ein Crash-Kurs in der Alltagskommunikation
Die Alltagsszene: Ich wollte nur kurz in einen grösseren Lebensmittelladen. So einen mit vielen Kassen, viel Betrieb und noch mehr Menschen, die alle gleichzeitig irgendwohin müssen. Mit einem einzigen Gegenstand in der Hand war mein Ziel klar: direkt zur Kassenstation. Keine Kopfhörer, aber ein Tunnelblick, der jedem Profi-Sprinter Ehre gemacht hätte.
Dass ich dabei eine Mutter mit ihrem geschätzt fünfjährigen Kind übersehen habe, war natürlich nicht ideal. Vordrängen geht gar nicht – weiss ich. Wollte ich nie. Ich habe sie schlicht nicht wahrgenommen und sie unbeabsichtigt ausgebremst.
Kaum stand ich an der Station, hörte ich die Mutter – mit einer Stimme, die wohl halblaut gemeint, aber dreiviertellautgeworden war – zu ihrem Kind sagen: Der Mann hat halt eben pressant. Zack. Mein schlechtes Gewissen traf mich wie ein kosmischer Energiestrahl. Sofort drehte ich mich um, entschuldigte mich und bot an, dass sie selbstverständlich vorgehen könne. Die Antwort: Nein, ist jetzt auch nicht mehr nötig. Autsch. Der sass.
Jetzt kommt der Keynote-Speaker und seine professionelle Analyse. Kommunikativ betrachtet läuft hier einiges nicht ganz rund. Erstens: indirekte Kommunikation ist selten hilfreich. Hinten herum etwas zu sagen und darauf zu hoffen, dass es der andere schon hören und richtig interpretieren wird, ist ungefähr so wirksam wie ein Regenschirm aus Spitzbuben-Teig. Direkte Ansprache schafft hingegen Klarheit, Deeskalation und – ja – auch Glaubwürdigkeit.
Zweitens: Ein Angebot nicht anzunehmen, obwohl es das ursprüngliche Problem lösen würde, lässt einen Verdacht entstehen: Ging es tatsächlich um das zügige Vorankommen? Oder vielleicht darum, dem Kind eine kleine Szene vorzuspielen? Eine soziale Mini-Lektion? Moralpädagogik im Expressformat? Möglich. Aber eben: Kommunikation verfolgt immer ein Ziel. Und wer sich seiner eigenen Absicht nicht bewusst ist, kommuniziert oft an ihr vorbei.
Drittens: Sehr häufig sagt ein Feedback mehr über die feedbackgebende Person aus als über die empfangende. Ihr Kommentar galt vermutlich weniger meinem Verhalten als ihrer eigenen Emotion – Stress, Hektik, Erschöpfung. Verständlich. Und gleichzeitig ein schönes Beispiel dafür, wie Alltagskommunikation mit ein wenig Humor und Präzision deutlich entspannter laufen könnte.
Oder anders gesagt: Manchmal steht man gar nicht an der Kasse. Sondern im Schaufenster der eigenen Kommunikationsmuster. Und dort lohnt sich ein zweiter Blick – für uns alle.
Vortragsredner, Keynote Speaker
Kontakt
Atelier Coaching & Training AG
Stefan Häseli
Ringstrasse 16a
9200 Gossau
+41 79 456 98 22

http://www.stefan-haeseli.com
Die Bildrechte liegen bei dem Verfasser der Mitteilung.
