sup.- Der hohe Medienkonsum von jungen Menschen mit all seinen psychosozialen und gesundheitlichen Folgen ist eine neue Herausforderung für alle Ärzte, die Kinder und Jugendliche behandeln. Diese Botschaft stand im Mittelpunkt des Kongresses des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) im März in Weimar. Die Daten, die Dr. Florian Rehbein vom Kriminologischen Forschungsinstitut in Niedersachsen präsentierte, sind schockierend. Männliche Neuntklässler (Durchschnittsalter 15 Jahre) verbringen täglich im Schnitt sieben Stunden und 23 Minuten vor dem Bildschirm, bei Mädchen sind es sechs Stunden und zehn Minuten. Während Jungen sich 141 Minuten pro Tag mit Computerspielen beschäftigen, beträgt diese Zeit bei den weiblichen Gleichaltrigen nur 56 Minuten. Beim Fernsehkonsum sowie beim Chatten im Internet sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede hingegen relativ gering.
Die Folgen des hohen Medienkonsums sind vielschichtig. „Studien haben gezeigt, dass langes Sitzen vor dem Fernseher oder Computer sämtliche Risikofaktoren für Herzerkrankungen wie Übergewicht, Bluthochdruck, schlechte Blutfettwerte sowie Diabetes erhöht“, warnt Prof. Stephan Martin, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung „Motivation zur Lebensstil-Änderung“ und Herausgeber des Internetportals www.komm-in-schwung.de. Exzessiver Medienkonsum begünstigt zudem psychische Störungen wie z. B. die ADHS-Symptomatik (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung).
Doch was können Mediziner tun? Strikte Verbote wie beim Rauchen oder dem Alkohol funktionieren beim Medienmissbrauch schon gar nicht. Eine Botschaft sollten die Ärzte hingegen den Eltern immer wieder mit auf den Weg geben: Ein Fernseher hat im Kinderzimmer bis zum Alter von zwölf Jahren nichts zu suchen. Dies, so der Jugendmediziner Dr. Uwe Büsching (Bielefeld), sei die wirksamste präventive Maßnahme, da nachgewiesen sei, dass ein Fernseher im eigenen Zimmer in der frühen Kindheit den Medienmissbrauch im Jugendalter drastisch erhöht.
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