München, 30. März 2011. Wir brauchen nur etwa zwei Zehntausendstel Gramm davon und doch beeinflusst es unseren Körper enorm: Jod. Das Spurenelement wird benötigt, damit die Schilddrüse ihre Hormone produzieren kann. Die Schilddrüsenhormone regen den Organismus an und fördern Wachstum und Stoffwechsel, erklärt jameda Gesundheitsredakteurin Dr. Iris Hinneburg.
Keine Entwarnung bei Jodmangel
Noch bis vor einigen Jahren galt Deutschland als ausgesprochenes Jodmangelgebiet. Wenn der Körper zu wenig Jod bekommt, vergrößert sich zuerst die Schilddrüse, bevor sie nach und nach die Hormonproduktion einstellt. Inzwischen nehmen die Deutschen deutlich mehr Jod auf, vor allem weil in vielen Haushalten, der Gastronomie und der Lebensmittelindustrie zunehmend Jodsalz verwendet wird. Doch ist noch keine Entwarnung angesagt, denn die Versorgung bewegt sich durchschnittlich immer noch an der untersten Grenze. Etwa jeder Zweite bis Dritte ist immer noch nicht ausreichend mit Jod versorgt.
Jod in Seefisch und Jodsalz
Der Jodbedarf liegt bei Erwachsenen bei etwa 180 bis 200 Mikrogramm. Den höchsten Bedarf haben schwangere und stillende Frauen, da sie auch die Schilddrüse des Babys mitversorgen müssen. Sie sollten deshalb zusätzlich Jodtabletten einnehmen. Für den Rest der Bevölkerung ist das in der Regel nicht notwendig. Empfohlen wird aber, Jodsalz zu verwenden und zweimal in der Woche Seefisch zu essen. Der Jodgehalt von Fisch ist stark von der Sorte abhängig. So hat Schellfisch den höchsten Gehalt, Kabeljau enthält fast doppelt so viel Jod wie Rotbarsch oder Seelachs. Auch Milchprodukte können zur Jodversorgung beitragen, da Tierfutter in der Regel mit Jod angereichert wird.
Ist Jod gesundheitsschädlich?
Gesundheitliche Bedenken, wie sie von Jodgegnern gelegentlich geäußert werden, bestehen bei diesen Jodmengen nicht. Ob eine hohe Jodzufuhr die Hashimoto-Thyreoiditis verursachen kann, wird von Experten kontrovers diskutiert. Fest scheint zu stehen, dass Jod höchstens ein Auslöser ist, wenn die Krankheit vorher schon latent bestanden hat.
Achtung: hoher Jodgehalt
Problematisch können für Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen (etwa Autonomien oder der Hashimoto-Thyreoiditis) aber Lebensmittel mit einem sehr hohen Jodgehalt werden, wie beispielsweise Algen. Dabei sind Rotalgen, die für Sushi verwendet werden, meist unproblematisch. Sehr hohe Jodgehalte finden sich aber in Braunalgen, die als Würzmittel (Kombu) zum Einsatz kommen. Auch Asia-Snacks können solche Algen enthalten. Als Regel gilt, dass man nicht mehr als 500 ?g Jod pro Tag zu sich nehmen sollte. Problematisch ist aber, dass gerade bei Algenprodukten der Jodgehalt häufig nicht deklariert ist. Im Zweifelsfall sollte man also besser darauf verzichten. Gefährlich können auch Produkte mit Meeresalgen oder Seetang sein, die beispielsweise zur Gewichtsabnahme beworben werden. Bei Menschen mit Schilddrüsenstörungen können sie sie die Schilddrüsenfunktion so stark anregen, dass auch das Herz in Mitleidenschaft gezogen wird – mit möglicherweise tödlichen Folgen.
Jodeinnahme bei Kernkraftunfällen
Hochdosiertes Jod wird bei Unfällen in kerntechnischen Anlagen an die Bevölkerung verteilt, um die Schilddrüse vor radioaktivem Jod zu schützen. Da die hohe Joddosis aber auch gesundheitliche Schäden hervorrufen kann, sollte man das Jod nicht auf eigene Faust einnehmen. Die Katastrophenschutzbehörde informiert bei Bedarf über die Notwendigkeit und stellt die entsprechenden Tabletten zur Verfügung.
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