Drei Begriffe aus drei verschiedenen Gesundheits-Systemen mit ganz vielen Gemeinsamkeiten für die Gesundheit und unser Wohlgefühl.
In meinen Beratungen kommt immer wieder ein ursächliches Problem zutage – das Prinzip Spannung und Entspannung, wobei die meisten Menschen sich dabei im Spannungsbereich befinden.
In unserer westlichen Welt sind die meisten Menschen erfolgsorientierten. Es geht ums Tun, ums Umsetzen, um Aktivität. Ganz stolz sind viele Menschen, wenn das auch noch alles gleichzeitig geht – Multitasking!
Doch ist das erstrebenswert? Ist das nicht einfach eine Überforderung – insbesondere für unseren Körper? Führt das nicht zu Krankheit und zu schnelleren Alterungsprozessen, weil der Körper nicht regenerieren kann?
Das vegetative Nervensystem – Spannung und Entspannung
Spannung und Entspannung im Körper sind eng mit dem autonomen Nervensystem verbunden, insbesondere mit den beiden Hauptzweigen des autonomen Nervensystems: dem Sympathikus und dem Parasympathikus.
Das autonome Nervensystem (ANS) steuert viele unwillkürliche Körperfunktionen wie Herzfrequenz, Verdauung, Atemfrequenz und Stoffwechsel. Es besteht aus zwei Hauptteilen:
Sympathisches Nervensystem (Sympathikus):
Funktion: Der Sympathikus bereitet den Körper auf „Kampf oder Flucht“ (Fight-or-Flight) Reaktionen vor. Er wird aktiviert, wenn der Körper auf Stress oder Gefahr reagiert.
Reaktionen: Erhöht die Herzfrequenz, erweitert die Bronchien (ermöglicht tiefere Atmung), erhöht den Blutdruck, verlangsamt die Verdauung, und setzt Energiereserven frei.
Spannung: Die Aktivierung des Sympathikus führt zu einem erhöhten Spannungszustand im Körper, was sich in Muskelanspannung, beschleunigter Atmung und einem erhöhten Bewusstseinsgrad äußern kann.
Parasympathisches Nervensystem (Parasympathikus):
Funktion: Der Parasympathikus ist für „Ruhe und Verdauung“ (Rest-and-Digest) Reaktionen verantwortlich. Er wird aktiviert, wenn der Körper entspannt ist und keine unmittelbare Gefahr wahrgenommen wird.
Reaktionen: Verlangsamt die Herzfrequenz, senkt den Blutdruck, fördert die Verdauung und Entgiftung, und unterstützt die Erholung und den Energieaufbau.
Entspannung: Die Aktivierung des Parasympathikus führt zu einem Zustand der Entspannung im Körper. Muskeln entspannen sich, die Atmung wird ruhiger und gleichmäßiger, und der gesamte Organismus kann sich regenerieren.
Können wir ständig in Hochspannung und Hochleistung sein?
Das scheinen viele Menschen zu glauben, so meine Erfahrung aus meiner Beratertätigkeit als Ayurveda-Coach.
Doch tun wir uns und unserer Gesundheit dadurch einen Gefallen?
Entstehung von Spannung und Entspannung
Spannung:
Stress und Angst: Psychische und physische Stressoren aktivieren den Sympathikus. Aber auch das Gefühl, ständig Hochleistung bringen zu müssen führt in den gleichen Kreislauf. Besonders Pitta-geprägte Menschen neigen aus sich heraus dazu, ständig Höchstleistung bringen zu müssen.
Vata-Geprägte Menschen schnell dann, wenn sie eine entsprechende Erwartungshaltung von außen spüren.
Spannung führt zu einer Kaskade von physiologischen Veränderungen, die den Körper auf eine sofortige Reaktion vorbereiten.
Gefahrenwahrnehmung: Wahrnehmungen von Bedrohung oder Gefahr (real oder imaginär) setzen den Körper in Alarmbereitschaft, was Muskelanspannung, erhöhte Herzfrequenz und gesteigerte Wachsamkeit zur Folge hat.
Entspannung:
Sicherheitsgefühl: Wenn der Körper keine Bedrohung wahrnimmt, wird der Parasympathikus aktiv. Dies geschieht oft nach Stresssituationen oder während Phasen bewusster Entspannung.
Viele Menschen haben aber verlernt, dass dieser Parasympathikus mit all dem, was er im Körper initiiert, genauso wichtig ist.
Erholung: Praktiken wie tiefe Atmung, Meditation, Yoga und andere Entspannungstechniken fördern die Aktivierung des Parasympathikus. Dies führt zu einem Zustand der körperlichen und geistigen Entspannung.
In den alten Gesundheitssystem wie die TCM und Ayurveda ist diese Tatsache schön seit Jahrtausenden bekannt.
Yin und Yang – Spannung und Entspannung und wie hängen diese Prinzipien mit dem vegetativen Nervensystem zusammen?
Das vegetative Nervensystem (auch autonomes Nervensystem genannt) und das Konzept von Yin und Yang aus der traditionellen chinesischen Medizin können miteinander in Beziehung gesetzt werden, da beide Systeme das Gleichgewicht und die Regulierung von Körperfunktionen betreffen. So hängen diese Konzepte zusammenhängen:
Vegetatives Nervensystem
Das vegetative Nervensystem reguliert viele unbewusste Körperfunktionen und besteht aus zwei Hauptteilen:
Wichtige Aufgaben vom Sympathikus und Parasympathikus habe ich schon beschrieben.
Yin und Yang
In der traditionellen chinesischen Medizin stehen Yin und Yang für gegensätzliche, aber komplementäre Kräfte, die das Gleichgewicht in allen Dingen bestimmen:
Yin:
Eigenschaften: Kalt, ruhig, passiv, dunkel, erholsam.
Repräsentiert: Nacht, Ruhe, Regeneration, Stabilität.
Körperliche Entsprechungen: Entspannung, Erholung, Verdauung.
Yang:
Eigenschaften: Heiß, aktiv, dynamisch, hell, anregend.
Repräsentiert: Tag, Aktivität, Energie, Bewegung.
Körperliche Entsprechungen: Erregung, Aktivierung, Anspannung.
Zusammenhang zwischen vegetativem Nervensystem und Yin/Yang
Sympathikus und Yang:
Der Sympathikus entspricht den Yang-Qualitäten. Er aktiviert den Körper, erhöht die Energie und bereitet ihn auf Aktionen vor. Bei Stress oder Gefahr mobilisiert der Sympathikus Energiereserven und steigert die körperliche Leistungsfähigkeit.
Beispiel: Bei einer stressigen Situation wird der Sympathikus aktiviert, was zu einer erhöhten Herzfrequenz, erweiterten Bronchien und einem Anstieg des Blutdrucks führt – alles charakteristische Yang-Reaktionen.
Parasympathikus und Yin:
Der Parasympathikus entspricht den Yin-Qualitäten. Er fördert Entspannung, Erholung und die Verdauung. In ruhigen Momenten oder nach einer Mahlzeit dominiert der Parasympathikus, was dem Körper ermöglicht, sich zu regenerieren und Energiereserven aufzubauen.
Beispiel: Nach dem Essen wird der Parasympathikus aktiv, fördert die Verdauung, senkt die Herzfrequenz und unterstützt die Erholung – alles charakteristische Yin-Reaktionen.
Auch hier heißt es: Balance und Harmonie ist ursächlich für die Gesundheit wichtig.
Yin-Yang-Balance:
Die Gesundheit des Körpers hängt von einem ausgewogenen Verhältnis von Yin und Yang ab. Ein Übermaß an Yang kann zu Stress, Überanstrengung und Erschöpfung führen, während ein Übermaß an Yin zu Lethargie und Inaktivität führen kann.
Sympathikus-Parasympathikus-Balance:
Ebenso ist die Balance zwischen Sympathikus und Parasympathikus entscheidend für das Wohlbefinden. Ein ständig überaktiver Sympathikus kann chronischen Stress und damit verbundene gesundheitliche Probleme verursachen, während ein ständig dominanter Parasympathikus zu mangelnder Energie und Antriebslosigkeit führen kann.
Nun ist meine Profession „Ayurveda“. Gibt es im Ayurveda auch dieses Prinzip Yin und Yang und dieser so wichtige Aspekt „Balance“?
Im Ayurveda, dem traditionellen Medizinsystem Indiens, gibt es nicht direkt die Begriffe „Yin“ und „Yang“ wie in der chinesischen Medizin. Allerdings gibt es in beiden Systemen ähnliche Konzepte, die sich auf das Gleichgewicht und die Harmonie der Gegensätze im Körper und Geist konzentrieren.
Im Ayurveda werden diese Konzepte durch die Doshas, die fünf Elemente und die Gunas repräsentiert.
Doshas
Im Ayurveda gibt es drei Haupt-Doshas, die biologische Energien sind, die die physische und mentale Konstitution beeinflussen:
Vata (Luft und Äther):
Eigenschaften: Leicht, kalt, trocken, beweglich.
Funktionen: Reguliert Bewegung, Atmung, Kreislauf und Nervenimpulse.
Yin/Yang-Äquivalent: Vata kann in gewisser Weise als eine Mischung aus Yin (kalt, trocken) und Yang (beweglich, leicht) betrachtet werden, abhängig von den spezifischen Eigenschaften und Kontexten.
Pitta (Feuer und Wasser):
Eigenschaften: Heiß, scharf, leicht ölig.
Funktionen: Reguliert Verdauung, Stoffwechsel und Energieproduktion.
Yin/Yang-Äquivalent: Pitta hat mehr Yang-Qualitäten (heiß, scharf, intensiv).
Kapha (Erde und Wasser):
Eigenschaften: Schwer, kalt, ölig, stabil.
Funktionen: Reguliert Struktur, Stabilität und Flüssigkeitshaushalt.
Yin/Yang-Äquivalent: Kapha hat mehr Yin-Qualitäten (kalt, schwer, stabil).
Fünf Elemente
Ähnlich wie die chinesische Medizin, die die fünf Elemente (Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser) kennt, hat auch Ayurveda ein System von fünf Elementen, wenn auch die Zuordnungen mit der TCM nicht in allem übereinstimmt:
Die Elemente im Ayurveda:
Äther (Akasha), Luft (Vayu), Feuer (Agni), Wasser (Jala), Erde (Prithvi)
Diese Elemente kombinieren sich zu den oben angesprochenen drei Doshas und spielen eine zentrale Rolle im ayurvedischen Verständnis von Gesundheit und Krankheit.
Gunas
Die Gunas sind drei fundamentale Qualitäten, die alle Aspekte des Lebens durchdringen und das geistige und physische Gleichgewicht beeinflussen:
Sattva (Reinheit, Ausgeglichenheit)
Rajas (Aktivität, Unruhe)
Tamas (Trägheit, Dunkelheit)
Diese Qualitäten können mit Yin und Yang verglichen werden:
Sattva: Kann als Balance zwischen Yin und Yang betrachtet werden, da es Reinheit und Harmonie repräsentiert.
Rajas: Hat mehr Yang-Qualitäten (Aktivität, Bewegung).
Tamas: Hat mehr Yin-Qualitäten (Trägheit, Dunkelheit).
Vergleich und Integration
Obwohl die Terminologie und die spezifischen Theorien unterschiedlich sind, gibt es deutliche Parallelen zwischen den Prinzipien von Yin und Yang und den ayurvedischen Konzepten von Doshas, Elementen und Gunas und auch dem Konzept des vegetativem Nervensystems:
Balance und Harmonie:
Alle drei Systeme betonen die Notwendigkeit eines Gleichgewichts zwischen gegensätzlichen Kräften, um Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.
Dynamische Interaktion:
Sowohl Yin und Yang als auch die ayurvedischen Prinzipien erkennen die ständige Interaktion und Veränderung dieser Kräfte im Körper und Geist.
Es geht also nicht nur um körperliche Funktionen, sondern auch um die Interaktion mit dem Geist.
In allen drei Konzepten ist dies aber nur möglich, wenn eine Harmonie herbeigeführt wird.
Ganzheitlicher Ansatz:
Beide Medizinsysteme, die TCM und Ayurveda, betrachten den Menschen ganzheitlich und berücksichtigen körperliche, geistige und emotionale Aspekte der Gesundheit.
Es ist sicher auch sinnvoll, so heranzugehen, wenn man sich mit dem vegetativen Nervensystem auseinandersetzt.
In diesem Artikel habe ich die grundsätzlichen Ähnlichkeiten dieser drei Systeme – vegetatives Nervensystem, TCM und Ayurveda aufgezeigt.
Es ist verwunderlich, wie weit wir in unsere stressigen, nach außen gerichteten Welt von diesen Erkenntnissen entfernt sind.
Letztlich geht es in allen drei angesprochenen Systemen um Spannung und Entspannung.
Die Spannung haben die meisten Menschen schon ausgeprägt integriert, bei der Entspannung, da hapert es oft.
Hier einige Praktische Anwendungen zur Förderung der Balance
Atemtechniken:
Tiefes Atmen und spezifische Atemübungen (z.B. Pranayama) können den Parasympathikus aktivieren und damit Yin-Qualitäten fördern, was zu Entspannung und Stressreduktion führt.
Meditation und Achtsamkeit:
Regelmäßige Meditation kann helfen, das Gleichgewicht zwischen Sympathikus und Parasympathikus zu unterstützen und sowohl Yin- als auch Yang-Energien wie auch die ayurvedischen Äquivalente auszugleichen.
Bewegung:
Ausgleichende Bewegungspraktiken wie Yoga und Tai Chi integrieren sowohl Yin- als auch Yang-Elemente und fördern die Balance im autonomen Nervensystem.
Aber auch moderate Sportarten oder auch in der Natur verweilen oder auch Spazieren gehen fördern die Balance.
Ernährung:
Eine ausgewogene Ernährung, die sowohl erdende und beruhigende (Yin) als auch energetisierende (Yang) Lebensmittel umfasst, kann das Gleichgewicht unterstützen.
Unsere Sinne für unsere Interaktionen.
Die westlich-orientiert Welt ist mit den Sinnen ganz intensiv nach außen gerichtet – über die Sinne nehmen wir die Welt wahr und wir interagieren über die Sinne mit der Welt.
Doch die Sinne können viel mehr. Die gerade beschriebenen Praktiken wie Atemübungen, Körperübungen und Meditation führen dazu, dass wir die Sinne zurücknehmen, um auch die inneren Welten wahrzunehmen, denn in diesem Zustand des „nach innen gerichtet seins“ – da bin ich sicher, kann jeder Antworten finden, die zu einem besseren Umgang mit den eigenen Ressourcen führen.
In einem Artikel im Online-Magazin Spirit Online mache ich eine Reise durch die Sinne und wie diese typischerweise von Vata, Pitta und Kapha genutzt werden.
Die Ayurvedaschule Wolfgang Neutzler ist eine unabhängige Privatschule.
Der Schulleiter der Schule für Ayurveda, Wolfgang Neutzler, praktiziert seit 1985 als Heilpraktiker mit Schwerpunkt Ayurveda. Als Coach betreut er Menschen speziell bei der Ernährungsumstellung und beim Abnehmen.
Der Schwerpunkte seiner Arbeit sind Online-Seminare und -Ausbildungen. Gerade in der heutigen Zeit eine schnelle und effektive Möglichkeit des Lernens, ohne Reisekosten und Stress.
Folgende Online-Angebote gibt es: Ausbildung zur/m Ayurveda-Ernährungsberater/In, Ayurveda-Kochkurse, Abnehm-Training, Ayurveda-Fastenwoche, Kursleiter Ayurveda-Babymassage, Schwangeren-Massage, Ayurveda-Konstitutionsbestimmung, Ayurveda-Massagen, Ayurveda-Entspannungs-Trainer.
Wolfgang Neutzler ist Autor, Co-Autor von 8 Büchern, unter anderem auch von 5 Ayurveda-Büchern.
Das Ziel ist es, ganz vielen Menschen einen Zugang zum Ayurveda zu ermöglichen.
Ayurveda – das Wissen von einem gesunden, langen und glücklichen Leben
Firmenkontakt
Ayurvedaschule Wolfgang Neutzler
Wolfgang Neutzler
Bergheim 24
88677 Markdorf
0157 51271025
https://www.schule-fuer-ayurveda.de
Pressekontakt
Ayurveda-Presse-Agentur
Wolfgang Neutzler
Bergheim 24
88677 Markdorf
0157 51271025
https://www.schule-fuer-ayurveda.de/
Die Bildrechte liegen bei dem Verfasser der Mitteilung.