(NL/1111305119) Berlin. Ein Jahr großer Anstrengungen aber auch enttäuschender politischer Entscheidungen geht für die deutschen Krankenhäuser zu Ende. Der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands zieht eine gemischte Bilanz der Ereignisse dieses Jahres.
„Die Krankenhäuser haben sich in ihrer Mehrzahl erneut als stabile Garanten der Gesundheitsversorgung und als wichtige Wirtschaftsfaktoren in den Städten und Regionen erwiesen“, erklärt VKD-Präsident Dr. Josef Düllings. Trotz schwieriger finanzieller Voraussetzungen und sinkender Fördermittel der Länder hätten es viele geschafft, wichtige Investitionen zu stemmen, sich auf die Herausforderungen einzustellen, die z.B. aus der wachsenden Zahl älterer Patienten, den zunehmenden Anforderungen in den Notaufnahmen, aber auch der notwendigen Modernisierung der Medizintechnik resultierten. Besonders gravierend wirke sich nach wie vor der Ärztemangel aus.
Die Hoffnung, dass die Regierungskoalition diesen auch als Problem für die Krankenhäuser erkennt, hat sich leider nicht erfüllt, bedauert der VKD. Das GKV-Versorgungsstrukturgesetz versucht, den Mangel an Ärzten im niedergelassenen Bereich mit vielfältigen finanziellen Zugeständnissen zu beheben. Das ist aber allenfalls die Hälfte der Lösung. Leider haben hier alle Interventionen der Krankenhäuser nichts genützt. Die nächste Reform ist damit vorprogrammiert.
Das Management in den Krankenhäusern hat auch im Jahr 2011 wieder große Anstrengungen unternommen, die Lage der Unternehmen zu verbessern und zu stabilisieren. Viele Kliniken haben sich Partner gesucht, um gemeinsam Kapazitäten besser nutzen zu können. Klinikverbünde wuchsen. Das schafft Synergien, ermöglicht auch Spezialisierungen. Verschiedenste Benchmarkprojekte tragen zur kontinuierlichen Verbesserung der Qualität bei. Das nützt den Patienten und ist gleichzeitig kosteneffizient. Allerdings hatten nicht alle solche Möglichkeiten. Dazu gehören vor allem Krankenhäuser in strukturschwachen Regionen.
Insgesamt konstatiert der VKD, dass die gute Wirtschaftsentwicklung der vergangenen zwei Jahre den Krankenhäusern bisher nicht genützt hat. Die Preise für ihre Leistungen bleiben gedeckelt. Die bevorstehenden Tarifsteigerungen werden manches ohnehin angeschlagene Haus tiefer in die roten Zahlen bringen. Bei einem Personalkostenanteil von 64 Prozent ist der Optimierungsspielraum gering oder meist völlig ausgeschöpft. Die Politik erkennt hier leider keinen Handlungsbedarf. Im Gegenteil – den Krankenhäusern werden auch im nächsten Jahr wieder „Solidaritätsbeiträge“ für die angeblich notleidenden Krankenkassen abgefordert, obwohl deren Gesundheitsfonds inzwischen Rücklagen in Milliardenhöhe angesammelt hat.
Es ist sicher gut, ein Finanzpolster zu haben. Es ist aber sicher noch besser, den rund 18 Millionen stationären Patienten im Jahr auch ein weiterhin funktionierendes Krankenhaussystem garantieren zu können. Stattdessen werden die Krankenhäuser eine wachsende Finanzierungslücke zu bewältigen haben. Es ist eine Milchmädchenrechnung: Bei einer erwartete Tarifsteigerung von rund drei Prozent für 2012 und einer staatlichen festgesetzten Preissteigerung von unter 1,5 Prozent ergibt sich eine Lücke in Millionenhöhe für jedes Krankenhaus. Schon 2010 schrieb jede fünfte Klinik in Deutschland rote Zahlen. Mehr als 40 Prozent der Krankenhäuser erwarten für 2012 eine weitere Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation. Der VKD fordert deshalb einen gesetzlich festgelegten Tarifausgleich. Dass dieser nicht bereits ins GKV-Versorgungsstrukturgesetz aufgenommen wurde, ist sträflich. Darüber muss Anfang 2012 zügig entschieden werden!
Offenbar ist sich die Politik noch immer nicht darüber im Klaren, welche Bedeutung die Krankenhäuser für die Regionen haben. Sie sind wesentliche Wohlstandsfaktoren, Expertenorganisationen und Hochleistungssysteme. Sie sind wichtige, oft die wichtigsten, Arbeitgeber und Auftraggeber. Sie tragen damit nicht nur zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung bei, sondern auch zu deren Wohlstand.
Das Krankenhausmanagement wünschte sich für das kommende Jahr, dass sich Politiker, vor allem die Abgeordneten, stärker vor Ort in den Kliniken umsehen, mit den dort Verantwortlichen und auch den Mitarbeitern sprechen, um die Situation genauer kennen zu lernen, so der VKD. Die Hoffnung ist, dass sie sich dann auch für den stationären Bereich vom Paradigma der Kostendämpfung verabschieden, wie sie es mit dem Versorgungsstrukturgesetz für die niedergelassenen Ärzte bereits getan haben. Sonst besteht die Gefahr, dass ein funktionierendes System, das zu den besten in der Welt gehört, kaputtgespart wird.
Der in der Öffentlichkeit über Jahre hinweg künstlich erzeugte Eindruck, Krankenhäuser seien die Kostentreiber im Gesundheitssystem, muss endlich revidiert werden. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Und auch im internationalen Vergleich zeigen sich die deutschen Kliniken als hochgradig effizient und gleichzeitig hochqualifiziert. Das sollte auch so bleiben.
„Wir sind trotz allem optimistisch“, bekräftigt Dr. Josef Düllings. „Wir hoffen zudem, die Bundesländer als Verantwortliche für die Krankenhausversorgung künftig an unserer Seite zu haben. Der VKD baut auf Überzeugungskraft, Vernunft und Verantwortungsgefühl.“
Der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V. (VKD) vertritt 2.800 Manager in Gesundheitseinrichtungen in Deutschland. www.vkd-online.de
Diese Pressemitteilung wurde im Auftrag übermittelt. Für den Inhalt ist allein das berichtende Unternehmen verantwortlich.
Universitätsklinikum Aachen
Peter Asché
Pauwelsstraße 30
52074 Aachen
vkdgs@vkd-online.de
–
http://www.vkd-online.de