Fasten kann nicht entschlacken, ist ungeeignet zur Gewichtsreduktion und bedeutet Stress für den Stoffwechsel, macht Diätexperte Sven-David Müller, M.Sc., deutlich. Menschen, die mit einer Fasten-Kur beginnen, müssen damit rechnen, dass sie reichlich Muskelmasse in kurzer Zeit verlieren und ihre Gesundheit schädigen können. Das Deutsche Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik warnt heute nachdrücklich vor unkontrolliertem „Fasten“, „Nulldiät“ oder „Heilfasten“, denn diese Außenseiterkostformen schädigen den Organismus und könnten in Einzelfällen sogar zum Tode führen, betont Müller. Zur Übergewichtsbekämpfung ist Fasten völlig ungeeignet, aber wissenschaftlich einwandfrei ist das sogenannte proteinmodifizierte Fasten, so Müller. Der Einsatz von Glaubersalz (Natriumsulfat-Hydrat), einem Abführmittel, das oftmals bei „Heilfasten“ zur Darmreinigung eingesetzt wird, schädigt den Darm und sollte in jedem Falle unterbleiben. Die Wirkung des „Heilfastens“ bei Erkrankungen sowie zur Entgiftung oder Entschlackung ist wissenschaftlich höchst umstritten [6]. Kontraproduktiv ist, dass Fasten zu einer Stoffwechsellage führt, die alle Substrate und Hormone im Organismus berührt und keine Selbstreinigung, sondern einen extremen Stoffwechselstress bewirkt, warnt Müller. Nicht zu vergessen ist, dass Fastenkliniken, Fastenbuchautoren und Fastengruppen viel Geld mit dem von ihnen fälschlich als gesund, heilend oder wertvoll propagierten Fasten verdienen. Für den Organismus bedeutet eine Nullkalorienzufuhr oder eine Energiezufuhr unter 800 Kilokalorien einen bedrohlichen Notstand, der auch im Abbau von Muskulatur, leider auch des Herzmuskels, endet. Viele Übergewichtige meinen, dass ihnen Fasten hilft, doch das Gegenteil ist der Fall, denn der Fettgewebsverlust ist gering aber der Muskulaturverlust zu groß und das führt unweigerlich zum Jo-Jo-Effekt. Wer abnehmen möchte, muss dauerhaft sein Ernährungsverhalten in Richtung kohlenhydrat- und ballaststoffreicher, aber fettarmer Kost umstellen und nicht fasten, erklärt Müller. Von einem Fasten ohne ärztliche Betreuung und Voruntersuchung rät Sven-David Müller dringend ab. Fasten zur Gewichtsreduktion ist vorwiegend in Mitteleuropa verbreitet, in anderen Industrieländern ist diese Methode längst verlassen worden, formuliert der renommierte Adipositasexperte Prof. Dr. Alfred Wirth in seiner im Springer Verlag erscheinenden Adipositas-Fibel [1].
Ernährungsmedizinisch betrachtet ist eine „Fastenkur“ nur für völlig gesunde Menschen kurzfristig geeignet, so Müller. Fasten kann zu Kopfschmerzen, trockener Haut, Mundgeruch und dem Ausbleiben der Regelblutung führen, erläutert Müller die weniger bedenklichen Auswirkungen. Fasten kann durch die Bildung von Ketonkörpern zur Übersäuerung und zu Hyperurikämie führen sowie schmerzhaften Gichtanfällen auslösen. Der Mineralstoff- und Vitaminmangel kann zu einer Reihe von Komplikationen führen: zu niedriger Blutdruck, Durchblutungsstörungen des Gehirns, Herzrhythmusstörungen, Nierensteinleiden und Nierenversagen. Auch Gallensteinleiden können durch Fasten verschlimmert werden, so Müller. Eine Kontraindikation stellen Schwangerschaft, Stillzeit, psychische Störungen und Krankheiten der Leber, Herz und Nieren dar. Krebskranke oder Menschen, die unter einer Anämie leiden, dürfen ebenfalls unter keinen Umständen fasten. Auch Diabetiker (insbesondere Typ 1), Rekonvaleszente, Kinder und Jugendliche (insbesondere in der Pubertät), Senioren, vor allem aber geschwächte oder chronisch kranke Menschen nehmen gesundheitlichen Schaden durch Fasten. Zu den Kontraindikationen gehören ebenfalls akute Infekte, Elektrolytstörungen, Vitaminmangelzustände, Schlaganfall sowie Infektionskrankheiten. Begriffe wie Entschlackung und Entgiftung sind wissenschaftlich unbegründbar, da die aus den Nahrungsbestandteilen entstehenden Abbauprodukte normalerweise durch den Organismus ausgeschieden werden, formuliert Prof. Dr. Zunft vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke [3]. Eine Anhäufung unerwünschter, giftiger Endprodukte des Stoffwechsels bleibt unter normalen Bedingungen ohnehin aus. Diätexperte Sven-David Müller, Master of Science in Applied Nutritional Medicine, ist Autor des ersten Ratgebers, der sich kritisch mit dem Fasten auseinandersetzt und unter dem Titel Gesundheitsrisiko Heilfasten erschienen ist.
Für eine Körpergewichtsreduktion ist herkömmliches Fasten ungeeignet. Gut geeignet ist hingegen proteinmodifiziertes Fasten, insbesondere, wenn es in interdisziplinäre, ärztlich geführte und wissenschaftlich evaluierte Übergewichtsprogramme eingebunden ist. Ein Gewichtsverlust, der über 300 Gramm am Tag hinausgeht, ist praktisch nur auf Wasserverlust zurückzuführen. Zweifelsohne können Übergewichtige durch Fasten am schnellsten und ungesündesten Gewicht verlieren, keine andere Methode liefert ein größeres Energiedefizit. Der Organismus baut jedoch nicht nur Depotfett, sondern auch Muskulatur ab. Doch diese wollen und dürfen übergewichtige Menschen nicht reduzieren. Das totale Fasten (Nulldiät, Wasserfasten etc.) ist als Verfahren zur Gewichtsreduktion aufgegeben worden, da – bedingt durch größere Eiweiß- und Elektrolytverluste – mit einer unvertretbar hohen Rate von mitunter vital bedrohlichen Komplikationen zu rechnen ist, formuliert Prof. Dr. Hans Hauner [4]. Der erhebliche Abbau von Muskulatur senkt die Leistungsfähigkeit und leider auch den Grundumsatz. Einfach ausgedrückt führt Fasten direkt zum Jo-Jo-Effekt und macht damit immer dicker, so Müller. Der Abbau von Myocardstrukturen (Herzmuskel) kann mit lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen einhergehen. Wirth [1] und der Ernährungsmediziner Prof. Dr. Heinrich Kasper [5] berichten, dass Todesfälle beschrieben worden sind.
Proteinmodifiziertes Fasten stellt nach Prof. Dr. Fritz Heepe die konsequenteste und schnellst wirksamste Form der Reduktionskost dar, die bei minimalem Energiegehalt (700 bis 1000 Kilokalorien) dem Prinzip einer bedarfsgerechten Versorgung mit lebensnotwendigen Nähr- und Wirkstoffen noch weitgehend gerecht wird [2]. Nach ausreichender Gewichtsreduktion, die in ärztlich geführten interdisziplinär angelegten Adipositasprogrammen erreicht wird, erfolgt der schrittweise Übergang zu einer kalorienreduzierten, ballaststoffreichen aber fettarmen Mischkost. Die verschiedenen Produkte zum proteinmodifizierten decken den lebensnotwendigen Proteinbedarf von rund 50 g täglich, liefern 50 bis 100 g Kohlenhydrate und enthalten ausreichend lebensnotwendige Fettsäuren. In der EG-Richtlinie 96/8/EG, die seit Oktober 1997 für Deutschland verbindlich ist, regelt der Gesetzgeber die Zusammensetzung von Produkten zum proteinmodifizierten Fasten. Herkömmliches Fasten – vom Heilfasten bis zum Saftfasten – führt zu Vitamin- und Mineralstoffmangel. Dieses Phänomen ist besonders ausgeprägt, wenn dem Fasten eine Darmentleerung mit Glaubersalz vorausgeht oder zum Fasten auch noch intensives Wandern (Fastenwandern) hinzukommt.
Eine Nulldiät oder eine Fasten“kur“ ohne Energiezufuhr bedeutet für den Organismus eine Bedrohung, betont Müller. Wer dem Körper länger als fünf Tage keine Energie und Proteine zur Verfügung stellt, betreibt Raubbau am eigenen Körper. Adipositasexperte Wirth beschreibt die notwendigen Untersuchungen: etwa eine wöchentliche Messung von Blutdruck, Blutzucker, Elektrolyte, Harnsäure, EKG und gegebenenfalls Blutgasanalyse. Die höchsten Muskulaturverluste liegen in den ersten drei Wochen vor, also genau der Zeit, die durchschnittlich gefastet wird. Demzufolge hat Fasten vornehmlich negative Effekte, denn die Körperzusammensetzung verändert sich negativ. Das Verhältnis von Muskelmasse zur Fettmasse verändert sich ungünstig. Da die Muskelmasse aus sehr aktiven und energieverbrauchenden Körperzellen besteht, die die chemische und physiologische Arbeit für den Organismus bewältigen, sinkt bei geringer Muskelmasse der Energiebedarf dauerhaft und deutlich. Dadurch wird aber auch das Gewebe welk und schlaff, betont Müller. Das sogenannte „Heil“fasten, das ohne ärztliche Überwachung ebenfalls gefährlich sein kann, ist ebenfalls abzulehnen, da es zu wenig Energie, Protein, lebensnotwendige Fettsäuren, Mineralstoffe und Vitamine liefert. Völlig abzulehnen sind Fastenmethoden, bei denen die Fastenden Alkohol konsumieren, erklärt Müller vom Deutschen Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik abschließend. Das Deutsche Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik hat seinen Sitz in Köln und setzt sich für die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der medizinischen Prävention ein. Es fordert und fördert eine ganzheitliche wissenschaftliche Gesundheitsförderung.
Linktipps für Fasten-Interessierte:
www.dkgd.de
www.dge.de
www.aid.de
Buchtipps für Fasten-Interessierte:
Gesundheitsrisiko Heilfasten, Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover
Moderne Ernährungsmärchen, Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover
Die dicksten Diätlügen, Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover
Quellen:
1) Adipositas-Fibel, Alfred Wirth, Springer Verlag, ISBN 3-540-64531-4
2) Diätetische Indikationen, Fritz Heepe, Springer Verlag, ISBN 3-540-63473-8
3) Ernährungsmedizin, Schauder/Ollenschläger, Urban und Fischer Verlag, ISBN 3-437-
31066-6
4) Ernährungsmedizin, Hans Konrad Biesalski, Thieme Verlag, ISBN 3-13-100292-1
5) Ernährungsmedizin und Diätetik, Heinrich Kasper, Urban und Fischer, ISBN 3-437- 42010-0
6) Der Brockhaus Ernährung, F.A. Brockhaus Verlag, ISBN 3-7653-0581-2
Die Homepage von Sven-David Müller liefert vielfältige Ernährungsinformationen. Sven-David Müller ist Diätassistent, Diabetesberater DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) und studiert Applied Nutritional Medicine an der Donau Universität Krems.
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