Vitamin D-Mangel kostet Lebensjahre. Prof. William B. Grant, einer der mehr als 20 renommierten Referenten beim Kongress „Vitamin D-Update 2011“ am vergangenen Samstag in der Berliner Charité, hat errechnet, um wieviel länger wir alle leben könnten, wenn die derzeit unzureichende Versorgung mit dem „Sonnenschein-Vitamin“ deutlich verbessert werden könnte. Für Europa würde das, laut Prof. Grant, knapp zwei Millionen gewonnene Lebensjahre bedeuten.
Die breite wissenschaftliche Basis, auf der diese Berechnungen beruhten, wurde von den 22 Wissenschaftlern und Praktikern dieses Workshops für die 300 anwesenden Mediziner im Schnelldurchlauf referiert.
Einige der weltweit renommiertesten Vitamin D- und UV-Forscher wie die Professoren M.F. Holick, B. Hollis, R. Vieth aus den USA und Kanada wie ihre österreichischen und deutschen Kollegen resumierten den aktuellen Wissensstand unterstützt von Berichten aus der ärztlichen und publizistischen Praxis.
Organisiert wurde der Kongress von der Deutschen Stiftung für Gesundheitsinformation und Prävention und geleitet von den deutschen Vitamin D-Experten Prof. Dr. Jörg Reichrath (Homburg/Saar) und Prof. Dr. Jörg Spitz (Schlangenbad/Wiesbaden) und unterstützt von Pharma- und Medizintechnik-Firmen sowie dem Bundesfachverband Besonnung e.V.
In einer Art „Berliner Manifest“ fassen die Referenten ihr gemeinsames Anliegen in sechs zentralen Punkten zusammen. Darin heisst es unter anderem:
„Es besteht ein weltweiter Mangel an Vitamin D, der vorwiegend ausgelöst wird durch die Veränderungen des Lebensstils infolge des technischen Fortschritts. Zusätzlich re-sultiert in Verbindung mit der Angst vor Hautkrebs ein zu geringer Aufenthalt in der Sonne.“
Mit Hinweis auf die inzwischen weit über 10.000 wissenschaftlichen Studien zum Thema Sonne, UV-Strahlen, Vitamin D und Gesundheit stellen die Experten fest, dass „ein Mangel an Vitamin D wahrscheinlich fast alle chronischen Krankheiten fördert, darunter: Diabetes, Krebs, Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen, Nervenerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Infektionskrankheiten und Allergien.“
Die Folgerungen daraus für die Öffentlichkeit, die Politik und die Fachwelt: „Die derzeitigen Regelungen zur Versorgung der Bevölkerung werden dem Vitamin-D-Mangel nicht gerecht. Daher ist es erforderlich, die Empfehlungen zur natürlichen und künstlichen Sonnenexposition zu überarbeiten.“
Dafür sei es notwendig, dass „Fachgesellschaften und die Öffentlichkeit … diese Er-kenntnisse in die entsprechenden Empfehlungen umsetzen.“
Einig waren sich alle Beteiligten über die Wichtigkeit einer besseren Versorgung der Bevölkerung mit Vitamin D durch mehr (natürliche wie künstliche) Besonnung und/oder Nahrungsergänzung, vor allem für die Vorbeugung und Behandlung der am weitesten verbreiteten chronischen „Volkskrankheiten“. Über das „wie“ und vor allem das „wie viel“ allerdings gab es durchaus unterschiedliche Meinungen.
Unterschiedliche Akzente auch bei richtigen Balance zwischen Vitamin D-Bildung einerseits und Hautschädigung andererseits durch Sonne und Solarium. Dr. Nikolai Worm, bekannt durchs sein viel gelesenes Buch „Heilkraft D“: „Man kann ganz klar sagen, dass Vitamin D durch geeignete Solarien gebildet werden kann.“
Und Prof. Holick bekräftigte seine oft getroffene Aussage: „Der vernünftige Umgang mit Sonnenbänken ohne Sonnenbrand ist meiner Meinung nach kein Risikofaktor für Hautkrebs.“
Allen Referenten lag daran, die wachsende „Popularität“ des „Sonnen-Hormons“ in den Medien mit Bezeichnungen wie „Wunder-Droge“ und „Jahrhundert-Vitamin“ auf eine sachliche Basis zurück zu holen. Trotz der nicht abreißenden Flut von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen sei die Forschung zu diesem lebenswichtigen Vitamin/Hormon erst am Anfang. Schon jetzt aber sei mehr als deutlich, dass sich weitere Investitionen in die Forschung auch für die nationalen Gesundheitssysteme und ihre Finanzierung auszahlen würden.
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