Komplexe Aufgabenstellungen erfordern, dass Wissen sich ergänzt und dass es gemeinsam bewertet und abgewogen wird. Und doch folgen immer noch viele Menschen der alten Erfolgsformel „Du musst es alleine schaffen“. „Die in der westlichen Gesellschaft propagierte Leistungsorientierung hat uns in einen schizophrenen Zustand geführt“, erklärt die Kooperationsexpertin Ulrike Stahl ( www.ulrikestahl.de ). „Einerseits wurde uns bereits in Kindergarten und Schule beigebracht, Regeln zu beachten, die ein gutes Miteinander sicherstellen. Andererseits wurden wir angeleitet, dass Leistung immer individuell zu erbringen ist. Im Beruf geht es weiter, Team- und Kooperationsfähigkeit gehören zur Standardanforderung, andererseits wird aber die individuelle Leistung gemessen, bewertet und belohnt. Was daraus entsteht ist ein Mindset, der deutlich stärker im Wettbewerbsmodus agiert als im Kooperationsmodus. Die Folgen bekommen wir jetzt immer deutlicher zu spüren.“
Auf Leistung getrimmt
Beim Global Innovation Index 2016 kommt Deutschland – eigentlich ein Erfinderland – nicht über den 10. Platz hinaus. Während Erfindungen meist von Einzelpersonen gemacht werden, gelingen Innovationen nur durch Kooperation. Und die ist in der auf Leistung und Umsatzziele getrimmten deutschen Unternehmenslandschaft weitgehend verloren gegangen. Eine Studie der Körber-Stiftung belegt weiterhin, dass heute vier von fünf abhängig beschäftigten Menschen mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden sind. Als Grund geben sie an, dass die individuelle Verantwortung immer weiter steigt und gleichzeitig Solidarität ab- und Egoismus zunehmen. Wir spüren also nicht nur, dass uns mehr Kooperation gut tun würde, sie würde uns auch helfen, den beruflichen Anforderungen besser gerecht zu werden. „Die Zeiten, in denen Experten ihre Aufgaben im Elfenbeinturm erledigen, sind vorbei“, so Ulrike Stahl. „Was heute und in Zukunft den Erfolg bringen wird, ist die Formel „Gemeinsam gewinnen“. Das erfordert ein Umdenken, bei dem uns das MANGO-Prinzip entscheidend unterstützen kann.“
M = Miteinander
Es fällt uns leichter, auf das zu schauen, was uns trennt: der unterschiedliche Status, die unterschiedliche Bezeichnung, das Alter, die Persönlichkeit… . Uns abzugrenzen ermöglicht, uns selbst durch- und über andere hinwegzusetzen. Für mehr Kooperation hingegen müssen wir Rollen-, Hierarchie- und Abteilungsgrenzen überwinden. Der Fokus auf das, was uns verbindet, unterstützt die kooperative Zusammenarbeit. Das können gemeinsame berufliche Ziele sein, wie z. B. dass der Arbeitsplatz sicher ist oder eine persönliche Gemeinsamkeit, wie beispielsweise ein Hobby.
A = Alle im Blick
Stress erzeugt einen Tunnelblick. Entweder wir haben dann nur noch unsere eigenen Aufgaben im Blick und ignorieren die Bedürfnisse anderer. Oder wir richten unseren Fokus auf die Person, die uns durch den Schlamassel führen wird und machen nur noch, was sie uns sagt. Kooperative Zusammenarbeit funktioniert aber nur mit der Sowohl-als-auch-Haltung. Das bedeutet Verantwortung für die Erfüllung der eigenen Ziele zu übernehmen und gleichzeitig die Bedürfnisse anderer gleichwertig daneben gelten zu lassen. Und mehr noch, sich um Lösungen zu bemühen, die beiden gerecht werden.
N = Nutzen stiften
Zu überlegen, wie wir mit unseren persönlichen Fähigkeiten oder Wissen für Andere Nutzen stiften können, stärkt unser Selbstbewusstsein. Das erlaubt uns auch mit Menschen zu kooperieren, die uns scheinbar einiges voraushaben, ohne in eine Bittstellerposition zu rutschen. Gleichzeitig bewahrt uns die Frage „Was kann ich für andere tun?“ vor egoistischen Tendenzen und Mangeldenken, dem Feind jeder Kooperation.
G = Gemeinsam gewinnen
Konkurrenzdenker prüfen, was sie die Kooperation kostet, Kooperationsdenker erkennen, dass sie gemeinsam mehr gewinnen können als alleine. Deshalb werden sie auch bei Schwierigkeiten nicht die individuell möglichen „Quick-wins“ ziehen und die kooperative Zusammenarbeit aufs Spiel setzen, sondern alles dafür tun, dass alle Beteiligten gemeinsam über die Ziellinie gehen.
O = Offenheit
Die meisten Menschen sind, was Beziehungen angeht, eher beständig. Die Gefahr steckt im Groupthink. Je besser wir zusammenspielen desto wahrscheinlicher ist es, dass alle automatisch in dieselbe Richtung denken und abweichende Ideen immer weniger geäußert werden. Wenn wir mit Menschen zusammenarbeiten, die neu und anders sind als wir selbst, birgt das neue Chancen, aber zwangsläufig auch große Überraschungen. Das erfordert Flexibilität und Offenheit, sich auf andere Vorgehensweisen einzulassen und aktiv den Austausch mit Menschen zu suchen, die anders sind als wir selbst.
Ulrike Stahl denkt Kooperation nicht nur neu, sie lebt und lehrt sie auch. Mit ihrer in London lebenden Schwester hat sie über die Ländergrenzen hinweg ein gemeinsames Unternehmen aufgebaut. Über 2000 Unternehmer unterstützte sie bereits bei der Vernetzung und dem Geschäftsaufbau. Seit 12 Jahren trainiert und coacht die Wahl-Schweizerin Teams und Führungskräfte von DAX-Unternehmen und Mittelständlern weltweit. Studiert und gelernt hat sie den strukturiertesten Beruf der Welt: Dipl. Verwaltungswirtin. Sie liefert den Beweis, dass Struktur und Inspiration erfolgreiche Partner sind. www.ulrikestahl.de
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