Randstad-ifo Studie Q2/2024
Die 4-Tage-Woche wird viel diskutiert, doch nur selten umgesetzt. Lediglich 11 % der deutschen Unternehmen bieten dieses Arbeitszeitmodell aktuell an. Bedenken gegen die verkürzte Arbeitswoche hegen viele Betriebe vor allem aufgrund des Personal- und Organisationsaufwands. Wo Unternehmen ansetzen können, um mehr Flexibilität zu bieten, erklärt Randstad-Expertin Verena Menne.
Eschborn, August 2024 – Weniger Arbeitszeit bei gleichem Gehalt, dafür höhere Produktivität und mehr Work-Life-Balance – das ist das Versprechen der 4-Tage-Woche, die unter deutschen Arbeitnehmenden zumindest in der Theorie hohe Konjunktur hat. Doch wie blicken Arbeitgeber auf das Thema? Halten sie das Konzept für genauso vielversprechend? Die Randstad-ifo-Personalleiterbefragung Q2 2024 zeigt: Die meisten Unternehmen schenken der Idee entweder keine Aufmerksamkeit oder bewerten eine Einführung als nicht möglich.
Verkürzte Arbeitswoche wird kaum angeboten
Derzeit bieten nur 11 % der Betriebe die 4-Tage-Woche an und lediglich 2 % planen, sie einzuführen. In 38 % der Unternehmen ist das Modell aktuell kein Thema. Etwa ein Drittel (30 %) der Befragten hält die Einführung aus betrieblichen Gründen für nicht möglich. Immerhin setzt sich knapp ein Fünftel (19 %) intern zumindest gedanklich mit den Möglichkeiten und Grenzen der verkürzten Arbeitswoche auseinander.
Von jenen Betrieben, die die 4-Tage-Woche anbieten, setzt knapp die Hälfte auf eine Stundenreduktion bei weniger Gehalt. 43 % teilen Vollzeitstellen auf vier statt auf fünf Tage auf. Nur ungefähr ein Zehntel der Firmen reduziert die Stunden bei gleichem Gehalt. Der Branchenvergleich zeigt, dass Handelsunternehmen häufiger bereit sind, eine Stundenreduktion bei gleichem Gehalt anzubieten (19 %). Eine Aufteilung von Vollzeit auf vier statt auf fünf Tage können sich mit 51 % am häufigsten Dienstleistungsunternehmen vorstellen. „Die 4-Tage-Woche ist ein umstrittenes, aber wichtiges Modell, weil sie die zunehmende Bedeutung von Flexibilität und Produktivität beim Arbeiten verdeutlicht. Den passenden Mix aus beidem zu entwickeln, bleibt eine zentrale Herausforderung für Unternehmen“, betont Verena Menne, Director Group HR von Randstad Deutschland.
Chancen bei der Mitarbeiterbindung stehen bürokratischem Aufwand gegenüber
Die 4-Tage-Woche bietet aus Sicht einiger Unternehmen durchaus Potenzial für das Employer Branding. Mögliche positive Effekte der 4-Tage-Woche sehen die Befragten in der Mitarbeiterbindung (35 %) sowie der Mitarbeitermotivation (32 %). Doch die Bedenken überwiegen: 59 % der Betriebe berichten, dass für die Umsetzung mehr Personal nötig wäre. Ferner befürchten 52 % einen hohen Organisationsaufwand und 40 % einen gesamtwirtschaftlichen Wohlstandsverlust. Besonders hoch ist der Anteil derjenigen, die mit einer Verschärfung des Arbeitskräftemangels durch verkürzte Arbeitszeiten rechnen – fast zwei Drittel (61 %) der Umfrageteilnehmer teilen diese Ansicht.
„Diese Sorgen sind nicht unberechtigt. Schließlich kommt es immer auf die praktische Umsetzbarkeit an. Genau hier sollten Unternehmen ansetzen und Optionen für mehr Flexibilität und Produktivität entwickeln. Die 4-Tage-Woche kann als Inspiration dienen, um über Schicht-Modelle allgemein nachzudenken. Dazu gehören gleitende Arbeitszeiten, Arbeiten in Teilzeit, aber auch Jobsharing und das Modell der Jahresarbeitszeit. Gemeinsam den Rahmen setzen, in dem Mitarbeitende ihre Arbeitszeit flexibel gestalten, das braucht einen offenen und kontinuierlichen Austausch“, ergänzt Verena Menne.
Das Randstad Arbeitsbarometer Pulse Survey „Flexibility@Work“ aus 2023 zeigte zuletzt: 18 % der deutschen Arbeitnehmenden sind an einem flexiblen Wochenarbeitsmodell interessiert. Für 58 % ist Arbeitszeitflexibilität mindestens genauso wichtig oder sogar wichtiger als das Gehalt.
Über die Randstad-ifo-Personalleiterbefragung
Die vorgestellten Ergebnisse stammen aus der Randstad-ifo-Personalleiterbefragung Q2 2024. Die Personalleiterbefragung wird quartalsweise durch das ifo-Institut im Auftrag des Personaldienstleisters Randstad durchgeführt. Die Studie befragt 600 bis 1000 Personalverantwortliche in deutschen Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen. Die Sonderfragen des zweiten Quartals 2024 konzentrieren sich auf die 4-Tage-Woche und die Einstellung ausländischer Fachkräfte.
Über das Randstad Arbeitsbarometer
Das Randstad Arbeitsbarometer wurde 2003 eingeführt und deckt inzwischen 34 Länder auf der ganzen Welt ab. Die Studie erscheint einmal jährlich und macht sowohl nationale als auch globale Trends auf dem Arbeitsmarkt sichtbar. Verschiedene Pulse Surveys in ausgewählten Ländern ergänzen im Jahresverlauf das Randstad Arbeitsbarometer mit Einblicken in aktuelle Entwicklungen. Die Befragung wird online unter Arbeitnehmer:innen im Alter von 18 bis 65 Jahren durchgeführt, die mindestens 24 Stunden pro Woche einer bezahlten, nicht selbständigen/freiberuflichen Tätigkeit nachgehen. Die Mindeststichprobengröße beträgt 800 Interviews pro Land.
Über Randstad
Randstad ist einer der weltweit führenden Personaldienstleister mit dem Ziel, so spezialisiert und so fair zu werden wie kein anderes Unternehmen in der Welt der Arbeit. Durch die Unternehmensstrategie „partner for talent“ finden, fördern und verbinden wir spezialisierte Talente mit Unternehmen – weltweit, vor Ort und immer mit hoher Geschwindigkeit. Unsere Angebote umfassen den gewerblich-technischen ebenso wie den Professional-Bereich, digitale Talentlösungen sowie End-to-End-Unternehmenslösungen. Wir schaffen leistungsfähige, vielfältige und agile Teams und unterstützen jeden Einzelnen dabei, eine erfolgreiche Karriere mit gleichen Chancen zu erreichen.
Randstad Deutschland ist mit rund 38.500 Mitarbeitenden, darunter 2.500 interne, und 500 Standorten in 330 Städten vertreten. Unser Umsatzvolumen umfasste 2023 1,843 Milliarden Euro. CEO ist Richard Jager.
Seit über 55 Jahren in Deutschland aktiv, gehört Randstad Deutschland zur 1960 in Amsterdam gegründeten und dort börsennotierten Randstad N.V. mit Sitz im niederländischen Diemen. 2023 hat Randstad mit rund 40.000 Mitarbeitenden weltweit 2 Millionen Menschen in 39 Ländern bei ihrer Suche nach einem für sie passenden Job geholfen und damit einen Gesamtumsatz von 25,4 Milliarden Euro erwirtschaftet.
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