Till Ernstson bei Vermessung der Donnerlöcher mit dem Verfahren der Geoelektrik
Im Dezember 2011 wurde ein Artikel über die Zusammenhänge der Donnerlöcher bei Kienberg und dem Chiemgau-Impakt (bayerisches Meteoritenkraterstreufeld), in der Zeitschrift Central European Journal of Geosciences unter dem Titel „The sinkhole enigma in the Alpine Foreland, Southeast Germany: Evidence of impact-induced rock liquefaction processes“ veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung „Das Rätsel der Donnerlöcher im Alpenvorland, Südostdeutschland: Belege für impakt-verursachte Prozesse der Gesteinsverflüssigung“ löst nun dieses Rätsel: der Chiemgau-Impakt. Kein schwerstes Erdbeben, das man für die eng beschränkte Fläche in der Region von Kienberg völlig ausschließen kann, sondern ein weiteres Phänomen des gewaltigen Meteoriteneinschlages. Und das ist – so die Autoren in dem Artikel – wiederum nicht so überraschend, da große Einschläge kosmischer Körper vieles mit schwersten Erdbeben gemeinsam haben, insbesondere die Ausbreitung energiereicher Wellen mit heftigsten schockartigen Auswirkungen im Untergrund. Für den Chiemgau-Impakt werden dafür vor allem der Tüttensee-Krater und der im Chiemsee mit Sonar-Messungen nachgewiesene große Doppelkrater als Auslöser für den erdbebenähnlichen Schock genannt. Berechnungen allein für den Einschlag des Tüttensee-Kraters ergeben erdbebenäquivalente Richter-Stärken von etwa 7. Dieser Artikel wurde, wie schon andere Artikel des CIRT, dem wissenschaftlichen „Peer Review“ (Kreuzgutachten) unterzogen und für die Veröffentlichung freigegeben.
Noch etwas Besonderes haben die Untersuchungen des CIRT bei Kienberg ergeben, worüber jüngst ein Beitrag von Kord Ernstson und Andreas Neumair auf der renommierten Herbsttagung der American Geophysical Union (AGU) in San Francisco präsentiert wurde. Es geht um die geophysikalischen Messungen, die bei der Erforschung der Impakt-Donnerlöcher eingesetzt wurden. Mit einem ganz speziellen Verfahren der Geoelektrik gelingt es, die geologischen Strukturen eines sich entwickelnden Donnerlochs bereits in einer Frühphase vor dem endgültigen Einbruch sichtbar zu machen, was bei einer seit wenigen Jahren aktiven Bodeneinsenkung bei Kienberg demonstriert wurde. Die Autoren verweisen auf die Möglichkeit, bei Baugrunduntersuchungen in donnerloch-gefährdeten Arealen solche Messungen einzusetzen.
Auch in einem zweiten Beitrag von Diplom-Geologe A. Neumair und Prof. Dr. K. Ernstson auf der Tagung der AGU in San Francisco geht es um den Chiemgau-Impakt. Es sind die zahllosen kleinen Krater, die von Beginn an die Aufmerksamkeit der Heimatforscher erregt hatten, bevor sie dann mit ihrer Vorstellung zum Meteoritenkrater-Streufeld an die Öffentlichkeit traten. Mittlerweile sind eine Reihe dieser Krater mit Ringwall vom CIRT geologisch und geophysikalisch näher untersucht worden mit teilweise verblüffenden Resultaten. Das betrifft vor allem die magnetischen Eigenschaften der Kraterböden und Ringwälle und der Gesteine in den Kratern, bei denen der starke Einfluss des Impaktes deutlich wird. Ein menschliches Einwirken schließen die Impaktforscher dabei grundsätzlich aus.
Mit diesen jüngsten Veröffentlichungen schließt für das Forscherteam des CIRT ein rundum erfolgreiches Jahr 2011 ab, wie Vertreter des CIRT (Hans Matheisl, Dr. M.A. Rappenglück, Prof. Dr. K. Ernstson) und des Forschungsfördervereins Chiemgau-Impakt e.V. (1. Vorsitzender und stellvertretender Landrat J. Konhäuser) betonen. Begonnen hat es im Frühjahr mit einem Beitrag auf der weltweit bedeutendsten Tagung zur Planeten-, Meteoriten- und Impaktforschung in den USA (Lunar and Planetary Science Conference), auf der die gemeinsamen Untersuchungen des CIRT mit Wissenschaftlern von Carl Zeiss NTS GmbH (Dr. M. Hiltl), Oberkochen, und Oxford Instruments (Dr. F. Bauer), Wiesbaden, zu den Aufsehen erregenden Funden von Material mit vermutlich kosmischer Abstammung präsentiert wurden. Im Sommer erschien ein weiterer Artikel in der international angesehenen Zeitschrift Mediterranean Archaeology and Archaeometry im Druck. Vier Wissenschaftler aus Griechenland zusammen mit Autoren des CIRT berichten darin über den Chiemgau-Impakt und den Chiemsee-Tsunami und die Datierung mit der Methode der optisch stimulierten Lumineszenz (OSL), die auf Gesteine der Impaktschicht bei der archäologischen Ausgrabung in Chieming-Stöttham angewandt wurde. Auch die renommierte britische Zeitschrift Antiquity meldet sich 2011 noch einmal mit dem Chiemgau-Impakt zu Wort, wie Historikerin Barbara Rappenglück M.A. vom CIRT zufrieden anmerkt. Dort wird ein Artikel gedruckt, der die unsachgemäße Kritik der Impaktgegner vom Landesamt für Umwelt (LfU) im Zusammenhang mit der strittigen Bohrung am Tüttensee scharf zurückweist.
Glücklich schätzt sich das CIRT, dass es – ebenfalls im Sommer – zu einem auf mehrere Jahre ausgelegten Kooperationsvertrag mit einem Institut der russischen Akademie der Wissenschaften gekommen ist. Spannende Resultate zeichnen sich bereits ab, die in diesem Jahr veröffentlicht werden sollen.
Verfolgen lassen sich die Arbeiten des CIRT weiterhin im Internet: www.chiemgau-impakt.de, wo auch die neuesten Veröffentlichungen angeklickt werden können.
Seit dem Jahr 2000 stieß eine Gruppe von Heimatforschern im Raum zwischen Altötting und Traunstein nahe dem Chiemsee (Südost-Bayern) immer wieder auf eigenartige metallische Stücke im Untergrund, die sich als die extrem seltenen bzw. auf der Erde in natürlicher Form nicht vorkommenden Eisensilizid-Minerale Fe3Si (Gupeiit) und Fe5Si3, (Xifengit) erwiesen. Die Gruppe um Werner Mayer (Bergen), die einen offiziellen Auftrag und eine entsprechende Genehmigung zur Suche nach archäologisch bedeutenden Objekten in der Region besaß, stellte fest, dass das ungewöhnliche Material regelmäßig in der Nähe von auffälligen Kraterstrukturen und an Stellen gefunden wurde, für die ein menschlicher Eintrag kaum vorstellbar war. Die Krater hatten meist einen ausgeprägten Ringwall; einige waren aber – deutlich sichtbar – durch Pflügen bereits eingeebnet worden.
Die Verbreitung der eigenartigen Funde und flächig korrespondierende Auffälligkeiten eines Bienenhonig-Monitoring (durch Dr. B. Raeymaekers (2005)) erregte bei Wissenschaftlern der Universitäten München und Tübingen Interesse und veranlasste die Gruppe Mayer in der Folgezeit zu einem außergewöhnlichen Programm der systematischen Erforschung der Geländebefunde, in deren Verlauf die Idee des Einschlages eines extraterrestrischen Körpers in historischer Zeit immer mehr Gestalt annahm. Nach gewissen Konflikten mit Wissenschaftlern der genannten Universitäten entschloss sich die Gruppe der Heimatforscher dazu, Dr. Michael Rappenglück, Astronom und Archäoastronom, Institut für Interdisziplinäre Forschung Gilching, Prof. Dr. Kord Ernstson, Geologe, Geophysiker und Impaktforscher von der Universität Würzburg, sowie Privatdozent Dr. Uli Schüßler, Mineraloge und Petrologe, ebenfalls von der Universität Würzburg, um wissenschaftliche Unterstützung bei der weiteren Untersuchung des Phänomens zu bitten. Es kam zu einem Zusammenschluss der Entdecker um Werner Mayer mit den genannten Wissenschaftlern zum Chiemgau Impact Research Team (CIRT), zu dem Barbara Rappenglück, M.A., als Historikerin, hinzukam, nachdem auch die geschichtliche Bedeutung des Phänomens immer offensichtlicher wurde.
Weiterhin an dem Phänomen arbeiteten und arbeiten Wissenschaftler der Universitäten Tübingen, München, Antwerpen, Freiburg und Augsburg.
Im Oktober 2004 veröffentlichte die amerikanische Zeitschrift ASTRONOMY online einen Artikel über den „Chiemgau-Kometen“; gleichzeitig wurde ein ausführlicher wissenschaftlicher Artikel des CIRT über alle bis dahin bekannten Aspekte der Entdeckung im Internet publiziert. Beide Artikel wurden über das wissenschaftliche Internetforum CCNet (Cambridge Conference, Dr. Benny Peiser) innerhalb kürzester Zeit als „Big Bang of Bavaria“ (DER SPIEGEL in einem Artikel über die Entdeckung) weltweit verbreitet, und ein enormes Medieninteresse setzte ein.
Der heutige Stand der Entdeckung mit all den inzwischen erbrachten neuen Befunden und gewonnenen Erkenntnissen wird auf der Internetseite www.chiemgau-impakt.de (Version in englischer Sprache www.chiemgau-impact.com) vorgestellt, wobei aber auch die wissenschaftliche Diskussion und Konflikte nicht ausgespart bleiben.
Das Medieninteresse mit Berichten in Presse und Rundfunk sowie mit Filmen im Fernsehen hat die Erforschung des Phänomens einer breiten Bevölkerung nahegebracht, hat Institute, Institutionen, Unternehmen, Gebietskörperschaften, Politiker und viele interessierte Privatpersonen aufmerksam gemacht und zu vielfältiger Unterstützung angeregt. Mit diesem großen Interesse und der zunehmenden Unterstützung reifte die Idee, einen gemeinnützigen Verein zu gründen, was am 3.Oktober 2006 in die Tat umgesetzt wurde.
Bilder: CIRT
Chiemgau-Impakt e.V.
Hans-Peter Matheisl
Breslauer Ring 22
83278 Traunstein
hp.matheisl@chiemgau-comet.com
+4915123540770
http://www.chiemgau-impakt.de