricht hat seit 2003 regelmäßig die verlassene Stadt Pripjat besucht und in der Umgebung auch Bewohner angetroffen, die der unsichtbaren Gefahr zum Trotz nicht umgesiedelt sind. „Wir hätten die Ausstellung auch 25 Jahre Tschernobyl nennen können, denn es ist noch nicht vorbei“, sagt Ausstellungsmacherin Sabrina Bobowski mit Blick auf die Langfristigkeit der entstandenen Schäden. „25 Jahre nach Tschernobyl – Menschen – Orte -Solidarität“ ist als wachsende Ausstellung konzipiert, die persönliche Gedanken und Erinnerungen von Betrachtern aufnimmt und um weitere Dokumente ergänzt werden kann.

Breite Unterstützung von Kirchen und Förderern

Ermöglicht wurde die Ausstellung durch eine breite Unterstützung von kirchlichen und weltlichen, öffentlichen und privaten Förderern, wie der Evangelischen Kirche von Westfalen und Hessen-Nassau, der katholischen Solidaritätsaktion Renovabis, der Landeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Mercator.

Drei Schirmherren begleiten die Ausstellung in Gladbeck

Die Schirmherrschaft für die Ausstellung in Gladbeck haben Bürgermeister Ulrich Roland und Dr. Sabine Graf, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nordrhein-Westfalen, sowie Ministerpräsidentin Hannelore Kraft übernommen. Darüber hinaus konnte das IBB Dortmund weitere namhafte Schirmherren gewinnen wie Ministerpräsident Matthias Platzeck und Landtagspräsident Günter Fritsch für alle Ausstellungen in Brandenburg, den Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit sowie den Präses der Evangelischen Landeskirche von Westfalen, Dr. h.c. Alfred Buß für Münster und Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber für Braunschweig und Wolfenbüttel.

Mehr als 35 000 Menschen informierten sich über Tschernobyl

Die Ausstellung war im ersten Halbjahr 2011 in 35 Städten in Deutschland, Österreich und den Niederlanden zu sehen. Aufgrund der großen Nachfrage wird sie im zweiten Halbjahr an weiteren Orten gezeigt. Bis Ende April hatten rund 35 000 Menschen und 700 Schulklassen die Ausstellung besucht.

Einzelheiten über die Veranstaltung in Gladbeck bei Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup unter der Rufnummer 02034-22277.

Foto: IBB

Weitere Informationen zum Gesamtprojekt unter www.ibb-d.de.
Grenzen überwinden: Mit diesem Ziel vor Augen organisiert das IBB seit mehr als 20 Jahren eindrucksvolle Fahrten und internationale Konferenzen. Ein Schwerpunkt sind sehr lebendige Beziehungen zu Belarus. Das IBB ist institutionell und politisch unabhängig, gemeinnützig und erzielt keinen kommerziellen Gewinn.

IBB Dortmund
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