– Wertsteigerungspläne priorisieren operative Resilienz und Kostenmanagement
– Exit als Priorität: Fonds bereiten Verkäufe vor, dennoch werden in naher Zukunft weniger Transaktionen erwartet
– Large-Cap-Fonds berichten über größere Auswirkungen der Zölle
München, 20. Mai 2025 – Die Mehrheit (78 %) der Private-Equity-Investoren überdenkt als Reaktion auf die drohenden US-Zölle für Europa die Wertsteigerungspläne für ihre Portfoliounternehmen. Das ergibt eine Umfrage des Beratungsunternehmens Alvarez & Marsal (A&M) zur Private Equity Wertsteigerung 2025. Ähnlich viele Investoren (71 %) überdenken aktuell ihre internationalen Expansionspläne. Weitere 68 % wollen ihre Wertsteigerungspläne beschleunigen, um den mit Zöllen verbundenen höheren Kosten entgegenzuwirken.
Hinsichtlich neuer Investitionen, geben 88 % der Large-Cap-PE-Fonds (definiert als Private-Equity-Fonds mit einem Volumen von mehr als 5 Milliarden Euro) an, dass sie entweder neue Investitionen vorerst pausieren, bei neuen Transaktionen vorsichtiger vorgehen oder sich auf kleinere, risikoärmere Akquisitionen konzentrieren, um Auswirkungen der Zollrisiken abzumildern. Im Gegensatz dazu geht die Tendenz bei Mid-Cap-Investoren stärker dahin, einen strategischen Rückzug auf breiter Front zu vermeiden: 38 % geben an, dass sie ihre Investitionsentscheidungen als Reaktion auf die Zölle nicht angepasst haben. Im Ländervergleich sind die Investoren im Vereinigten Königreich am vorsichtigsten: Dort sprechen 50 % von einem Rückzug bei neuen Transaktionen, verglichen mit 32 % in Deutschland und nur 18 % in Frankreich.
Steffen Kroner, Managing Director, Private Equity Performance Improvement bei A&M, sagt: „Die US-Zölle haben eine strategische Neuausrichtung von Private Equity in die Wege geleitet. Investoren justieren ihre Pläne zur Wertsteigerung neu. Dabei rückt die operative Widerstandsfähigkeit in den Mittelpunkt. Ziel ist, dass Unternehmen rezessionssicherer und stärker immun gegen höhere Zölle werden. Die Margenverbesserung, die lange Zeit im Vergleich zu Umsatz- und EBITDA-Wachstum unterbewertet wurde, sollte stärker in den Fokus rücken. Um auch in unsicheren Zeiten erfolgreich zu agieren, werden diejenigen Investoren am besten positioniert sein, die schnell bestehende Risiken bewerten und damit ihre Portfolien stärken – dies gilt gerade für Large-Cap-Investoren mit weltweit agierenden Portfoliounternehmen.“
Exit-Bereitschaft bekommt höhere Priorität
Die derzeitige Zoll-Debatte führt auch zu einer Zweiteilung der Exit-Strategien. Die Hälfte der Large-Cap-Fonds beschleunigt ihre Exit-Vorbereitungsprogramme, um einen schnelleren taktischen Ausstieg vorzubereiten. Jedoch erwarten 38 % aufgrund der aktuellen Marktbedingungen Verzögerungen beim Verkauf ihrer Portfoliounternehmen. Mid-Cap-Fonds zeigen sich dagegen zuversichtlicher: 38 % geben an, dass die Zölle keine Auswirkungen auf die Vorbereitungen und den Zeitplan für den Ausstieg haben werden. Europaweit meldete das Vereinigte Königreich die höchste Rate an erwarteten Exitverzögerungen (44 %); im Gegensatz dazu sagen 80 % der deutschen Fonds, dass ihre Exits nicht beeinträchtigt werden.
Um einen weiteren Exit-Stau zu verhindern, lautet bei fast der Hälfte (47 %) der Fonds die Strategie für ältere Portfoliofirmen, dass sie bestehende Schulden refinanzieren und Wertsteigerungsprogramme entsprechend verlängern, während sie auf ruhigere Marktbedingungen und eine bessere Gelegenheit zum Verkauf warten. Nur ein Drittel der Investoren gibt an, dass sie ihre Portfoliounternehmen zu niedrigeren Bewertungsniveaus verkaufen möchten, wobei Large-Cap-Fonds etwas stärker dazu neigen (34 %). Dies spiegelt möglicherweise den größeren Druck auf größere Fonds wider, Barmittel an ihre Kapitalgeber (Limited Partners) zurückzugeben. Die Fonds nutzen zudem auch weiterhin kreativere Wege, um Liquidität bereitzustellen: 24 % gaben an, dass sie bestehende Investments in Fortführungs- oder Sekundärfonds umgeschichtet haben.
Benjamin Reick, Senior Director bei A&M, kommentiert: „Verlängerte Halteperioden erschweren es den Private-Equity-Fonds, Finanzmittel an ihre Investoren – mit Gewinn – zurückzugeben. Dabei stellt gerade jene Kapitalrückgabe den kritischen Prüfstein der Branche dar. Zu viele Fonds verzögern die Umsetzung von Wertsteigerungsprogrammen noch immer bis spät in die jeweilige Halteperiode ihrer Portfoliounternehmen. Ein Modell, das nicht mehr funktioniert. Um die Option eines lukrativen Exits mit hoher Unternehmensbewertung zu gewährleisten, müssen Fonds die Umsetzung von Maßnahmen vorverlegen. Bestmöglich sollte damit bereits nach dem Kauf ihrer Portfoliounternehmen begonnen werden. Nur so können greifbare und nachhaltige Ergebnisverbesserungen erzielt werden, die einer Prüfung standhalten, wenn sich das Zeitfenster für einen möglichen Verkauf öffnet.“
Verstärkte operative Bemühungen
Weil sich das geopolitische Umfeld derart rapide verändert, schauen die Investoren auch nach innen. Sie überprüfen beispielsweise Lieferketten und verbessern zunehmend die Vertriebsfunktionen ihrer Investments, um deren Resilienz zu erhöhen. Mehr als die Hälfte (53 %) gibt an, dass sie nun mehr Zeit für die Optimierung ihres bestehenden Portfolios aufwenden, anstatt neue Akquisitionen zu tätigen.
Ein Eckpfeiler heutiger Wertsteigerungsprogramme ist nach wie vor die Digitalisierung: 94 % der Befragten halten sie für ein entscheidendes Element bei ihren Transformationsbestrebungen. Auch bei der Planung und Implementierung von KI zur Unterstützung der Wertsteigerung zeigen sich erhebliche Fortschritte. Dies gilt insbesondere für Large-Cap-Fonds, von denen 58 % angeben, dass sie KI bereits jetzt in ihren Wertsteigerungsplänen einsetzen, verglichen mit nur 24 % der Mid-Cap-Fonds.
Trotz des Gegenwindes, den einige ESG-Elemente in den letzten Monaten erfahren haben, bleibt das Thema nach wie vor ein wichtiger Bestandteil von Wertsteigerungsplänen. 90% der PE-Fonds beziehen ESG-Überlegungen in ihre Wertsteigerungsstrategie ein. Die Herangehensweise dabei ist unterschiedlich: Fast die Hälfte (47 %) betrachtet ESG in erster Linie als regulatorische Anforderung, während 43 % ESG-Verpflichtungen aufgrund von konkreten Unternehmenszielen eingegangen sind.
Steffen Kroner kommentiert: „KI und ESG werden für viele Private-Equity-Investoren zu Motoren für die Generierung von echten Wettbewerbsvorteilen. KI generiert bereits heute messbare Ergebnisse: von Echtzeit-Marktintelligenz und Szenario-Planung bis hin zu effizienteren Abläufen und verstärkte Kundenbindung. ESG stärkt nicht nur das Risikomanagement, sondern erhöht auch die langfristige Bewertung und die Attraktivität für Investoren; vor allem, wenn es von Anfang an verfolgt wird. Private-Equity-Fonds, die beides sowohl bewusst als auch konsequent skalieren, werden den Markt und damit auch ihre Wettbewerber schlagen.“
Zur Methodik
Anfang März 2025 hat das Marktforschungsunternehmen Statista Q im Auftrag von Alvarez&Marsal 200 Private-Equity-Fonds-Investoren und Führungskräfte von Portfoliounternehmen in Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, Schweden, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich befragt. Die befragten PE-Investoren repräsentieren ein verwaltetes Vermögen von fast 6 Billionen Euro (Stand: Mai 2025). Im Mai 2025 wurde eine ergänzende Umfrage zum Thema Zölle durchgeführt, bei der 100 Befragte aus der früheren Studie erneut kontaktiert wurden.
Die Umfrage enthielt sowohl geschlossene als auch offene Fragen und die Interviews wurden per Telefon geführt. Die Ergebnisse wurden von Statista Q ausgewertet und zusammengestellt und werden hier anonymisiert dargestellt.
Über Alvarez & Marsal
Alvarez & Marsal wurde 1983 gegründet und ist ein weltweit führendes Unternehmen für professionelle Dienstleistungen. Das Unternehmen ist bekannt für seine Führungsqualität, sein engagiertes, ergebnisorientiertes Handeln – Leadership, Action, Results und bietet Beratungs-, Leistungsverbesserungs- und Turnaround-Management-Services an. Alvarez & Marsal liefert praktische Lösungen für die individuellen Herausforderungen seiner Kunden. Mit seinem weltweiten Netzwerk von erfahrenen Mitarbeitern, erstklassigen Beratern sowie Experten mit langjähriger Erfahrung in Aufsichtsbehörden und Industrieunternehmen unterstützt Alvarez & Marsal Unternehmen, Vorstände, Private-Equity-Unternehmen, Anwaltskanzleien und Regierungsbehörden dabei, ihre Transformation voranzutreiben, Risiken zu minimieren und in jeder Wachstumsphase Mehrwert zu schaffen.
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