Unwichtig für das Alltagsgeschäft: Die Frauenquote wird überbewertet

Sindelfinger Personalberatung Centomo befragte Entscheider aus dem deutschen Mittelstand

Sindelfingen, Dezember 2011 – Wer hätte das gedacht? Den heftigsten Streit über Sinn, Zweck und Ausgestaltung einer Frauenquote für Führungsaufgaben in der deutschen Wirtschaft führen in schöner Regelmäßigkeit zwei Frauen: Die Bundesministerinnen Ursula von der Leyen und Kristina Schröder. Beide rechnet man dem Merkel“schen Girls Camp zu, beide gelten als ehrgeizig und würden sich kaum als Quotenfrauen einordnen lassen.

Ob eine Frauenquote für Führungsfunktionen in deutschen Unternehmen sinnvoll ist oder gar als dringend notwendig bewertet wird, das hat das Sindelfinger Personalberatungsunternehmen Centomo GmbH & Co. KG http://www.centomo.de in einer Umfrage mit dem Titel „Frauenquote: Das denkt der Mittelstand“ unter 1.300 Entscheidern aus dem Mittelstand zwischen Nordseestrand und Alpenrand ermittelt – mit beachtlichen Ergebnissen: Für über 80 Prozent der befragten Unternehmer oder Geschäftsführer – 57 Prozent waren weiblich, 43 Prozent männlich – spielt die Frauenquote für die tägliche Arbeit überhaupt keine Rolle. Fast 70 Prozent sind zudem der Ansicht, dass Quoten grundsätzlich das Leistungsprinzip konterkarieren. Für den Fall, dass es tatsächlich eine Frauenquote für deutsche Unternehmen eingeführt würde, sind die Umfrageteilnehmer mehrheitlich dafür, dass sich diese auch auf andere Bereiche als die Führungsebene erstrecken sollte.

Führen Politik und Medien in Deutschland also eine Phantomdebatte? „Es spricht vieles dafür“, sagt Centomo-Geschäftsführer Michael Zondler, der das Thema versachlichen will. „Wir hatten schon aus vielen Gesprächen mit unseren Kunden den Eindruck, dass mit der Frauenquote in Berlin ein Thema aufgeblasen wird, das so in den Betrieben überhaupt nicht existiert und die Politiker mehr interessiert als die Betroffenen. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse nicht überraschend.“

Oftmals werde im Zusammenhang mit der scheinbaren Notwendigkeit einer Frauenquote der Eindruck erweckt, dass weibliche Vorgesetzte umsichtiger agierten oder mehr Einfühlungsvermögen mitbringen. Hierfür gibt es in der Wertung der Praktiker keine Klarheit: 40 % der Befragten sind hier unsicher, jeweils rund 30 % sprechen sich für (29 %) bzw. gegen (31 %) diese These aus. In der Konsequenz findet sich auch keine Mehrheit für die Annahme, ein Mehr an weiblicher Führungsverantwortung hätte die Wirtschafts- und Finanzkrise verringert oder gar verhindert: Insgesamt 64 &sind der Ansicht, dass dies nicht der Fall wäre, wobei die weiblichen Befragten mit 51 %die Meinung vertreten, dass mehr Geschlechtsgenossinnen in Top-Positionen die Krise wohl besser gemeistert hätten. Fast 60 % sind zudem der Ansicht, dass die Diskussion über die Frauenquote angesichts der wirtschaftlichen Herausforderung unangemessen ist.

Klare Antworten gab es auf die Frage nach der Bedeutung von Quoten für das Leistungsprinzip: Mit einer satten Zweidrittel-Mehrheit (68 %) stimmen die Befragten der These zu, dass Quoten das Leistungsprinzip außer Kraft setzen, bei den Männern stimmen hier 84 % zu, bei den befragten Frauen 56 %. Für den Fall, dass es tatsächlich eine gesetzlich geregelte Frauenquote für deutsche Unternehmen geben sollte, sprechen sich klare 72 % der Praktiker dafür aus, dass diese nicht nur für Führungsaufgaben gelten soll. Hier liegen die Ansichten von Frauen und Männern unter den Befragten sehr dicht zusammen (Männer 74 %, Frauen 71 %).

Bei Centomo sieht man sich in der bisherigen Analyse des Themas Frauenquote nun weitgehend bestätigt: „Eine Frauenquote für Führungsaufgaben wird offensichtlich in der Praxis nicht gewünscht und offensichtlich auch nicht benötigt. Hier klaffen politische Theorie und unternehmerische Praxis leider weit auseinander“, sagt Michael Zondler. Viel bedeutender als die Geschlechterfrage seien Fachkompetenz und Soft Skills: Man arbeite heute mit vernetzten Teams über Grenzen hinweg, da sei es erheblich wichtiger, sich verständigen zu können, unterschiedliche Unternehmenskulturen lesen zu können, mit Menschen umzugehen, egal ob der Arbeitsvertrag von einem Mann oder einer Frau unterschrieben werde. Zondler: „Wenn die Ministerinnen weiter streiten, ob man eine Quote braucht oder nicht und wie man sie denn umsetzt, dann sollten sie dies vielleicht in ihrer eigenen Bundestagsfraktion tun: Die CDU/CSU-Fraktion hat nämlich mit 20,1 Prozent den geringsten Frauenanteil aller im Bundestag vertretenen Fraktionen.“ (Andreas Schultheis)
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