Im September regiert Bacchus in Böhmen und Mähren
Tschechien gilt als Land des Bieres. Dabei reicht die Tradition des Weinbaus dort bis in die vorchristliche Zeit zurück. Rund 500 internationale Auszeichnungen im vergangenen Jahr belegen die gute Qualität der böhmischen und mährischen Weine. Davon kann sich jeder überzeugen, der im September durch das Land reist. Überall finden Feste statt, bei denen lokale Weine ausgeschenkt werden und an die lange Tradition des Weinbaus erinnert wird.
Funde belegen dass römische Legionäre schon im 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung in Südmähren Wein anbauten. Vermutlich reicht die Tradition des mährischen Weinbaus sogar zurück bis in die Zeit der Kelten vor mehr als 2.000 Jahren. Kaiser Karl IV., dessen 700. Geburtstag in diesem Jahr in ganz Tschechien gefeiert wird, gilt auch als großer Förderer des Weinbaus in seiner Heimat. In der Blütezeit im 16. Jahrhundert wurde auf rund 30.000 Hektar Wein angebaut. Kriege und die Reblaus trugen dazu bei, dass die Anbauflächen danach stetig schrumpften. Heute wachsen in Tschechien auf rund 18.000 Hektar Weinreben, das entspricht etwa einem Drittel der Anbaufläche im Nachbarland Österreich.
Im September übernimmt Bacchus das Zepter. Die Zeit der Weinlese im Herbst ist auch die Zeit der Feste in vielen der rund 400 Weinorte in Böhmen und Mähren. Sie ziehen inzwischen auch zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland an. Der Weinbau rund um Burg Karlstejn (Karlstein) bei Prag geht auf den böhmischen Herrscher Karl IV. zurück. In diesem Jahr wird vom 24. bis 25. September auf der Burg nicht nur die 20. Auflage des Weinfests gefeiert, sondern zugleich der 700. Geburtstag des Regenten. Und so wird Karl IV. auch den historischen Umzug anführen, der von den Karlsteiner Weinbergen zu seiner Burg führt. Besucher können lokale Weine verkosten und einen Mittelaltermarkt mit gotischer Modenschau, Feuerschluckern und Fakiren erleben. An beiden Tagen verkehrt vom Bahnhof Smíchov in Prag ein historischer Dampfzug nach Karlstein.
In Mikulov (Nikolsburg), einem der Zentren des mährischen Weinbaus, wird bereits vom 9. bis 11. September das Pálava-Weinfest gefeiert, dessen Tradition rund 200 Jahre zurückreicht. Erinnert wird dabei an König Wenzel IV., den Sohn Karls IV., der 1403 von Söldnern der Burg Mikulov aus seiner Gefangenschaft in Wien befreit worden war. Sein Einzug in die Stadt wird jedes Jahr aufs Neue zelebriert. Während der Festtage öffnen sich die Weinberge und -keller für Besucher. Die besten Weine der Region werden gekürt, Sommeliers treten bei einem Wettbewerb um die feinste Nase an.
Königlichen Besuch hat auch die mährische Gemeinde Znojmo (Znaim) beim Weinfest vom 16. bis 18. September. Dort führt König Johann von Luxemburg, der Vater von Karl IV., den historischen Umzug an. Erinnert wird damit an einen Besuch des Regenten im Jahr 1327, als er bei Znaimer Wein einen Vertrag feierte, der ihm die Rechte an Schlesien sicherte. Johann hatte den Znaimer Winzern auch Privilegien beim Verkauf ihrer Weine in seinem Herrschaftsgebiet zugesichert.
Nicht nur in zahleichen kleinen und größeren Orten des Landes, sondern auch in der Hauptstadt Prag feiert man den Beginn der Weinlese. Der Name des Stadtteils Vinohrady erinnert daran, dass dort schon im Mittelalter Wein angebaut wurde. Heute wachsen in der Moldaustadt wieder Reben auf zwölf Hektar Fläche. Auf dem historischen Weinberg St. Klara, der heute Teil des Botanischen Gartens ist, können Besucher am 10. und 11. September den Prager Wein genießen, zwei Wochen später, vom 23. bis 24. September, findet ein Fest auf dem Weinberg Grebovka statt.
War es vor 1989 ein schwieriges Unterfangen, in Prag ein Glas guten Weines zu trinken, so gibt es dort inzwischen immer mehr schicke Weinbars und Restaurants, die auf Qualität Wert legen. Fast jeden Tag findet irgendwo ein Wein-Event oder eine Verkostung statt. In angesagten Weinbars wie Veltlín oder Vinograf werden vor allem einheimische Weine ausgeschenkt. Denn die können sich inzwischen gut behaupten, wie rund 500 Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben im Jahr 2015 eindrucksvoll belegen. Allein beim weltgrößten Weinwettbewerb, dem AWC Vienna in Wien, gab es im vergangenen Jahr 27 Gold- und 136 Silbermedaillen für Weine aus Tschechien. Beim deutschen Wettbewerb MUNDUS Vini gingen 2015 ebenfalls drei Goldmedaillen ins Nachbarland.
Jedes Jahr kürt das Nationale Weinzentrum des Landes die 100 besten tschechischen Weine und stellt sie im Weinsalon in den Kellern des Schlosses von Valtice (Feldberg) aus. Besucher können sie vor Ort verkosten und kaufen. Rund 1.400 Weine von 215 Winzern nahmen am jüngsten Wettbewerb teil. Gewonnen hat erstmals ein Rotwein – ein im Barrique gereifter Merlot aus der Nikolsburger Region. Ein Zeichen für die wachsende Bedeutung tschechischer Rotweine, die bisher nur knapp ein Drittel der gesamten Produktion ausmachen.
Fast 96 Prozent aller tschechischen Weine kommen aus Südmähren, wo ein subkontinentales Klima, geringe Niederschläge und fruchtbare Böden ideale äußere Bedingungen bieten. Im Norden Böhmens wird dagegen nur auf rund 700 Hektar Fläche Wein angebaut, vor allem in der Elbregion zwischen Litomerice (Leitmeritz) und Melník . Nicht nur die Qualität, auch die Vielfalt wächst, und so finden sich neben den bislang dominierenden Trauben wie Müller Thurgau, Riesling oder Grüner Veltliner auch Neuzüchtungen wie Paláva oder Cabernet Moravia.
Bioweine sind langsam im Kommen. Schon 2002 hat Stanislav Rudolfsky den Weinbau in der böhmischen Welterbestadt Kutna Hora (Kuttenberg) neu belebt und baut dort heute auf 54 Hektar Wein nach Demeter-Standard an. Auch einige kleinere Weingüter setzen auf Bio. Bereits seit 1994 produziert Ivan Váa auf einem Teil seiner Weinberge im böhmischen Chrámce (Kramitz) koschere Weine. Die Trauben müssen separat geerntet und von jüdischen Mitarbeitern nach traditionellen Regeln verarbeitet werden. Eine Besonderheit sind auch die Weine im gotischen Schlosskeller von Kromí (Kremsier). Durch Dekret von Karl IV. erhielt das Bischofsschloss schon 1345 das Recht, Messweine nach vatikanischer Norm herzustellen. Bis heute wird diese Tradition gepflegt. Besucher können täglich den Keller besichtigen, in denen der Wein in historischen Holzfässern reift und diesen auch vor Ort verkosten.
Plzen (Pilsen) ist die Heimat des bekanntesten tschechischen Bieres, doch in den riesigen Kellern des benachbarten Stary Plzenec (Altpilsen) lagern bereits seit 1942 die Sekte der Firma Bohemia. Das Unternehmen, das seit einigen Jahren zu Dr. Oetker gehört, verkauft jedes Jahr rund 24 Millionen Flaschen seines Schaumweins, der aus mährischen Trauben entsteht. Die Spitzencuvee trägt den Namen des französischen Kellermeisters Louis Giradot, der Ende der 1940er Jahre die Tschechen in die Kunst der Champagnerherstellung einweihte. Beim letztjährigen Wettbewerb MUNDUS Vini wurde Bohemia zum besten Sekthersteller Osteuropas gekürt. Besucher können eine Führung durch die Anlagen buchen und sich vor Ort von der Qualität der Sekte überzeugen.
Rund um den Wein entstanden inzwischen zahlreiche touristische Programme. So können Touristen zahlreiche historische Keller in Südmähren besichtigen. Ein rund 1.200 km langes Radwegenetz erschließt die Weinregionen in Südmähren – und wer sich bequemer von Weingut zu Weingut bewegen möchte, kann in Znaim eine Tour mit dem Vinobus von Winzer zu Winzer unternehmen und unbeschwert die Weine verkosten. Dass sich Wein nicht nur zum Trinken eignet, zeigt das Wellness-Hotel Centro im südmährischen Hustopece (Auspitz). Dort werden Weinbäder und Peelings auf Basis von Traubenkernen angeboten.
Informationen
Informationen über Weinfeste und Weintourismus in Tschechien bietet die Website von CzechTourism, www.czechtourism.com Infos zum Nationalen Weinbauzentrum und dem Weinsalon in Schloss Valtice unter www.vinarskecentrum.cz , zu Bohemia Sekt unter www.bohemiasekt.cz und zum Vinobus in Znojmo unter www.vinobus.vocznojmo.cz Mehr über das Wellness-Hotel Centro unter www.centro.cz
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