Das Gebirge trägt Gelb: Mai-Wanderungen am Kap von Sant’Andrea

Dass sich hinter dem Badeparadies an der Nordwestspitze Elbas auch ein Eldorado für Trekkingfans erstreckt, ist selbst vielen Insulanern nicht bekannt. Mit Wanderevents im Mai wollen Elbas Naturfreunde Einheimische und Gäste für den Farbenrausch der Bergwelt am Kap begeistern.

Heller feinkörniger Sand, türkisfarbenes Meer, weiße Segelboote, die in der von glattgeschliffenen Granitfelsen gerahmten Bucht vor Anker liegen – Capo Sant’Andrea im Nordwesten der Insel Elba ist ein perfektes Ziel für entspannten Badeurlaub. Aber nicht nur das. Auch Trekkingfans macht das Kap glücklich – mit wiederentdeckten Wanderwegen, die durch Kastanien-, Pinien- und Steineichenwäldchen führen, durch üppige Macchia und verlassene Weingärten. Einen spektakulären Farbenrausch bietet die Natur vor allem im Mai, wenn die Berghänge ein leuchtend gelbes Kleidchen tragen, wenn sich Ginster vor unendlichem Blau in Szene setzt und unzählige Blüten und Kräuter um die Wette duften.

Zwischen dem Meeressaum und den schroffen Gipfeln der Inselberge verlaufen die alten Trampelpfade, auf denen einst Bäuerinnen und Bauern aus den Dörfern zu ihren an sonnigen Hängen gelegenen Obst- und Weingärten wanderten. Seitdem in den Nachkriegsjahrzehnten die Moderne auf der Insel Einzug hielt, wurden sie immer seltener benutzt, gerieten schließlich in Vergessenheit, verschwanden unter wild wuchernder Vegetation. In den letzten Jahren aber haben Elbas Naturfreunde die alten Wege wiederentdeckt und begehbar gemacht. Um die Wanderlust der Insulaner zu wecken, lädt die Gemeinde Marciana im Mai zu geführten Halbtagesexkursionen ein, an denen selbstverständlich auch Urlauber teilnehmen können.

Gipfelfreuden für Schwindelfreie

Gute Kondition und Trittsicherheit an steileren Hängen braucht, wer am Samstag, den 21. Mai, vom mittelalterlich charmanten Städtchen Marciana aus durch verschiedene Vegetationszonen auf den schroffen Gipfel des Monte Capanne mitwandern möchte. Mit seinen 1019 Metern ist er der höchste Berg der Insel und bietet – nach den Mühen des Aufstiegs – einen atemberaubenden Blick über den Toskanischen Archipel bis zur Küste der Toskana und Liguriens. Die Teilnahme an der als „schwierig“ eingestuften Wanderung ist kostenlos, eine rechtzeitige Anmeldung erforderlich.
(Anmeldung unterer https://infopark.sl3.eu/book-now/1-elba/272-giornata-mondiale-rete-natura-2000/)

Etwas leichter zu bewältigen ist die geführte Tour, die am letzten Samstag im Mai angeboten wird. Unter dem Motto „La montagna si veste di giallo“ – „das Gebirge trägt Gelb“ – führt sie ebenfalls von Marciana aus über die aussichtsreichen Hänge des Monte Capanne, die dann in voller Blüte stehen. In sechseinhalb Stunden lernen Trekkingfans ein herrliches Stück der Bergwelt Elbas kennen. Weil es bei diesem Ausflug weniger steil zur Sache geht und der Gipfelsturm entfällt, ist die Unternehmung, gute Kondition vorausgesetzt, auch für weniger schwindelfrei Wandernde geeignet. (Anmeldung unter https://infopark.sl3.eu/book-now/1-elba/273-giornata-europea-dei-parchi-la-montagna-si-veste-di-giallo/)

Wanderfalken und Wale im Visier

Das Wanderwegenetz, das über den Gebirgskamm zwischen Sant’Andrea und Marciana führt, ist mittlerweile wieder so gut hergestellt, dass Bewegungsfreudige auch auf eigene Faust losziehen können. Zum Beispiel auf dem küstennahen Weg, der vom Sant’Andrea zum Kiesstrand von La Cala und weiter nach Marciana Maria, dem Hafen des fast 2000 Jahre alten Hauptort des Inselnordwestens, führt. Die mittelschwierige Wanderung lässt sich zumindest ab Anfang Juni auch ohne Neoprenanzug mit einer erfrischenden Badepause kombinieren. Wunderbare Fernsicht bietet sich auch auf der relativ leicht zu bewältigenden Strecke von Sant’Andrea zur Punta della Zanca. Elba-kennern mit Tauchschein ist diese Felsenspitze wegen ihrer faszinierenden Unterwasserwelt als einer der schönsten Tauch-Spots der Insel bekannt.

Vor der Punta della Zanca ragen Felsen aus dem Wasser, die das Meer in Jahrmillionen glattgeschliffen hat. Wanderfalken haben hier Quartier bezogen. Mit Spitzengeschwindigkeiten von 320 km/h sind sie die schnellsten Lebewesen der Welt. Aber nicht nur wegen der pfeilschnellen Vögel lohnt es, ein Fernglas dabei zu haben. Gelegentlich bekommt man hier auch Wale vor die Linse. Wenn sich mit zunehmender Sonneneinstrahlung Phytoplankton und kleines Krebsgetier vermehren, finden Meeressäuger in diesem unter Schutz gestellten Teil des Mittelmeeres ein Schlaraffenland vor. Strömungsbedingt ziehen die Giganten am Capo Sant’Andrea dicht an der Küste vorbei. Die Chancen, die riesigen Flossen über der Meeresoberfläche zu sichten, stehen im Frühsommer und im Herbst besonders gut.

Für weitere Informationen: www.caposantandrea.it

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