Fachkräftemangel im Einkauf

Einkaufsexpertin Tanja Dammann-Götsch erläutert, was Einkäufer wollen und wie Unternehmen agieren sollten, um Fachkräfte im Einkauf zu bekommen und zu halten.

Häufig trifft Tanja Dammann-Götsch bei ihren Kunden auf die Aussage, dass diese keine Fachkräfte für ihren Einkauf finden. Dabei gehe es in der Regel darum, dass gar nicht immer klar sei, was die Einkäufer alles kennen und können müssen, dass der Einkauf nicht bereit für die Zukunft sei und es schwer wäre, gute Leute zu finden. „Eine weitere Herausforderung bei Fachkräften im Einkauf liegt meiner Meinung nach darin, gute Einkäuferinnen und Einkäufer im Unternehmen zu halten“, ergänzt Tanja Dammann-Götsch.
Wie in vielen anderen Bereichen auch, gäbe es gute Einkäufer nicht wie Sand am Meer. Sie würden auch nicht von heute auf morgen zu Top-Angestellten, sondern durchliefen einen Entwicklungsprozess. Das zeige sich besonders deutlich darin, dass der Einkauf im Wandel ist und Einkäufer heute eine Vielzahl an Aufgaben übernehmen. Tanja Dammann-Götsch erlebt in ihrer Arbeit diesbezüglich oft folgendes: „Wenn Unternehmen sich Leute von der Uni oder der Fachhochschule holen oder Mitarbeiter aus anderen Abteilungen fit für den Einkauf machen wollen, beobachte ich häufig, wie Theorie und Praxis aufeinandertreffen und nicht selten weit auseinandergehen.“
Top ausgebildeten Menschen mit beispielsweise einem BWL-Studium oder vergleichbaren Qualifikationen sei es wichtig, selbstständig zu arbeiten, die Zukunft zu gestalten und Lösungen zu finden. Kommen diese nun als Fachkräfte in den Einkauf, erleben sie, wie Tanja Dammann-Götsch gerne sagt, einen „Praxis-Schock“. Die neuen Mitarbeiter kämen zu den anderen Einkäufern ins Großraumbüro oder eine Coworking Area und würden vor zwei Bildschirme gesetzt. „Mit etwas Glück wird ihnen noch erlaubt, auch mal im Homeoffice zu arbeiten, obwohl viele Vorgesetzte den Einkäufern ein selbstständiges und professionelles Arbeiten von zu Hause aus noch immer nicht zutrauen“, fügt die Einkaufsexpertin hinzu. In der Praxis bestehe die Arbeit der Fachkräfte dann meist aus einer Mischung zwischen Daten in ein EAP-System einzugeben, E-Mails zu beantworten oder an oftmals konfliktbeladenen Besprechungen und Online-Meetings teilzunehmen. In der Regel sei es auch in vielen Unternehmen noch weit verbreitet, dem Einkauf die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn etwas schieflaufe. Daher sei es laut Tanja Dammann-Götsch nicht verwunderlich, dass sich viele sehr gut ausgebildete, dynamische Fachkräfte nach ein paar Wochen fragen, ob sie das überhaupt mitmachen wollen.
Doch gerade im Einkauf ergeben sich durch den extremen Wandel viele Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft. Aus diesem Grund empfiehlt Tanja Dammann-Götsch: „Um die jungen Fachkräfte für den Einkauf zu motivieren, müssen Unternehmen ein Zukunftsbild und auch die entsprechenden Schritte dorthin aufzeigen. Der Einkauf muss weg von den stupiden operativ administrativen Tätigkeiten hin zu Aufgaben, die sich eine junge Fachkraft mit entsprechender Bildung gut vorstellen kann.“ Auch der Blick ins eigene Unternehmen könne an dieser Stelle nicht schaden. Oftmals gäbe es dort Mitarbeiter, die die Branche und die Kunden bereits gut kennen und mit einer Förderung oder Zusatzausbildung zu einer Bereicherung im Einkauf werden könnten. Aber egal, ob die Mitarbeiter extern oder aus den eigenen Reihen kommen, sie alle wollen über den Tellerrand hinaus arbeiten. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich als junge Einkäuferin bei Opel auch über den Tellerrand blicken konnte. Die Entwicklungsingenieure zeigten mir zum Beispiel ein Fahrzeug, das in vier Jahren am Markt sein wird. Ich war sofort Feuer und Flamme für die Produktentwicklung“, berichtet Tanja Dammann-Götsch aus ihrer eigenen Erfahrung. In Zukunft brauche es Einkäufer, die in der Lage sind, in einem crossfunktionalen Team zusammenzuarbeiten und auch die Entwicklung mit voranzubringen.
„Wir brauchen Einkäufer, die in der Lage sind, das Unternehmen durch die momentan unruhigen Zeiten zu führen – Zahlen, Daten, Fakten sind dabei selbstverständlich auch im Kopf, ebenso wie das Führen von Verhandlungen auf Augenhöhe, um die Kosten gering zu halten. Aber es geht auch darum, Alternativen und Lösungen für das Unternehmen zu finden, die einen Benefit bringen“, betont Tanja Dammann-Götsch. Um diese zu finden, seien Führungskräfte angehalten, ihren Blick zu erweitern und extern sowie intern nach guten Fachkräften zu suchen. Es müsse verstanden werden, dass die neue Generation der Einkäufer, die jetzt in die Unternehmen kommt, mehr will als Daten in ein System einzugeben und es müsse für sie Möglichkeiten geben, die Zukunft es Unternehmen mitzugestalten.
In ihrem persönlichen Blog gibt Tanja Dammann-Götsch viele weitere Einblicke in den Einkauf und Einkaufsstrategien.
Viele weitere Themen rund um den Einkauf gibt es im Podcast von Tanja Dammann-Götsch zum Nachhören.
Mehr Informationen und Kontakt zu Dammann-Götsch Consulting – Erfolgsfaktor Einkauf – gibt es hier: https://www.dammann-goetsch.consulting/

Die Einkauf-Expertin Tanja Dammann-Götsch ist Ratgeberin, Leaderin und Vertraute für Einkauf und Verkauf und arbeitet mit Unternehmen in internationalem Kontext. Ihre Fachexpertise im industriellen Einkauf, strategischen Einkauf sowie Projekteinkauf und weiteren Qualifikationen wie beispielsweise Interim Management, Einkaufsstrategien und Verhandlungsführung paart sie mit viel Kreativität und Flexibilität. Durch ihre Führungserfahrung mit interdisziplinarischen Teams in internationalen Projekten gelingt es ihr, den Einkauf zum international kompetenten Botschafter des Unternehmens zu machen. Immer mit ihrem Credo: Im Einkauf liegt der Gewinn – und der Gewinn wird vom Menschen gemacht.

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