„The Great Resignation“ oder besser doch „The Great Re-Start“?

In den USA ist das Phänomen als „Big Quit“ bekannt – Arbeitnehmer, die in großer Zahl ihre Arbeitsstellen verlassen. Der Grund: schlechte Arbeitsbedingungen, zu wenig Lohn, schlechte Work-Life-Balance etc. Seitens der Unternehmen und Arbeitnehmer ist die Verzweiflung und auch die Verwunderung trotz der Bekanntheit von „Big Quit“ immer noch sehr groß. Doch laut aktuellen Studien trifft dieses Phänomen nicht auf den deutschen Arbeitsmarkt zu. Hierzulande gebe es einen anderen Grund für den Fachkräftemangel. Der Redner und Unternehmer Michael Okada richtet in seinem Vortrag „Der Samurai-Kodex“ die Aufmerksamkeit auf den Einfluss von Corona und den Pandemie-Auflagen auf die Unternehmenskultur und -werte. Vielen Arbeitnehmenden sei in dieser Zeit bewusst geworden, wie wenig Stolz und Respekt ihnen womöglich am Arbeitsplatz entgegengebracht wird und entscheiden, ihr Pflichtbewusstsein in eine andere Richtung zu lenken.

In Deutschland ist der Mangel an qualifiziertem Personal kein Novum, doch die Pandemie hat die Not in vielen Branchen verstärkt. Nicht nur besonders Corona-belastete Berufe wie die Pflege seien betroffen. „Der Fachkräftemangel bezieht sich nicht nur auf sogenannte „High-Flyer“, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch viele Branchen“, so Okada. Doch „Big Quit“, also der Trend, dass Arbeitnehmer entscheiden, ihren Job zu verlassen, ohne bereits einen neuen in Aussicht zu haben, sei laut aktuellen Studien nicht die Erklärung für Deutschlands Mitarbeitermangel. Vielmehr haben viele Unternehmen während der Pandemie einen Einstellungsstopp vorgenommen. Das bedeutet, dass qualifizierte Arbeitskräfte weniger Möglichkeiten hatten eine geeignete Position zu finden. Die Folge sei oftmals ein Branchenwechsel gewesen. Dieser gründet aber nicht unbedingt auf schlechten Arbeitsbedingungen, sondern ist auf ein mangelndes Angebot an Arbeitsplätzen zurückzuführen.

Doch auch wenn aktuelle Studien darauf hinweisen, dass es in Deutschland keinen Big Quit wie in den USA gegeben hat, sei der Personalmangel in Deutschland an allen Ecken und Enden offensichtlich, so Okada. Die gestoppte Rekrutierung während der Pandemie werde nun von vielen Unternehmen versucht wieder aufzuholen, um den Personalmangel schnellstmöglich zu beheben. „Die Arbeitnehmenden sind in der sehr komfortablen Situation nun eine entsprechende Wahl zu haben. Sicherlich, der Mangel an guten IT-Fachkräften hat es auch bereits vor Corona gegeben, dennoch stellen auch wir in zunehmendem Maße ein Umdenken, eine andere Anspruchshaltung, bei den Bewerbern fest“, erklärte Okada und fügte hinzu: „Das Thema „Work-Life-Balance“ fällt in jedem Einstellungsgespräch.“ Der Vortragsredner hat in seinem Freundeskreis viele Selbstständige und konnte von ihnen ähnliche Eindrücke gewinnen: „Mein Lieblingsitaliener, der weit über Mindestlohn zahlt, kann seine offene Stellen seit Monaten nicht besetzen. Auch ein sehr gut befreundeter Arzt und Betreiber eines großen MVZ in Berlin, erlebt bei Einstellungsgesprächen, dass immer mehr Pflegekräfte und Ärzte die Work-Life-Balance in den Mittelpunkt stellen und daher oft nur bereit sind eine Vier-Tage-Woche zu leisten.“ Viele Arbeitnehmenden präferieren somit ein gesundes Arbeitsumfeld mit ausreichend Ausgleich. Sind diese Konditionen nicht gegeben, könne auch in Deutschland ein Big Quit folgen, so der Vortragsredner.

Um den Personalmangel langfristig zu decken sei nicht nur die Rekrutierung neuer Arbeitskräfte notwendig, sondern auch die Bindung vorhandener guter Arbeitskräfte. „Wir müssen uns Fragen: Welche Maßnahmen ergreifen wir, um die verbleibende Belegschaft nicht durch die mangelnde Arbeitskräfte noch stärker auszubrennen? Wie schaffen wir es, dass die Mitarbeiter entscheiden zu bleiben?“, sagte Okada in seinem Vortrag und fügte hinzu: „Alle nennenswerten Umfragen weisen darauf hin, dass nicht ausschließlich die Vergütung die primäre Motivation für Arbeitnehmer ist. Vielmehr geht es ihnen um eine gute Arbeitskultur, Flexibilität, Aufmerksamkeit, Respekt, Wertschätzung und ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu dem direkten Vorgesetzten.“

Der Redner und Unternehmer hat sich in seinem eigenen Unternehmen mit dieser Problematik auseinandersetzen müssen und die Lösung im Verhaltenskodex der japanischen Samurai gefunden. „Es handelt sich dabei um Werte, die nicht nur für Krieger genutzt werden. Es sind menschliche Werte wie Aufmerksamkeit, Respekt, Stolz und Pflichtbewusstsein, welche die Samurai leiten und auch einen moderne Unternehmenskultur prägen sollten“, teilte Okada in seinem Vortrag mit. Allerdings betonte er auch, dass der Samurai-Kodex stark hierarchisch strukturiert sei und von den Kriegern Loyalität gegenüber dem Herren bis in den Tod gefordert wurde. „Diese strikte Ja-Sagerei würde ich niemals von meinen Mitarbeitern verlangen“, erklärte der Redner und fügte hinzu: „Außerdem funktionieren Werte wie Respekt, Aufmerksamkeit und Wertschätzung nur in beide Richtungen. Wie kann ich von meinen Mitarbeitern und Kollegen Pflichtbewusstsein verlangen, wenn ich es nicht selbst an den Tag lege?“ Okada will mit seinem Vortrag also nicht eine kontrollierende, absolute Struktur verherrlichen, sondern die positiven Seiten des Samurai-Kodex nutzen und vermitteln.

Die Arbeitswelt habe sich verändert. Dies zu akzeptieren, den Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu stellen, die Aufmerksamkeit auf seine Bedürfnisse lenken und sie nicht nur als Kostenfaktor sehen, sei essentiell für die Bindung der Mitarbeiter an ihr Unternehmen. Arbeitnehmer merken, ob ihnen Aufmerksamkeit, Respekt, Stolz und Wertschätzung zuteil werden, so der Unternehmer und Redner. „Das zu erkennen, ist nicht einfach. Doch der Verhaltenskodex und die Werte der Samurai haben mir gezeigt, worauf es bei guter Unternehmensführung wirklich ankommt. Selbst wenn Sie in Ihrem Unternehmen „Big Quit“ erleben, nutzen Sie es als Chance, es zukünftig besser zu machen“, resümiert Okada in seinem Vortrag. „The Great Resignation“ sei somit eine Chance für „The Great Re-Start“.

Der Deutsch-Japaner Michael Okada ist zwischen zwei Kulturen aufgewachsen und lebt heute noch in der Balance zwischen Japan und Deutschland. Diese interkulturellen Chancen macht er sich zu Nutze und vermittelt in seinen beeindruckenden Vorträgen das Beste aus beiden Kulturen.

Mit seiner Firma in der IT-Branche nutzt er die Strukturiertheit, den Fleiß und die Pünktlichkeit der deutschen Mentalität und paart sie mit der Achtsamkeit, Resilienz und Präsenz aus der japanischen Kultur. Diesen spannenden und erfolgreichen Mix vermittelt der begeisternde Keynotespeaker in seinen Vorträgen zu den Themen Achtsamkeit, interkulturelle Chancen und Resilienz.

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