Wie das Berliner Bildungsprojekt „Erwachsenengerechte Ausbildung“ (EGA) Arbeitslosen mit und ohne Migrationshintergrund eine neue Perspektive gibt
Raúl de Val Núñez ist 33 Jahre alt und auf dem besten Weg, eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker abzuschließen. Sein Ziel: Sich ein besseres Leben in Deutschland ermöglichen. Der gebürtige Spanier sah in seiner Heimat keine berufliche Perspektive mehr und beschloss, nach Deutschland zu kommen. Er ist einer von über 17 Millionen Menschen in Deutschland mit Migrationshintergrund. Im Jahr 2015 erreichte diese Zahl mit einem Anteil von 21 Prozent an der Gesamtbevölkerung Rekordniveau. Gerade diese Bevölkerungsgruppe hat laut Statistischem Bundesamt dreimal häufiger keinen Berufsabschluss, ist seltener erwerbstätig und fast doppelt so häufig nur geringfügig beschäftigt*. Mit einer Zusage für eine betriebliche Aus- oder Weiterbildung, der die Bundesagentur für Arbeit zugestimmt hat, ist die Aufenthaltserlaubnis sicher für die Länge der Ausbildung**. Im Ausbildungsprojekt EGA liegt der Anteil an Teilnehmern mit Migrationshintergrund bei 25 Prozent und ist damit etwas höher im Vergleich zur Gesamtbevölkerung.
EGA ist 2013 erstmalig gestartet und wurde von vier Berliner Jobcentern in enger Kooperation mit der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen sowie Kammern, Innungen und weiteren Partnern entwickelt. Es richtet sich an junge Menschen zwischen 25 und 40 Jahren ohne Berufsabschluss. Sie erhalten die Chance, aus einer Vielfalt an Berufen ihren Traum von einer abgeschlossenen Ausbildung zu erfüllen. Jedem Teilnehmer wird ein Coach zur Seite gestellt, der sie begleitet, unterstützt und mit Rat und Tat hilft. Das Unterstützungsmanagement gilt als einer der Erfolgsfaktoren des Projekts und wird im Projekt EGA 2 (Start 2014) über Berliner Landesmittel finanziert.
Der angehende Zerspanungsmechaniker Raúl de Val Núñez wird von seinem Coach als „äußerst engagiert“, „hochmotiviert“, „ausdauernd, belastbar und ehrgeizig, ohne verbissen zu sein“ beschrieben. Heike Grosch ist bei der Qualifizierungsgesellschaft für Energie- und Umwelttechnik gGmbH angedockt, welche die Rolle der Berufsschule einnimmt. Der Spanier wiederum schätzt den besseren Arbeitskodex in Deutschland und den Arbeitsmarkt mit all seinen Maßnahmen seitens der Bundesagentur für Arbeit und der Jobcenter: „Wenn jemand keine Arbeit mehr hat, hat er hier viel mehr Chancen und Unterstützung, etwas Neues zu machen oder einen neuen Beruf zu lernen.“ Das Besondere an dem Projekt EGA sei es, dass die anderen 14 Kollegen im gleichen Alter sind und ähnliche Voraussetzungen mitbringen. Für ein Studium fühlt sich Raúl de Val Núñez schon zu alt. Außerdem hebt er die dreimonatige Vorbereitungsphase hervor, in der ausbildungsrelevante Themen gelernt und Grundlagen wie Mathematik oder Physik aufgefrischt werden. Nur einmal dachte der angehende Zerspanungsmechaniker, der den praktischen Teil seiner Ausbildung beim mechanischen Werkzeug- und Formenhersteller FMW-Diehl GmbH absolviert, er könne die Ausbildung nicht schaffen: „Das habe ich mit meinem Coach besprochen. Sie hat mir geraten, ruhig zu bleiben und dann schaffe ich das auch. Bis jetzt hatte sie Recht.“
Insgesamt haben bisher 325 Teilnehmer eine Ausbildung im Rahmen von EGA begonnen. Voraussetzung ist die Empfehlung des persönlichen Arbeitsvermittlers der örtlichen Jobcenter sowie das Bestehen eines mehrtägigen Auswahlverfahrens. Das Projekt ist seit 2013 jedes Jahr mit neuen Auszubildenden in anderen Berufen gestartet. Die Top-3-Ausbildungsberufe im ersten Durchlauf waren Kaufleute (37), Steuerfachangestellte (14) und Metallbauer (10). In EGA 2, welches 2014 gestartet ist, gibt es 34 Fachinformatiker/innen, 28 Rechts- und Notarfachangestellte und 21 Erzieher/innen. Im Jahr 2015 hat EGA 3 begonnen: Mit 21 Tischler/innen, 18 Fachinformatiker/innen sowie 15 Rechts- und Notarfachangestellten.
Als einer von 15 Zerspanungsmechanikern in EGA 2 wird Raúl de Val Núñez im Dezember seine IHK-Prüfung ablegen. Er resümiert: „Ich war mit meiner beruflichen Situation als Kellner nicht zufrieden. Die Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei EGA war dann das Licht am Ende des Tunnels. Danach habe ich einen sicheren Job und kann insgesamt besser leben. Das ist ein tolles Ziel.“
Weitere Informationen unter www.comhard.de und www.ega-berlin.de
—
* Quelle: Mikrozensus 2015 des Statistischen Bundesamtes destatis (16.09.2016), www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2016/09/PD16_327_122pdf.pdf?__blob=publicationFile
** Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Broschüre „Bildung und Beruf in Deutschland“ (01.01.2015), www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/Broschueren/bildung-und-beruf-in-deutschland.html
____
— /via Jetzt-PR.de/ —
Kurzbeschreibung
Das Bildungsprojekt „Erwachsenengerechte Ausbildung“ (kurz: EGA) richtet sich an junge Menschen zwischen 25 und 40 Jahren ohne Berufsabschluss. Sie erhalten die Chance und erfolgsversprechende Perspektive, aus einer Vielfalt an spannenden Berufen ihren Traum von einer abgeschlossenen Ausbildung zu erfüllen.
Erfolgsfaktoren
Das Besondere: In einem mehrtägigen Auswahlverfahren werden die Bewerber/-innen auf Herz und Nieren geprüft – und können auch selbst einen umfassenden Einblick in potentielle Berufe und das Projekt gewinnen. So können sie sich bei Eignung für den Beruf entscheiden, der am besten zu ihnen, ihren Interessen und Fähigkeiten passt. In der nachfolgenden dreimonatigen Vorbereitungsphase werden die Auszubildenden umfangreich fachlich, methodisch und persönlich auf die Ausbildung vorbereitet. Während der gesamten Ausbildungszeit werden die Teilnehmer/-innen von speziell ausgebildeten Coaches umfassend unterstützt, motiviert und gefördert. Fehlende fachliche Hintergründe (wie Deutsch oder Mathematik) können die Auszubildenden mit gezielter Nachhilfe aufholen. Dieses Konzept führt dazu, dass sie wahrscheinlicher am Ball bleiben und mit Freude und Motivation ihre zweite Chance wahrnehmen – und Unternehmen auf ihre wertvollen Mitarbeiter zählen können. Nach der Ausbildung werden die Auszubildenden bei der Suche nach einem Arbeitsplatz weiter unterstützt und gecoacht. Natürlich ist das nur notwendig, wenn der Praxisbetrieb den Vertrag nach der Ausbildung nicht weiterführt.
Beteiligte Partner
Unter dem Dach der Initiative „AusBILDUNG wird was – Spätstarter gesucht“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und der Bundesagentur für Arbeit ist das Projekt erstmalig im Jahr 2013 mit 120 Auszubildenden gestartet. Entwickelt wurde es unter Federführung des Jobcenters Berlin Friedrichshain-Kreuzberg und weiteren Jobcentern des Agenturbezirkes Berlin Mitte – in enger Kooperation mit der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, ausgewählten Kammern, Innungen und Berufsfachverbänden sowie freien Bildungsdienstleistern.
Profitieren auch Sie!
Aufgrund des großen Erfolgs des verkürzten Ausbildungsmodells startet seit Beginn 2013 jedes Jahr eine neue Gruppe an Teilnehmern, die in wechselnden Ausbildungsberufen eine Chance auf Veränderung erhält. Das Feedback von Teilnehmerinnen und Teilnehmern und von Unternehmen ist positiv. Berliner Unternehmen, die als Kooperationspartner zukünftig am Erfolg mitwirken wollen, können sich jederzeit beim zuständigen Koordinatorenteam melden und über das Projekt informieren.
Finanzierung:
Das Projekt EGA 2 wird gefördert von der Bundesagentur für Arbeit und dem Land Berlin.
Kontakt
Comhard GmbH
Kristin Korsch
Möllendorffstraße 52
10367 Berlin
030 55096-150
Kristin.Korsch@comhard.de
http://www.comhard.de