Alle Jahre wieder kommt das Wasser-Tal
Hannovers Wasserverbrauch hat seinen jährlichen Minusrekord in der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel
Hannover, den 22. Dezember 2011 Von Maximalwerten beim Stromverbrauch war immer wieder mal die Rede: Gänsebratenspitzen, Pullerpeaks (bei großen Fußballspielen und dem Lena-Eurovisionssieg) oder der britische Tea-Cooking-Peak, hervorgerufen durch die Fernsehübertragung der royalen Hochzeit in Großbritannien. Umgekehrt verhält es sich zu Weihnachten und Neujahr jedoch beim Wasserverbrauch. Hier in Hannover können wir Jahr für Jahr ein Wasser-Tal verzeichnen.
Jeweils am ersten Weihnachtsfeiertag oder an Neujahr ereignen sich alljährlich die Minusrekorde zur Wasserabgabe im enercity-Trinkwassernetz. Der bisher verzeichnete historische Tiefststand ereignete sich am 1. Januar 2009. Ebenso in den Jahren 2004, 2005 und 2010 wurde an Neujahr der niedrigste Wasserverbrauch des Jahres gemessen. In den Jahren 2003, 2006, 2007 und 2008 wurde dieser Tiefpunkt am ersten Weihnachtsfeiertag erreicht.
Wie es sich damit verhält, wird für Hannover tagtäglich und rund um die Uhr in der Zentralen Leitstelle am enercity-Standort in Ricklingen verfolgt. Seit August 2009 ist die technische Steuerung aller Sparten in Ricklingen gebündelt, wo im 24-Stunden-Betrieb der Puls der Stadt beobachtet wird. Von hier aus überwachen Stadtwerke-Techniker im Auftrag der enercity Netzgesellschaft GmbH den Betrieb und die Lastgänge der Strom-, Gas-, Wärme- und Trinkwassernetze (siehe auch Hintergrund-Information).
Hier wird auch die nach unten hin auffälligste Ausprägung im Lastverlauf beim Wasserverbrauch alljährlich aufgezeichnet. Der erste Weihnachtsfeiertag und der Neujahrstag weisen seit Jahrzehnten zuverlässig den absoluten Jahrestiefstand auf (derzeit knapp unter 90.000 Kubikmeter Tagesnetzeinspeisung). Der Verbrauch insgesamt ist um gut 20 Prozent geringer als an normalen Sonn- oder Feiertagen (derzeit gut 110.000 Kubikmeter pro Tag).
Das weihnachtliche Innehalten und das flächendeckende kollektive Silvesterfeiern der „Restbevölkerung“ (da auch viele in Urlaub sind) zum Jahresende bzw. -wechsel führen dazu, dass die übliche Morgenspitze beim Wasserbrauch gänzlich fehlt. Am Neujahrsmorgen, gegen 6.00 Uhr, geht die Wasserabgabe etwas verzögert (gut zwei Stunden später als an normalen Sonntagen oder Feiertagen) auf ihren Jahrestiefststand zurück und erst am Vormittag steigt sie wieder an.
Der jährliche Tagesspitzenbedarf hingegen findet im Sommer statt und beträgt rund 150.000 Kubikmeter, meist zu längeren Wärme- oder gar Hitzeperioden im Sommer, die mit einem hohen Bedarf an Garten-, Blumenbewässerung verbunden sind. Dann kommt es hin und wieder zu einer abendlichen „Gießspitze“, die fast so hoch ist wie die Morgenspitze eines normalen Tageswasserlastverlaufs. Zwischen den Jahreshöchstwerten und dem Tiefstwert beträgt der Unterschied sogar rund 40 Prozent. Auch die Osterwochenenden sowie die Wochenenden während längeren Ferienzeiten machen sich durch deutlich niedrigere Wasserverbrauchsmengen bemerkbar, was durch eine urlaubsbedingte Abwesenheit der Bevölkerung und Werksferien von Großbetrieben bedingt sein mag.
Ein weiterer auffälliger Effekt der Weihnachtsfeiertage (wie an anderen Feiertagen auch) ist der Wegfall der alltäglichen Strom-Morgenspitze, die sonst durch den Alltagsverbrauch von Industrie und Haushalten bedingt ist. Diese Verbrauchsmengen verschieben sich (auch individuell unterschiedlich) in Richtung Mittag. Und auch das Niveau des Stromverbrauchs erreicht zum Jahresende immer ein unterdurchschnittliches Maß. Während der arbeitsfreien Tage um die Weihnachtsfeiertage herum ist regelmäßig ein etwas gesenkter Stromlastgang im Netzgebiet zu verzeichnen, da viele Produktions-/Gewerbebetriebe geschlossen und viele Menschen verreist sind.
Hintergrund-Information zur Zentralen Leitstelle für den Netzbetrieb:
In der Zentralen Leitstelle bei enercity am Standort Ricklingen ist seit August 2009 die technische Steuerung aller Sparten gebündelt. Sämtliche leitungsgebundenen Versorgungsvorgänge werden von dort aus überwacht: Strom, Gas, Fernwärme und Wasser. Jeden Tag beobachtet eine Besatzung von drei bis vier Personen im 24-Stunden-Betrieb den „Puls der Stadt“. Die Stadtwerke-Techniker überwachen den Betrieb und die Lastgänge der Strom-, Gas-, Wärme- und Trinkwassernetze im Auftrag der seit 2007 tätigen enercity Netzgesellschaft GmbH. Sie kümmern sich darum, dass der technische Betrieb in über 7.300 Kilometern Stromleitungen, fast 2.000 Kilometern Gasleitungen, rund 2.200 Kilometern Wasserleitungen sowie fast 300 Kilometern Fern- und Nahwärmeleitungen reibungslos und zuverlässig läuft.
Auf Basis der Erfahrungswerte aus dem ganzjährigen Tagesgeschäft entwerfen die Kollegen in der Zentralen Leitstelle Prognosen für verschiedene Zeitperspektiven ? sei es für die unmittelbaren nächsten Stunden, eines Tages oder maximal für sieben Tage. Insbesondere der Wärmesektor, der sich in Heizgas- oder Fernwärmeabnahme darstellt, ist stark wetterabhängig. Die Mengenströme zur Strom-, Gas-, Wärme- und Wasserabnahme werden hier kontinuierlich analysiert und gesteuert. Zeigen sich im Soll-Ist-Vergleich Abweichungen, greift die Crew in der Zentralen Leitstelle gezielt ein. Dann passen die Kollegen mit einem Anruf Kraftwerksleistungen an, regeln ferngesteuerte Gasverteilanlagen oder fordern auch mal Speichermengen zu Gas (aus Empelde) oder mehr Förderung von Trinkwasser (aus dem Fuhrberger Feld) an.
Sehr deutlich zeigen sich solche Abweichungen etwa anlässlich der „Pullerpeaks“ bei Halbzeitpausen bedeutender Fußballereignisse (WM- oder Bundesligaspielen), die sehr kurzfristig eine bis zu 50 Prozent erhöhte Wasserabgabe erfordern. Aber auch eine im Vorfeld der Dämmerung heranziehende Schlechtwetterfront kann allein aufgrund der plötzlichen Abdunkelung einen erhöhten Strombedarf auslösen, wenn die Lichtsensoren-gesteuerte Straßenbeleuchtung bereits vor dem prognostizierten Tagesplanzeitpunkt anspringt und auch sehr viele Menschen durch zeitgleiches Lichtanknipsen in Büros und Wohnungen den üblichen Stromlastgang etwas nach oben ziehen. In solchen seltenen Fällen muss dann korrigierend eingegriffen werden: Entweder es stehen lokale Kraftwerkskapazitäten kurzfristig bereit oder es muss Spitzenlaststrom aus dem überregionalen Netz angefordert werden.
In der neuen Leitstelle befindet sich auch die Rund-um-die-Uhr-Störungsannahme des Netzbetriebs, in der tagsüber zwei, nachts ein Mitarbeiter die telefonischen Störungsmeldungen entgegen nimmt. Rund 9.000 Anrufe zu Störungen gehen hier pro Jahr ein. Diese Informationen stehen damit unmittelbar in der Zentralen Leitstelle zu Verfügung und entsprechende Schaltmaßnahmen oder die unmittelbare Entstörung vor Ort können vorgenommen werden.
Fotos aus der Zentralen Netzleitstelle von enercity können Sie über diesen Link herunterladen:
https://mams.enercity.de/pindownload/login.do?pin=6BESI
Stadtwerke Hannover AG
Vorsitzender des Aufsichtsrates: Walter Meinhold
Vorstand: Michael G. Feist (Vorsitzender), Harald Noske, Jochen Westerholz Sitz der Gesellschaft ist Hannover, Amtsgericht Hannover, HRB 6766
http://pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?r=478505&aktion=jour_pm