Ganz europäisch
Der Deutsch-Französische Studiengang Rechtswissenschaften, dessen 20. Geburtstag die Hochschule gerade beging, ist ein Erfolgsmodell. Das Studienangebot wird gemeinsam von den Universitäten Potsdam und Paris Ouest angeboten. Rund 1.650 Deutsche und Franzosen haben es in den letzten beiden Jahrzehnten wahrgenommen. Derzeit entsteht ein binationales Doktorandenkolleg. Die Deutsch-Französische Hochschule bewilligte zunächst für drei Jahre die Mittel.
Der Deutsch-Französische Studiengang der Universitäten Potsdam und Paris Ouest-Nanterre-La Dèfense wurde 1994/1995 von den Professoren Werner Merle (Potsdam) und Otmar Seul (Paris) ins Leben gerufen und seither fortentwickelt. Heute ist er der größte und bedeutendste seiner Art und an beiden Partneruniversitäten fest verankert und besitzt Modellcharakter für Deutschland und ganz Europa. Sein nachhaltiger Erfolg macht seit nunmehr 20 Jahren deutlich, dass die europäische Kooperation im Hochschulbereich auch in der Juristenausbildung, die im Vergleich zu den meisten anderen Studiengängen sehr länderspezifisch ist, möglich ist.
Die Absolventen beider Länder sind nach Abschluss ihres Studiums auf ein Berufsleben im internationalen Umfeld vorbereitet und haben umfassende Kenntnisse im deutschen und im französischen Recht. Die deutschen und ein Teil der französischen Studiengangsteilnehmer verbringen die ersten beiden Jahre ihres Studiums an der Universität Potsdam und durchlaufen hier zusätzlich zum regulären deutschen Grundstudium den Vorlesungszyklus zum französischen Recht. Im dritten Jahr gehen diese Studierenden nach Paris und erwerben dort das französische Bachelor-Diplom (licence en droit). Die deutschen Studierenden kehren anschließend nach Potsdam zurück und bringen hier ihr deutsches Jura-Studium zu Ende. Andere französische Studierende verbringen die ersten beiden Jahre an der Universität Paris Ouest und studieren dann im dritten Jahr in Potsdam. Die erworbenen Studienleistungen werden in Paris Ouest als reguläre Bestandteile des dortigen Licence-Studiums anerkannt. Entsprechendes gilt für französische Master-Studierende in Potsdam.
Besonders hervorzuheben am Deutsch-Französischen Studiengang ist, dass das jeweils andere ausländische Recht integraler Bestandteil des einheimischen Jura-Studiums ist. Die Juristische Fakultät der Universität Potsdam bietet zusätzlich zum klassischen deutschen Jurastudium Blockvorlesungen zum französischen Recht in französischer Sprache an, die zumeist Gastdozenten der Pariser Universität abhalten, was in Deutschland einmalig zu sein scheint. Gleichzeitig gehören Lehrveranstaltungen zum deutschen Recht in deutscher Sprache zum Programm der Universität Paris Ouest, die zum Teil Dozenten der Universität Potsdam bestreiten.
Der Studiengang stößt auf große Resonanz, sowohl unter den deutschen als auch unter den französischen Studieninteressenten. Gegenwärtig belegen ihn 37 Deutsche und 81 Franzosen an der Universität Potsdam und 17 Deutsche an der Universität Paris Ouest. Insgesamt haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht weniger als 1.650 Deutsche und Franzosen den Studiengang durchlaufen. Sie sind heute überwiegend in Rechtsanwaltskanzleien, internationalen Organisationen und wissenschaftlichen Einrichtungen tätig. Seit Kurzem verleiht die Juristische Fakultät nach erfolgreichem Abschluss des Studiengangs den Grad eines Bachelor of Laws (LL.B.) mit der Qualifikation „Deutsch-Französische Studien“.
Das kommende deutsch-französische Doktorandenkolleg wird zunächst für drei Jahre von der Deutsch-Französischen Hochschule gefördert. Die Institution stellt jährlich 12.000 Euro für Forschungsaufenthalte, binationale Projekte und anderes zur Verfügung. Geplant ist ebenfalls ein gemeinsames Doktorandenseminar und die Anbindung des Kollegs an die Potsdam Graduate School, einer vernetzten Dach- und Fördereinrichtung für alle Promovierenden und Graduiertenprogramme der Universität Potsdam. Es wäre nach einem binationalen Doktorandenkolleg in der romanistischen Linguistik das zweite, das sich hier etabliert.
Kontakt: Prof. Dr. Tilman Bezzenberger
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Medieninformation 14-07-2014 / Nr. 133
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