(ddp direct) Bonn, 20. Mai 2011 Der Politiker und Ex-Finanzminister Peer Steinbrück (64) wurde heute mit dem Cicero Rednerpreis 2011 der Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG ausgezeichnet. Mit ihm werde ein politischer Redner geehrt, der sich mit klaren, bildhaften Worten dem aufklärerischen Kampf gegen Selbstbetrug und politischer Unmündigkeit verschrieben hat, so der Verlag für die Deutsche Wirtschaft als Stifter des Preises. Der Politiker gilt als streitbarer Redner und wird derzeit als möglicher Kanzlerkandidat der SPD bei der Bundestagswahl im Jahr 2013 gehandelt. Verlagsvorstand Helmut Graf sieht in Steinbrück einen sicheren und souveränen Redner, der immer wisse, was er sagt.
Der Cicero Rednerpreis wird vom Verlag für die Deutsche Wirtschaft seit 1994 für herausragende rhetorische Leistungen gestiftet. Eine unabhängige Jury wählt den jährlichen Preisträger. Bei dem undotierten Preis handelt es sich um eine Bronzebüste des römischen Staatsmannes und Philosophen Marcus Tullius Cicero.
Probleme auspacken und lösen
Der Festredner Heribert Prantl, Leiter Ressort Innenpolitik und Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, sieht Steinbrück als einen Politiker, der Probleme auspacken und lösen will und davon überzeugt sei, dass er das hinkriegt. Als Finanzminister habe er in der Weltfinanzkrise 2008 wie ein Fels in der Brandung neben Angela Merkel gestanden und Ruhe bewahrt. Bei der SPD gelte Steinbrück teilweise immer noch als der, der mit Schröder zusammen Hartz IV erfunden und so die SPD entsozialdemokratisiert habe. Die Bevölkerung habe Steinbrück als Krisen-Steinbrück im Kopf, als den, der das Land gut durch die Krise gesteuert hat. Wer sich, wie Steinbrück, ein Rhinozeros als Lieblingstier erwählt, der ist ein anderer Typ von Politiker als die meisten anderen. Er will nicht von jedem gemocht werden und er mag auch nicht jeden; er mag vor allem recht haben, so Prantl. Steinbrück sei ein bissiger Exzentriker, ein Sprachfetischist mit britischem Humor, der sich einmische und daran Freude habe.
Reden ist das Salz der Demokratie
Der Jury-Vorsitzende Gert Ueding hob in seiner Laudatio Steinbrücks Fähigkeit hervor, Reden und Handeln in Einklang zu bringen. Er sei ein mächtiger Redner der demokratischen Politik, der nicht die faulen Kompromisse suche, sondern auf Kampf und rednerische Durchsetzungskraft setze, auf den Vorrang in der öffentlichen Meinung. Steinbrück bringt durch seine Redekunst das Wesen der Rhetorik zum Vorschein, nämlich die menschenfreundliche Art des Kampfes, das heißt die Übertragung ins Wort, so Ueding. Mit seinen doppelbödigen, anspielungsreichen Reden ginge es Steinbrück nicht nur um Witz und Humor, sondern ebenso um pädagogische Vermittlung. Der Preisträger spreche immer aus der Sicht des Bürgers, nicht des Politikers. Denn die Bürger seien die richtungsgebende Instanz jedes Redens und Handelns. Der Redner Steinbrück wage nicht nur die bildhafte Analyse von Sachverhalten, sondern bewerte sie auch mit eigenem, klaren Standpunkt.
Was mir wichtig ist
Peer Steinbrück ging in seiner Dankesrede auf den Kern seiner stets authentischen Reden ein. Die politische Rede hat leider an Bedeutung verloren. Insbesondere in Deutschland zeichnet sich die politische Debatte meist durch Wortverrenkungen aus, nach dem Motto Eine gute Grundlage ist die beste Voraussetzung für eine solide Basis. Ich habe immer versucht, dagegen einen Kontrapunkt zu setzen, so Steinbrück. Die zunehmend komplexer werdende Wirklichkeit liefere genug Probleme, die es zu bewältigen gelte. Dies gelänge nur, wenn es die Politik schafft, die Menschen für notwendige Veränderungen zu gewinnen, nicht zuletzt durch die Kraft des Argumentes und glaubwürdiges, verlässliches Handeln. Er freue sich, dass mit dem Cicero Rednerpreis sein Stil der direkten und nicht konfliktscheuen Rede gewürdigt werde. Steinbrück: Die politische Rede muss aus meiner Sicht wieder stärker in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung rücken. Der richtige und einzige Ort dafür ist das Parlament – mittellateinisch parabolare sich unterhalten und weniger die Talkshow.
Bisherige Preisträger:
Den seit 1994 verliehenen Cicero Rednerpreis haben u. a. erhalten: Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, der Journalist und Publizist Heribert Prantl, der Philosoph Peter Sloterdijk, Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker, der Schriftsteller Rolf Hochhuth, der deutsch-französische Politiker Daniel Cohn-Bendit, Hans-Olaf Henkel, Wendelin Wiedeking, Kurt Biedenkopf, Marcel Reich-Ranicki, Lothar Späth oder Thomas Gottschalk.
Die Jury
Natja Denk, Inhaberin denk tank Ghost-writing, Vorstandsmitglied Verband der Redenschreiber deutscher Sprache VRdS;
Prof. Dr. Eva Horn, Professur für Neue deutsche Literatur, Universität Wien;
Prof. Dr. Peter L. Oesterreich, Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau, Honorarprofessor Universität Ulm;
Prof. Dr. Gert Ueding, 1988-2008 Direktor des Seminars für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen;
Prof. Dr. Katharina Gräfin von Schlieffen, Inhaberin des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, juristische Rhetorik und Rechtsphilosophie an der FernUniversität Hagen;
Betty Zucker, Expertin im Change und Knowledge Management.
Für die Redaktion:
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=== Cicero Rednerpreis ===
Der Cicero Rednerpreis wird vom Verlag für die Deutsche Wirtschaft seit 1994 für herausragende rhetorische Leistungen gestiftet. Eine unabhängige Jury wählt den jährlichen Preisträger. Beim undotierten Preis handelt es sich um eine Bronzebüste des römischen Staatsmannes und Philosophen Marcus Tullius Cicero. Bisherige Preisträger sind u. a. die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, Heribert Prantl, Peter Sloterdijk, Jean-Claude Juncker, Daniel Cohn-Bendit, Hans-Olaf Henkel, Marcel Reich-Ranicki, Thomas Gottschalk.
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