Alles nur ein großer Bluff der Industrie: Stevia

Verbraucher werden mit blumigen Aussagen über Steviolglycoside überzuckert und hinter das Licht geführt

(NL/1202340639) In erster Linie profitiert die Industrie von der Zulassung von Steviolglycosiden, denn diese haben grüne Blätter als Ursprung. Und das sieht natürlich aus. Endlich ein Süßstoff aus dem Herzen des Urwaldes. Aber stimmt das wirklich? Nein, denn es sind ab 2. Dezember 2012 nicht Stevia-Blätter, sondern Steviolglycoside zugelassen. Die gewinnt die Chemie-Industrie zwar aus den süßen Blättchen – aber der Prozess geht weit über Trocknen hinaus. Von Natur pur keine Spur. Aber mit Stevia werben trotzdem alle, denn das bringt Kohle in die Kasse und viele neue Kunden.

Die ab Anfang Dezember zugelassenen Steviolglycoside sind alles andere als ein natürliches Süßungsmittel. Sie werden vielmehr in aufwendigen Prozessen von der pharmazeutisch-chemischen Industrie aus Stevia-Blättern gewonnen. Von Natur pur keine Spur. Ab dem 2. Dezember 2011 werden ausdrücklich Steviolglycoside als Lebensmittelzusatzstoff (Süßstoff/Süßungsmittel) zugelassen. Die Zulassung von Stevia-Blättern oder Produkten daraus als Lebensmittel oder Süßungsmittel, die viele Verbraucher sehnlich erwartet haben, hat hingegen nicht stattgefunden. Stevia darf in der EU weiterhin ausdrücklich nicht als Lebensmittel oder Süßungsmittel angeboten oder verkauft werden. Aber Steviolglycoside haben keinerlei Vorteile gegenüber anderen mehr oder weniger künstlichen Süßstoffen. Steviolglycoside sind mit der E-Nummer 960 zu kennzeichnen. Die Menschen, die auf ein natürliches Süßungsmittel ohne Kalorien gewartet haben, bleiben unbefriedigt. Stevia-Blätter oder Granulate aus getrockneten Stevia-Blättern dürfen weiterhin eben nicht als Süßungsmittel verkauft werden. „Ich rate meinen Patienten, sich eine Steviapflanze zu kaufen und die Blätter abzuwaschen, trocken zu tupfen und getrocknet oder frisch zum Süßen zu verwenden. Das ist Natur pur“, erklärt Ernährungswissenschaftler Sven-David Müller. Er ist Autor des einzigen deutschsprachigen populärwissenschaftlichen Sachbuches über Süßstoffe, das den Titel Mythos Süßstoff trägt und ein Sonderkapitel „Alles über Stevia“ enthält.

Steviolglycoside aus den Laboren sind nicht Natur pur Aber Steviolglycoside aus den Laboren der Chemieindustrie bringen keinerlei Vorteile gegenüber bereits lange zugelassenen Süßstoffen. Einige davon haben ebenfalls eine rein natürliche Quelle. Dazu gehören Neohesperidin DC aus der Schale von Bitterorangen, Thaumatin aus der Katemfe-Frucht oder Aspartam aus zwei natürlichen Eiweißbausteinen. Auch das Argument, dass mit Stevioglycosiden kalorienfrei gesüßt werden kann, ist ein Marketinggag, denn alle Süßstoffe sind kalorienfrei oder praktisch kalorienfrei. Damit besteht bereits seit dem Jahr 1879, in dem der deutsche Chemiker Professor Dr. Constantin Fahlberg den Süßstoff Saccharin entdeckte, die Möglichkeit, kalorienfrei und damit auch figurfreundlich zu süßen. Wissenschaftliche Studien beweisen, dass Süßstoffe in der Lage sind, beim Abnehmen zu helfen. Als Mastmittel wurden und werden sie nicht eingesetzt. Auch wenn Lobbyisten das anders kolportieren. Auch sind alle anderen Süßstoffe genauso wie Steviolglycoside nicht kariogen und beeinflussen den Blutzuckerspiegel sowie Insulinspiegel nicht.

Vorteile von Steviolglycosiden gibt es nur für die Industrie Was ist dann der Vorteil der nicht ganz so natürlichen Steviolglycoside?
Sie schmecken unangenehm und sind teuer. In Lebensmitteln sind Steviolglycoside in Reinform kaum zu verwenden und müssen um ein akzeptables Geschmackserlebnis zu garantieren mit Zucker, Zuckeraustauschstoffen oder anderen Süßstoffen gemischt werden. Eine vollständige Unbedenklichkeit von Steviolglycosiden ist nicht bewiesen und daher wurde ein ADI-Wert festgelegt, der die Verbraucher vor überdosierungsbedingten Schäden schützen soll. In mehr als zweifelhaften Studien kam es zu Verdachtsmomenten, dass Steviolglycoside genotoxisch, krebserregend sowie fruchtbarkeitshemmend sein könnten. Experten gehen jedoch jetzt von einer Unbedenklichkeit der Steviablätter und auch von Steviolglycosiden aus, sofern kein übermäßiger Verzehr oder Konsum stattfindet.

Der Verbraucher wird über Stevia hinters Licht geführt Es ist bedauerlich, dass der Verbraucher jetzt mit der Zulassung von Steviolglycosiden anstatt Stevia-Blättern regelrecht hinters Licht geführt wird. Die negative Ökobilanz und die Monokulturen, in denen Stevia industriell angebaut wird, bleiben hinter dem Deckmäntelchen der vorgeblich so natürlichen Steviolglycoside unerwähnt. Steviolglycoside sind ein gefundenes Fressen für die Lebensmittelindustrie, die jetzt mit dem Argument „Natur pur“, das nur für Stevia-Blätter gelten könnte, werben kann und ihre Gewinne auf Kosten der fehlinformierten Verbraucher maximiert. So nicht; möchte man ausrufen! Steviolglycoside sind eben keine Stevia-Blätter. Es bleibt abzuwarten, wie lange es dauert, bis genmanipulierte Steviasorten mit einem hohen Steviolglycosidanteil in den Blättern auf dem Markt sind oder gar im Labor synthetisiertes Steviolglycosid als natürlich verkauft werden. Der Verbraucher ist wieder mal verarscht worden. Schade, denn mit der Zulassung von Stevia-Blättern als Süßungsmittel oder zumindest Lebensmittel wäre das vermeidbar gewesen. Grundsätzlich empfehle ich, weniger Süßungsmittel zu verwenden, um sich den Geschmackssinn zu erhalten und die Speisen nicht zu sehr zu „versüßen“, erklärt Sven-David Müller, Master of Science in Applied Nutritional Medicine (Angewandte Ernährungsmedizin), abschließend. Der Medizinjournalist ist staatlich anerkannter Diätassistent, Diabetesberater der Deutschen Diabetes Gesellschaft und wurde für seine Verdienste um die Ernährungsaufklärung mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Weitere Informationen unter www.svendavidmueller.de.

Quelle:
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:295:0205:0211:DE:PDF
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