Allergiegefahr: „Halbe Kuh? im Bett
„Manchmal liegt fast eine ?halbe Kuh? mit im Bett“ ? hinter dem flapsigen Spruch steckt Forschungserkenntnis: Dr. Astrid Heutelbeck, Arbeitsmedizinerin und Allergologin an der Universitätsmedizin Göttingen, weiß sehr genau um die Faktoren, die im Alltag von Bauernfamilien eine „Rinder-Allergie“ auslösen und befördern können. Sie plädiert deshalb dafür, Arbeits- und Wohnbereich in der Landwirtschaft strikt zu trennen.
Oft genug bedeu-ten allergische Reaktionen auf sonst harmlose Ausscheidungen und Ausdünstungen eines Rindes schwere Atemwegserkrankungen und im äußersten Fall den Berufsausstieg für Menschen, die im beruflichen Alltag intensiv mit den Tieren zu tun haben.
Dr. Astrid Heutelbeck, Oberärztin in der Abteilung Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Göttingen, hat jetzt für ihre Forschung und ihre praktischen Vor-beugetipps zur „Rinder-Allergie“ den höchsten Preis der Deutschen Gesellschaft für Ar-beitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) erhalten. Mit dem E.W. Baader-Preis würdigt die DGAUM die Verdienste der Göttinger Arbeitsmedizinerin um die Vorbeugung von be-rufsbedingten Atemwegserkrankungen, die vor allem Landwirte und deren Familien betref-fen. Der E.W. Baader-Preis wurde in diesem Jahr geteilt und war mit jeweils 2.500 Euro dotiert.
„Präventivmedizinische Ansätze bei berufsbedingten Atemwegserkrankungen in der Land-wirtschaft unter besonderer Berücksichtigung der Rinderhaltung“ lautet der Titel ihrer wis-senschaftlichen Habilitationsschrift. Die Ergebnisse dieser Arbeit konnten schon einiges bewegen gegen die „Rinder- Allergie. So gibt es neue und konkrete Empfehlungen, wie sich Landwirte und Klauenpfleger vor der Berufserkrankung „Rinder-Allergie“ besser schützen können. Einige landwirtschaftliche Berufsschulen wie beispielsweise wie die LVA Echem (Lehr- und Versuchsanstalt für Tierhaltung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen) haben Tipps zum Schutz vor der „Rinder-Allergie“ in den Unterricht eingebaut. Die jungen Landwirtinnen und Landwirte sollen so schon während ihrer Ausbildung für mögliche Früh-symptome einer Erkrankung sensibilisiert werden, die sonst ihren frühzeitigen Berufsaus-stieg bedeuten könnte. Auch auf Veranstaltungen für Klauenpfleger, einer besonders stark betroffenen Berufsgruppe, finden regelmäßig Seminare zum Gesundheitsschutz statt.
„Mit den Maßnahmen zum Schutz und zur Vorbeugung vor der Rinderallergie müssen wir früh ansetzen. Über eine verbesserte Früherkennung können weiterreichende Folgen der Erkrankung eingedämmt werden“, sagt Dr.Heutelbeck. Dies belegte bereits eine nationale Studie zur „Rinderallergie“. Danach ist ein Großteil der Betroffenen von Rinderallergie eher jung, aber bereits deutlich von Leistungseinschränkungen der Lunge betroffen. Ein wichti-ger Risikofaktor, eine Rinderallergie zu entwickeln, ist die Atopie. Diese ererbte Überempfindlichlickeit auf sonst harmlose Substanzen aus der Umwelt führt zu schweren allergischen Reaktionen der Haut oder der Atemwege. Um das Risiko genauer einschätzen zu können, waren Kenntnisse zur Belastungssituation in der Raumluft mit allergieauslö-senden Stoffen wichtig. Die Daten dafür hat Dr. Heutelbeck mit ihrer Arbeit jetzt erhoben. Ihr Fazit: „Die messbaren Spuren von Allergie-auslösenden Stoffen reichen bei sehr vielen landwirtschaftlichen Betrieben bis in den Wohnbereich hinein.“
Kommerzielle Allergie-Testverfahren reichen oft nicht aus, um die vielen verschiedenen Rinder- und Schimmelpilzallergenextrakte zu entdecken, die da in der Luft schwirren. Das ist ein weiteres Ergebnis von Dr. Heutelbecks Untersuchungen. Sie fordert daher, eine Testung mit selbsthergestellten Extrakten anzuschließen. Dieser zusätzliche Aufwand sollte beim Verdacht auf „Rinder-Allergie“ auch dann gemacht werden, wenn mit konventionellen Testverfahren zunächst ein negatives Ergebnis erzielt wird. Auch mögliche Zusammenhänge zwischen einer genetischen Vorbelastung und einer berufsbedingten Sensibilisierung für eine „Rinder-Allergie“ hat die UMG-Arbeitsmedizinerin untersucht und Ansätze für die Forschung der kommenden Jahre aufgezeigt.
„Wir hoffen, dass sich der angestoßene Umdenkprozess in der Landwirtschaft fortsetzt und das Augenmerk im Betrieb stärker auf die Trennung von Arbeits- und Wohnbereich gerichtet wird. Nur so lässt eine übermäßige Allergenexposition,rund um die Uhr? vermeiden“, sagt Arbeitsmedizinerin Dr. Astrid Heutelbeck.
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Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Abteilung Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
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