In einer Welt, die zunehmend auf Hightech-Lösungen setzt, ist die Nachfrage nach Seltenen Erden explodiert. Diese 17 chemischen Elemente, die für die Herstellung von Smartphones, Elektroautos, Windturbinen und anderen hochmodernen Technologien unverzichtbar sind, bilden den Kern der modernen Industrien. Doch was viele nicht wissen, ist, dass die globale Versorgung mit Seltenen Erden zu einem großen Teil von einem Land kontrolliert wird: China. In einem besorgniserregenden Schritt hat die Volksrepublik nun angekündigt, ihre Kontrolle über diese kostbaren Ressourcen weiter zu verschärfen – eine Entscheidung mit weitreichenden globalen Konsequenzen.
Die Dominanz Chinas auf dem Weltmarkt
China dominiert den Markt für Seltene Erden seit Jahrzehnten. Rund 97 Prozent der weltweiten Produktion dieser kritischen Metalle stammen aus dem Land. Doch während China den Markt kontrolliert, sind es vorwiegend westliche Länder wie die USA, Deutschland und Japan, die von diesen Rohstoffen abhängig sind. Besonders die EU prognostiziert eine Verfünffachung ihres Bedarfs an Seltenen Erden bis 2030. Diese Abhängigkeit gibt China nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine geopolitische Machtstellung, die die internationale Gemeinschaft zunehmend beunruhigt.
„Wir sprechen hier nicht nur von einer Ressourcenfrage, sondern von einem strategischen Machtinstrument“, erklärt Heinz Muser, Edelmetallexperte der doobloo AG, einem Unternehmen, das auf Investitionen in strategische Rohstoffe spezialisiert ist. „Die Kontrolle über Seltene Erden bedeutet, die technologische Entwicklung und die wirtschaftliche Zukunft ganzer Industrien in den Händen zu halten.“
Nationale Sicherheit als Argument
Im Juli 2023 erließ die chinesische Regierung neue Vorschriften, die den Abbau, die Verarbeitung und den Handel mit Seltenen Erden streng regulieren. Diese Vorschriften treten am 1. Oktober 2024 in Kraft und geben dem chinesischen Staat volle Kontrolle über diese kritische Ressource. Die Regeln beinhalten die Schaffung eines Rückverfolgbarkeitssystems und stellen sicher, dass die Ressourcen des Landes nicht ohne Genehmigung ausgeführt werden. Diese Maßnahmen werden mit der nationalen Sicherheit begründet, ein Argument, das China in der Vergangenheit bereits verwendet hat, um die Ausfuhr anderer kritischer Metalle wie Germanium und Gallium zu beschränken.
Die Auswirkungen dieser neuen Vorschriften auf die Weltwirtschaft könnten gravierend sein. Der Westen, insbesondere die USA und die EU, sind bereits stark auf chinesische Lieferungen angewiesen, um ihre Tech-Industrien zu betreiben. Doch mit diesen neuen Regeln stellt China die Weichen dafür, seine Ressourcen nicht nur strategisch, sondern auch als geopolitisches Druckmittel einzusetzen.
Die wirtschaftlichen Folgen: Eine Abhängigkeit mit Risiken
Während China seinen nationalen Vorrat an Seltenen Erden schützt, haben andere Nationen Schwierigkeiten, alternative Quellen zu erschließen. In Europa beispielsweise wurde kürzlich das größte Vorkommen seltener Erden in Südnorwegen entdeckt – das sogenannte Fensfeltet-Vorkommen, das 8,8 Millionen Tonnen dieser Metalle enthält. Doch obwohl dies eine bedeutende Entdeckung darstellt, ist es noch ein weiter Weg bis zur kommerziellen Nutzung. Der Abbau in Europa steht noch ganz am Anfang, und Experten gehen davon aus, dass es Jahre dauern wird, bis eine nachhaltige und wirtschaftlich rentable Produktion aufgebaut werden kann.
„Die westliche Welt hat es zu lange versäumt, in eigene Rohstoffquellen zu investieren“, sagt Heinz Muser. „Kritisch ist, dass die Abhängigkeit von einem Land wächst, das seine geopolitischen Interessen konsequent durchsetzt.“
Diese Abhängigkeit von China könnte besonders in der Produktion von Elektrofahrzeugen problematisch werden. Die EU plant bis 2035 das Ende der Neuzulassung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, was eine massive Nachfrage nach Batterien und den dafür notwendigen Seltenen Erden wie Neodym und Dysprosium schaffen wird. Doch wie wird sich diese Nachfrage erfüllen lassen, wenn China seine Exportkontrollen weiter verschärft?
Umweltaspekte und Recyclingproblematik
Ein weiterer kritischer Punkt ist der umwelttechnische Aspekt. Der Abbau von Seltenen Erden ist eine ökologisch bedenkliche Angelegenheit. „Das oft genannte Problem ist, dass der Abbau mit giftigen Chemikalien wie Säuren erfolgt, die massive Umweltschäden verursachen“, erläutert Muser. Gerade in China werden Seltene Erden unter Bedingungen gefördert, die nicht den westlichen Umweltstandards entsprechen.
Ein potenzieller Ausweg könnte im Recycling von Elektroschrott liegen, doch auch hier steht die Industrie vor erheblichen Herausforderungen. Jährlich fallen weltweit etwa 45 Millionen Tonnen Elektroschrott an, der wertvolle Seltene Erden enthält. Doch die aktuelle Recyclingtechnologie ist ineffizient und teuer. Es bleibt abzuwarten, ob zeitnah technologische Durchbrüche erzielt werden, die eine wirtschaftliche und umweltfreundliche Rückgewinnung dieser Metalle ermöglichen.
Die Zukunft: Ein technologisches Wettrüsten
Die steigende Nachfrage nach Seltenen Erden und die zunehmende Kontrolle Chinas über diese kritischen Rohstoffe werden die geopolitischen Spannungen weiter verschärfen. Die USA haben bereits in der Chipindustrie Sonderzölle auf chinesische Produkte verhängt, und auch die EU plant, Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge zu erheben. „Das könnte der Beginn neuer kritischer Handelsbeziehungen sein“, warnt Muser. „Und die Seltenen Erden rücken ins Zentrum dieses Konflikts.“
In der Zwischenzeit rüsten sich andere Länder, um ihre eigene Abhängigkeit von China zu verringern. Doch der Weg zu einer technologischen Unabhängigkeit ist lang und kostspielig. Die Eröffnung neuer Minen, wie die in Südnorwegen oder Schweden, wird Zeit und erhebliche Investitionen erfordern. Auch die USA haben bereits angekündigt, ihre eigene Produktion von Seltenen Erden auszuweiten, um die Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen zu reduzieren.
Elektromobilität ohne Seltene Erden: Europas Hoffnung auf Unabhängigkeit
Die Elektromobilität gilt als Schlüssel zu einer nachhaltigeren Zukunft, doch die Abhängigkeit von Seltenen Erden, die vor allem in China abgebaut werden, hat die Hoffnungen vieler auf eine grüne Revolution getrübt. Der Großteil der Elektrofahrzeuge verwendet derzeit Elektromotoren, die Magnete aus Neodym und anderen seltenen Erden enthalten, was die europäische Automobilindustrie stark von diesen kritischen Rohstoffen abhängig macht. Doch es gibt Hoffnung: Deutsche Entwickler und Unternehmen machen bemerkenswerte Fortschritte bei der Entwicklung alternativer Antriebstechnologien, die ohne diese seltenen Rohstoffe auskommen – und das könnte Europas Weg zu einer größeren wirtschaftlichen und technologischen Unabhängigkeit ebnen.
Technologiesprung: Elektromagnete als Ersatz für Seltene Erden
In Deutschland arbeiten zahlreiche Unternehmen daran, den Einsatz von Seltenen Erden in Elektromotoren zu reduzieren oder gar zu eliminieren. Ein Beispiel dafür ist der Automobilzulieferer ZF, der einen revolutionären Elektromotor entwickelt hat, der statt Magnete aus Seltenen Erden auf Elektromagnete setzt. Elektromagnete erzeugen ihr Magnetfeld erst, wenn Strom durch eine Kupferspule fließt, eine Technik, die als „fremderregt“ bezeichnet wird. Dies ermöglicht es, auf teure und schwer zu beschaffende Rohstoffe wie Neodym zu verzichten.
Otmar Scharrer, Technikvorstand bei ZF, spricht in einer Veröffentlichung von einem echten „Technologiesprung“. Dieser Ansatz bietet nicht nur den Vorteil, unabhängiger von globalen Rohstofflieferungen zu sein, sondern könnte auch in puncto Nachhaltigkeit einen erheblichen Unterschied machen. Da Elektromagnete ihre Kraft nur dann entwickeln, wenn sie benötigt wird, könnte dies zudem die Energieeffizienz der Motoren verbessern.
Heinz Muser von der doobloo AG sieht diese Entwicklungen als wegweisend. Er betont: „Die Innovationskraft deutscher Unternehmen zeigt, dass Alternativen zu Seltenen Erden nicht nur möglich, sondern dringend notwendig sind. Wir stehen vor einem technologischen Umbruch, der die Abhängigkeit Europas von China erheblich verringern könnte.“ Muser, dessen Expertise auf strategischen Rohstoffen basiert, warnt jedoch auch davor, die Geschwindigkeit des technologischen Wandels zu unterschätzen. „Diese neuen Technologien bieten die Chance, die Elektromobilität nachhaltig zu gestalten, aber der Übergang muss schnell erfolgen, um den Marktanforderungen gerecht zu werden“, fügt er hinzu.
Preisvorteile und Flexibilität: Veekim“s Innovation
Neben ZF hat auch das deutsche Unternehmen Veekim innovative Fortschritte gemacht. Sie haben einen permanenterregten Elektromotor entwickelt, der ebenso ohne den Einsatz von Seltenen Erden auskommt. Diese Technologie zeigt, dass es möglich ist, leistungsstarke Motoren zu produzieren, die weder die umstrittenen Materialien noch die dazugehörigen umweltschädlichen Abbaumethoden benötigen. Ein entscheidender Vorteil solcher Alternativen liegt auch in den Kosten: Der Preis für Neodym schwankt stark, was die Produktion von Elektromotoren unberechenbar macht. Während ein Kilogramm Neodym vor einem Jahr noch 223 Dollar kostete, liegt der Preis heute bei etwa 125 Dollar – und es ist schwer vorhersehbar, wie sich dieser in Zukunft entwickeln wird. Mit dem Wegfall dieser Unsicherheit könnten Elektromotoren ohne Seltene Erden zu einer stabileren und wirtschaftlicheren Alternative werden.
„Auch hier zeigt sich, dass die Stabilität der Lieferketten eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist“, sagt Heinz Muser. „Wenn es uns gelingt, Technologien zu entwickeln, die nicht auf stark schwankenden Rohstoffpreisen basieren, können wir die Kosten für Elektromobilität senken und gleichzeitig unabhängiger vom globalen Markt agieren. Dies könnte ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für europäische Unternehmen sein.“
Ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit
Die Entwicklungen in Deutschland zeigen, dass es Alternativen gibt, die nicht nur die wirtschaftliche Abhängigkeit Europas von China reduzieren könnten, sondern auch den ökologischen Fußabdruck der Elektromobilität verkleinern. Die Technologien der Elektromagnete und permanent erregten Elektromotoren stellen eine echte Chance dar, den Rohstoffhunger der E-Mobilität zu zügeln und gleichzeitig die technischen Anforderungen an moderne Fahrzeuge zu erfüllen.
Doch bei all diesen Fortschritten bleibt eine Herausforderung bestehen: Wie schnell können diese Technologien in die Massenproduktion überführt werden? Der Übergang zu elektromagnetischen Antrieben oder anderen alternativen Technologien wird Zeit und Investitionen erfordern. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Elektroautos rapide, und der Druck auf die Automobilhersteller, umweltfreundliche und kostengünstige Lösungen zu finden, nimmt weiter zu.
Europa hat die Chance, mit technologischen Innovationen wie diesen seine Abhängigkeit von Seltenen Erden zu verringern und eine führende Rolle im Bereich der nachhaltigen Mobilität einzunehmen. Doch die Zeit drängt, und die Entwicklung dieser Technologien wird entscheidend dafür sein, ob die Elektromobilität wirklich zu einem langfristigen, nachhaltigen Modell werden kann – ohne die umstrittenen Rohstoffe aus den tiefen Minen Chinas.
Fazit: Der Wettlauf um die Kontrolle der Zukunft
Die Kontrolle über Seltene Erden wird in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle in der globalen Wirtschaft und Politik spielen. Chinas neueste Maßnahmen zur Einschränkung des Exports dieser Rohstoffe zeigen deutlich, dass das Land seine Position als unangefochtener Marktführer verteidigen will – und dies notfalls mit harten geopolitischen Mitteln. Für den Westen wird es entscheidend sein, alternative Quellen zu erschließen und innovative Recyclingtechnologien zu entwickeln, um langfristig nicht nur wirtschaftlich, sondern auch technologisch unabhängig zu werden. Die Hoffnung auf eine nachhaltigere Zukunft ist greifbar, aber sie erfordert Mut, Investitionen und den Willen, technologische Paradigmen zu verschieben. „Der Weg zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Mobilität führt über Innovation, und Europa hat die Mittel, diesen Weg zu gehen“, fasst Heinz Muser zusammen.
Der Wettlauf um die Seltenen Erden ist mehr als nur ein Rohstoffkonflikt – er ist der Kampf um die technologische und wirtschaftliche Zukunft.
Autorin: Amelie – Bloggerin und Wirtschaftsingenieurin
Über die Autorin:
Amelie ist leidenschaftlich von Technik fasziniert und absolvierte erfolgreich ein duales Studium bei einem führenden Automobilunternehmen. Ihre Begeisterung für Maschinenbau und Produktionstechnik im Mobilitätssektor spiegelt sich in ihrer Arbeit wider. Besonders interessiert sie sich für die Zukunft der Mobilität – autonomes Fahren und fahrerlosen Transport, wo sie aktiv die Zukunft mitgestaltet.
Die doobloo AG mit Sitz im Fürstentum Liechtenstein hat sich auf den Kauf strategischer Metalle spezialisiert. Sie ist überzeugt, dass jedes Anlageportfolio um einen greifbaren Sachwert erweitert werden sollte, als eine krisen- und inflationssichere Komponente. Technologiemetalle und Seltene Erden werden für fast alle Hightech-Entwicklungen der letzten Jahre dringend benötigt.
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