Achtsamkeit nicht mit Wasabi, sondern durch Wabi-Sabi

Die Japaner haben ein großes Talent darin, Lebenskonzepte mit einem einzigen Wort zu beschreiben. Leider wird es außerhalb von Japan oft nur mit einem einzigen Wort übersetzt, das seiner eigentlichen Bedeutung nicht gerecht wird.

Wabi-Sabi ist einer dieser Begriffe. Sinngemäß bedeutet es, dass das Perfekte im Unperfekten liegt. Wabi-Sabi ist ein verbreitetes Konzept in Japan und sein Charme und seine Besonderheit liegen darin, dass es universelle Gültigkeit und Anwendbarkeit besitzt. Der Redner und Unternehmer Michael Okada hat sich viel mit diesem Thema auseinandergesetzt. In seinem Vortrag „Achtsamkeit ist die Einmaligkeit des Moments“ diskutiert er die Schnelllebigkeit und Vergänglichkeit unserer Zeit.

„Im Hier und jetzt präsent zu sein und sich die Zeit zu nehmen, im unperfekten Chaos des Alltags die Perfektion und Einmaligkeit des Lebens zu erkennen, ist für viele eine Herausforderung“, erklärte Okada. Die Lösung sieht der Vortragsredner in seiner Keynote zur Achtsamkeit in achtsamen Verhalten.

Sie fragen sich bestimmt, was genau mit Wabi-Sabi, Achtsamkeit und der Einmaligkeit gemeint ist. Okada liefert in seinem Vortrag zur Schnelllebigkeit und Vergänglichkeit unserer Zeit ein Beispiel: „Nehmen wir die architektonische und kunsthistorische Vergangenheit Europas. Wenn wir uns einen Augenblick Zeit nehmen und im Hier und Jetzt präsent sind, fallen uns Gebäude und Gegenstände ein, die durch die Jahrhunderte an Perfektion nicht zu übertreffen sind: Das Forum Romanum, Michelangelo“s David, das Pantheon, Rembrandts Nachtwache, die Sixtinische Kapelle um einige zu nennen. Das Streben nach den idealen Proportionen und der Perfektion haben lange das Bild der Schönheit geprägt und dominiert. Doch Wabi-Sabi folgt einem anderen Ansatz. Nicht die Makellosigkeit ist das Ideal, sondern die Erkenntnis, dass gerade im Unperfekten, im Schlichten, in dem von den Spuren der Zeit gezeichneten die echte Schönheit liegt. Diese erkennen wir durch Achtsamkeit.“

Eben diese Ansicht überträgt Okada auf sein eigenes Leben. Es sei niemals perfekt gewesen und werde es auch niemals sein, doch gerade diese Achtsamkeit in seiner Haltung, mache die Einmaligkeit jedes Moments aus, so in seiner Keynote zur Achtsamkeit. „Das Leben ist durch Vergänglichkeit und Schnelllebigkeit geprägt. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir Präsenz zeigen und die Schönheit und Imperfektion wertschätzen“, erläutert Okada weiter.

Allerdings sei Wabi-Sabi nicht auf ein einfaches ästhetisches Konzept zu reduzieren. „Ich selber wurde erst durch meine Schwägerin auf Wabi-Sabi aufmerksam gemacht. Während eines Spaziergangs zeigte sie auf einen umgefallenen Baum, mit Moos bedeckt und sagte „wabi-sabi““, so Okada. Die Schönheit sei im Gebrauch der Dinge zu sehen, in den Brüchen, „wobei Designer-Jeans mit Löchern und Rissen über dem Knie jetzt nicht unter dem Begriff von Wabi-Sabi zu verstehen sind.“

Wabi-Sabi bezieht sich nicht allein auf Dinge oder Gegenstände. Es kann auch einen Zustand bezeichnen, in dem sich Dinge, Menschen oder man selbst sich befindet. Und genau diese Wabi-Sabi-Mentalität macht diese Philosophie für unser Leben hier in der westlichen Welt attraktiv.

„Software-Entwicklung nach dem „Grüne-Banane-Prinzip“, das Produkt reift beim Kunden, gibt es bei uns nicht. Und ohne den Anspruch an Perfektion ist Software-Entwicklung unrealistisch, inakzeptabel und Höchstleistungen generell nicht erzielbar“, erklärte der Vortragsredner in seiner Keynote zur Achtsamkeit. Jedoch sei laut Okada zu bedenken, dass die krampfhafte Suche nach der perfekten Lösung auch eine dysfunktionale Seite hat: „Das Streben nach Perfektion kann dazu führen, dass wir manisch, rastlos und voller Selbstkritik Ziele erreichen wollen, die dadurch immer unerreichbarer werden. Wir vergessen zu schnell, dass wir Menschen sind, also fehlbar.“

Wabi-Sabi bedeutet nicht, diese „Makel“ zu verstecken. Ganz im Gegenteil, meinte Okada in seinem Vortrag zur Vergänglichkeit und Schnelllebigkeit unserer Zeit: „Im bewussten Umgang mit diesen Mängeln entfaltet Wabi-Sabi seine wahre Kraft. Es hilft nichts und niemandem sich in ständiger Selbstkritik und Selbstzweifeln über das Unerreichte zu martern, sondern das Schöne im Unvollkommenen zu entdecken. Dazu gehören Risse, Narben und Brüche. Das ist Wabi-Sabi.“ Um diese Kraft zu erkennen, müssen wir präsent sein und Dinge, das Leben und das Problem im Moment wahrnehmen. „Achtsamkeit kommt nicht über Nacht. Es bedarf dafür Training, aber das Ergebnis ist nachhaltig“, so Okada zu seinem Vortrag.

Laut dem Redner und Unternehmer steckt dahinter die hohe Kunst, die imperfekten, unvollständigen und unbeständigen Dinge des Lebens anzunehmen und damit im Einklang zu sein. Denn „welches Leben läuft nach Plan? Also nehmen wir es an, wie es ist – wir haben nur das Eine!“, resümiert Okada in seinem Vortrag.

Der Deutsch-Japaner Michael Okada ist zwischen zwei Kulturen aufgewachsen und lebt heute noch in der Balance zwischen Japan und Deutschland. Diese interkulturellen Chancen macht er sich zu Nutze und vermittelt in seinen beeindruckenden Vorträgen das Beste aus beiden Kulturen.

Mit seiner Firma in der IT-Branche nutzt er die Strukturiertheit, den Fleiß und die Pünktlichkeit der deutschen Mentalität und paart sie mit der Achtsamkeit, Resilienz und Präsenz aus der japanischen Kultur. Diesen spannenden und erfolgreichen Mix vermittelt der begeisternde Keynotespeaker in seinen Vorträgen zu den Themen Achtsamkeit, interkulturelle Chancen und Resilienz.

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